Predigt zum Hochfest der Gottesmutter Maria – Neujahr (Lk 2,16-21)

Jahr der Hoffnung

Die Geburt eines Kindes ist – selbst unter den widrigsten Umständen – ein Zeichen der Hoffnung. Es sagt uns: Das Leben geht weiter – trotz allem. Die Geburt Jesu wird jedenfalls seit mehr als 2000 Jahren als ein solches Zeichen der Hoffnung gedeutet. Zum Ausdruck kommt dies allein schon durch seinen Namen: JESUS – das heißt: „Gott rettet“. Und den Hirten von Betlehem wurde das auch so verkündet: „Heute ist euch der Retter geboren, Christus der Herr.“ Darüber berichteten sie und alle, die es hörten, staunten.

Ein neues Jahr hat begonnen. Es ist ein besonderes Jahr, das Heilige Jahr 2025 – und es steht unter dem Thema „Pilger der Hoffnung“. Papst Franziskus möchte, dass in diesem Jahr genau das wieder in den Fokus rückt, was auch im heutigen Evangelium zum Ausdruck gebracht wird: In Jesus Christus ist uns eine Hoffnung geschenkt, die uns auf unserem Weg durch das Leben und die Geschichte begleitet und trägt. Das war die letzten 2000 Jahre so und so wird es auch in Zukunft sein. Wir sind mit einer Hoffnung unterwegs, genauso wie Maria und Josef, genauso wie die Hirten. Wichtig ist, dass wir all das, so wie Maria, in unseren Herzen bewahren, gerade dann, wenn der Alltag wieder beginnt, wenn Sorgen uns belasten, wenn wir besondere Herausforderungen zu bewältigen haben.

Ich möchte heute einmal den heiligen Franz von Sales etwas ausführlicher zu Wort kommen lassen. Er schrieb nämlich einmal einen Brief an eine Frau, die sich offenbar mit ihren Sorgen und Ängsten, die sie belasteten, unter anderem die schwere Erkrankung ihres Vaters, an ihn wandte. Dieser Brief zeigt nämlich wunderbar, was wir Christinnen und Christen unter Hoffnung verstehen. Franz von Sales schreibt:

„Glauben Sie mir, …: um auf dieser Pilgerfahrt zufrieden zu leben, müssen wir vor unseren Augen die Hoffnung … gegenwärtig haben, … und … fest glauben (denn das ist wahr), dass Gott … nie erlauben wird, dass uns etwas zustößt, was uns nicht zum größeren Wohl gereicht. Gott weiß, wer wir sind, und er wird uns seine väterliche Hand … entgegenstrecken … deshalb müssen wir vollkommenes Vertrauen zu ihm haben.“

Davon war der heilige Franz von Sales wirklich überzeugt: Gott verlässt uns nicht, egal, was auch passiert, ihm können und sollen wir voll und ganz vertrauen. Und so schreibt er weiter:

„Begegnen sie dem, was auf sie zukommt, nicht mit Furcht, sondern mit Hoffnung. Gott hat Sie bis jetzt bewahrt; halten Sie sich nur recht an seiner Hand fest, und er wird Ihnen beistehen und Sie tragen, wo Sie nicht gehen können. Was brauchen Sie zu fürchten, … da Sie Gott gehören, der uns so fest zugesichert hat, dass denen, die ihn lieben, alles zum Wohl gereiche?“

Franz von Sales ruft uns also dazu auf, uns ganz mit Gott zu verbinden, auf ihn unsere Hoffnung und unser Vertrauen zu setzen. Er geht mit uns, und wenn wir einmal nicht gehen können, dann trägt er uns. Deshalb rät Franz von Sales:

„Denken Sie nicht, was morgen geschehen wird, denn der gleiche ewige Vater, der heute für Sie sorgt, wird auch morgen und immer Sorge für Sie tragen: Entweder lässt er kein Übel für Sie zu, oder wenn er es tut, dann wird er Ihnen auch den unbesiegbaren Mut schenken, es zu ertragen.“

Franz von Sales schließt seinen Brief mit den Worten:

„Bleiben Sie in Frieden, … entfernen Sie aus Ihrer Vorstellung, was Sie verwirren kann, und sagen Sie oft zu Unserem Herrn: O Gott, Du bist mein Gott, ich vertraue auf Dich. Du wirst mir beistehen und meine Zuflucht sein, ich habe nichts zu fürchten.“ (DASal 6,271)

Aus diesen Worten wird deutlich: Franz von Sales war kein blauäugiger Optimist, der immer und überall verkündet, dass alles gut werden wird. Vielmehr war er ein zutiefst hoffnungsvoller Mensch, der sich von Gott auch dann getragen weiß, wenn einmal nicht alles immer gut wird.

Ein anderes Beispiel dieser unbesiegbaren Hoffnung ist die Gottesmutter Maria, deren Fest wir am ersten Tag des Jahres feiern. Sie hat alles in ihrem Herzen bewahrt und nie ihren Glauben an ihren Sohn Jesus Christus verloren – selbst nicht unter dem Kreuz, in seiner Todesstunde. Er ist die Hoffnung, die uns trägt, er ist der Retter, der Herr. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS