Franz von Sales:

„Jesus weint. Die natürliche Erklärung, warum die Neugeborenen weinen, ist, dass sie nach der Wärme und Geborgenheit im Mutterschoß zum ersten Mal die Kälte, das Licht und eine ungewohnte Luft spüren. Die mystische Erklärung: weil sie geboren werden, um zu sterben und viel zu leiden.“ (DASal 9,160)

Einsamkeit, Kälte, Leid, Sterben und Tod gehören zum Leben. Daran ist nichts zu rütteln. Gerade während der Advents- und Weihnachtszeit kann uns diese Tatsache besonders tief treffen. Weihnachten soll schön sein, fröhlich, vom Sterben und Leiden will man da nichts wissen. Der Dezember ist eine Zeit, in der man auf Geburt eingestellt ist, aber nicht auf das Sterben. Gerne wollen wir von Weihnachtswundern hören, vor den Weihnachtskatastrophen drücken wir uns. Dennoch bietet uns die Wirklichkeit jedes Jahr beides. Franz von Sales wird dem in seinen Meditationen über die Geburt des göttlichen Kindes gerecht. Er beschreibt enthusiastisch das unbegreifliche Wunder der Heiligen Nacht, das strahlende Licht aus der Höhe, aber er weist auch auf die Kälte hin, die Armut, das Sterben und den Tod. Es klingt hart, aber entspricht der Realität: Jeder Mensch wird geboren, um zu sterben und viel zu leiden. Diese Aussage des hl. Franz von Sales grenzt fast schon an Nihilismus. Was aber unterscheidet Franz von Sales von Sartre, Camus oder Nietzsche? Der weinende Gott. Jesus weint als Kind und er wird später über den Tod seines Freundes Lazarus weinen (Joh 11,35). Er ist kein gleichgültiger Gott ohne Mitleid und Mitgefühl, im Gegenteil: er weint und lässt sich vom Leid dieser Welt berühren.

FRAGEN ZUM NACHDENKEN:

  • Verdrängst du die Realität von Leid und Tod aus deinem Leben?
  • An welchen Gott glaubst du, wenn du an das Leid dieser Welt denkst?
  • Wer in deinem Bekanntenkreis ist gerade jetzt mit Leid konfrontiert und braucht deine Hilfe?

Mein Herzensgebet durch den Tag:

Es lebe Jesus,

dem meine Sorgen und Nöte nicht gleichgültig sind.