Predigt zum Pfingstfest (1 Kor 12,3b-7.12-13, Joh 20,19-23)

Firmung

Heute haben wir einmal die Gelegenheit, uns an unsere Firmung zu erinnern. Wissen wir eigentlich noch, an welchem Tag wir gefirmt wurden? Wie haben wir diesen Tag erlebt? Was ist uns davon in Erinnerung geblieben? Ich kann mich zum Beispiel noch an das gute Essen erinnern und vor allem daran, dass ich bei der Autofahrt das erste Mal vorne sitzen durfte.

Für die Apostel in Jerusalem war das Wesentliche ihrer Firmung am fünfzigsten Tag nach Ostern das Brausen des Sturmes, das sie hörten und auf die Straße hinaustrieb … und natürlich die Feuerzungen und die erstaunliche Tatsache, dass Petrus zu einer Sprache fand, die von allen verstanden wurde. So jedenfalls schildert es uns der Evangelist Lukas, der ja auch die Apostelgeschichte verfasste.

Was ist eigentlich damals mit uns geschehen, an diesem Tag, als wir gefirmt wurden? Könnten wir diese Frage heute irgendjemandem beantworten?

Von mir kann ich jedenfalls sagen, dass ich mich damals am Beifahrersitz neben meinem Vater im Auto und später dann neben meinem Firmpaten ziemlich erwachsen fühlte … und die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die kann ich seither auswendig, denn das wurde uns im Firmunterricht ständig eingebläut: Weisheit, Rat und Stärke, Einsicht, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Was diese Gaben jedoch bedeuten, das war mir nicht ganz klar und, wenn ich ehrlich bin, es interessierte mich damals auch nicht so wirklich.

Wir feiern jedes Jahr mehr oder weniger festlich das hohe Pfingstfest. Wir feiern die Erinnerung an die Firmung der Apostel, die Geburtsstunde des öffentlichen Wirkens der Kirche und damit feiern wir eigentlich auch unsere eigene Firmung, also die Tatsache, dass wir für unsere Aufgaben als Christinnen und Christen in unserer Welt und unserer Zeit durch den Heiligen Geist „firm“ gemacht wurden. Ab unserer Firmung sind wir erwachsen und bereit, unseren Glauben eigenverantwortlich zu leben und zu bezeugen. Wahrscheinlich haben wir das am Tag unserer Firmung noch gar nicht, oder nur in Ansätzen begriffen, umso wichtiger ist es daher, dass wir uns jedes Jahr daran erinnern, wenn wir das Pfingstfest feiern. „Sei besiegelt mit der Gaben Gottes, dem Heiligen Geist“ … so wurde zu uns gesagt. „Empfangt den Heiligen Geist“, so formuliert es Jesus im heutigen Evangelium. Das bedeutet: Ihr seid beauftragt, das Evangelium zu verkünden, dort wo ihr lebt und arbeitet, mit den Fähigkeiten, die ihr geschenkt bekommen habt. „Es gibt verschiedene Gnadengaben“, haben wir heute vom Apostel Paulus gehört, verschiedene Dienste, verschiedene Kräfte – alle aber wurden wir mit Heiligem Geist getränkt und bilden den einen Leib, der aus vielen Gliedern besteht.

Der Heilige Geist ist also die Kraft und Energie Gottes, die uns dazu befähigt, diesen Verkündigungsauftrag Jesu zu leben. „Lassen wir uns in aller Freiheit vom milden Wehen des Heiligen Geistes vorwärtsbewegen und tragen,“ meint daher auch der heilige Franz von Sales (DASal 3,157). Das bedeutet: Haben wir keine Angst, Zeugnis für unseren Glauben zu geben, diesen Glauben in unseerem Umfeld sichtbar und spürbar zu machen. Gelegenheiten dazu gibt es jeden Tag, nicht nur am Sonntag, wenn es um die Entscheidung geht, ob wir an der Feier der Heiligen Messe teilnehmen wollen oder nicht.

Mit dem Pfingstfest endet die Osterzeit, das ist richtig, aber gleichzeitig beginnt damit auch die ganz normale Zeit im Jahreskreis, also der ganz normale Alltag, in dem sich mein Christsein zu bewähren hat. Ähnlich ist es auch mit meiner Firmung. An diesem Tag endete nicht mein Christsein, ganz im Gegenteil: es ging erst so richtig los. Lassen wir uns also vom Wehen des Heiligen Geistes vorwärtsbewegen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS