Franz von Sales:

„Cassian erzählt, ein Jäger habe den heiligen Evangelisten Johannes eines Tages mit einem Rebhuhn auf dem Arm angetroffen, das er streichelte und mit dem er spielte; der Jäger konnte nicht verstehen, wie ein solcher Mann seine Zeit mit so gewöhnlichen Dingen vertun könnte, worauf der Heilige ihn fragte: „Warum trägst du deinen Bogen nicht immer gespannt?“ Der Jäger antwortete: „Wäre der Bogen immer gespannt, dann hätte er nicht mehr die Kraft zurückzuschnellen, wenn man ihn braucht.“ – „Wundere dich also nicht“, erwiderte der Apostel, „wenn auch ich die angestrengte Aufmerksamkeit des Geistes ein wenig vermindere, um mich zu erholen; nachher kann ich mich umso frischer der Betrachtung widmen.“ (DASal 1,185)

Das wohl bekannteste Bild, das wir vom Apostel und Evangelisten Johannes haben, ist die Darstellung, wie er beim letzten Abendmahl an der Schulter Jesu ruht. Für viele ist dieses Bild der Inbegriff der Meditation, des Vertrauens, der Ausgeglichenheit, ja, der Erholung. Ruhen an der Schulter des Herrn, darauf vertrauend, dass in seiner Gegenwart und Nähe alles gut ist und gut wird. Franz von Sales verbindet den Evangelisten immer wieder mit dem Begriff „Ruhe“, egal ob er den Abendmahlssaal beschreibt oder wie hier, wenn er die bekannte Legende des Jägers erzählt, der den hl. Johannes beim „Nichtstun“ erwischt. Mit dem 27. Dezember ist meist der Rummel des Weihnachtsfestes vorbei. Die Geschenke sind verteilt, die Verwandtenbesuche erledigt, der Alltag stellt sich wieder ein. Es ist Zeit zum Auftanken, Zeit, den Bogen zu entspannen und sich zu erholen. Am besten wie Johannes an der Schulter des Herrn. Solche Zeiten sind keine Zeitverschwendung, sondern lebens-wichtig. Wir brauchen sie, um leben zu können.

FRAGEN ZUM NACHDENKEN:

  • Haben dich die Weihnachtstage erschöpft?
  • Wie geht es dir mit dem Bild des Johannes, der an der Schulter des Herrn ruht?
  • Wie sieht deine Erholung aus?

Herzensgebet durch den Tag:

Es lebe Jesus!

An seiner Schulter finde ich zur Ruhe.