Predigt zum 15. Sonntag im Jahreskreis (Mk 6,7-13)

Meine Lieblingssendung

was ist deine Lieblingssendung?

Naja, vielleicht lautet da die Antwort: der Tatort am Sonntag, oder Fußball im Ersten, oder Formel 1  – oder irgendeine der unzähligen Serien und Seifenopern, die im Fernsehen täglich ausgestrahlt werden.

Zahllose unterschiedliche Antworten wird man auf diese Frage bekommen, aber ich glaube, kein Mensch würde da nur ansatzweise auf die Idee kommen, dass es sich bei dieser Frage um eine fromme Frage handeln könnte, um eine Glaubensfrage.

Das Wort „Sendung“ wurde ja mittlerweile vollständig von der modernen Welt des Fernsehens oder Radios vereinnahmt. Ähnliches passierte übrigens auch mit dem Wort „Messe“. Die Mehrheit denkt bei diesem Wort mittlerweile nicht mehr an das, was wir jetzt gerade miteinander feiern, sondern an diverse Ausstellungsveranstaltungen, in denen Firmen ihre neuesten Produkte zur Schau stellen. Wen’s interessiert, was es da so alles gibt, der braucht sich nur im Internet auf messe.de informieren, die Internetplattform der „Deutschen Messe AG“.

Die Bezeichnung „Messe“ für die Eucharistiefeier entstand übrigens durch den letzten Satz, der den Gläubigen in Latein zugerufen wurde: „Ite, missa est“ – „Geht, ihr seid gesendet.“ Dieser alte Gruß hat die Christen jahrhundertelang daran erinnert, dass sie eine Sendung haben, eine Mission, mit der sie von Gott selbst beauftragt sind.

Im heutigen Evangelium haben wir davon gehört: Jesus sendet seine Jünger aus, jeweils zu zweit, damit sie seine Botschaft von Ort zu Ort tragen: eine Botschaft, die böse Geister vertreibt, Menschen zur Umkehr bewegt und Heilung schafft.

Für uns Christen wäre also eigentlich genau das die richtige Antwort auf die Frage: „Was ist deine Lieblingssendung?“ Meine Lieblingssendung lautet: Ich bin von Gott gesandt, um seine frohe Botschaft des Friedens, der Heilung, der Liebe in dieser Welt zu verkünden, damit die Menschen spüren können, wer und wie Gott ist, worauf es in unserem christlichen Glauben ankommt.

Das „Gehet hin in Frieden“, das heute am Schluss der Messe gesagt wird, war mir persönlich immer viel zu wenig sendungsvoll. Daher sage ich eigentlich am Schluss auch immer: „Gehet hin und bringt den Frieden“. Das macht eben etwas deutlicher, dass wir mit einem Auftrag aus dieser Kapelle hinausgehen, mit einer Mission, einer Sendung, mit der Gott uns hinausschickt in die Welt und die wir während der Woche, während unseres Alltags, unserer Arbeit nicht vergessen sollten. „Geht hinaus und bringt der Welt den Frieden!“

Wir alle sind gesendet, genauso wie die Jünger Jesu, seine Apostel. Einer, der uns das sehr deutlich gemacht hat, war der heilige Franz von Sales. Eine jede, ein jeder, so sagt er in seinem berühmten Buch „Philothea“ ist dazu berufen, dort wo er lebt und arbeitet, sein Christsein in dieser Welt zu leben, ein jeder, eine jede nach seiner Art und seinen Fähigkeiten. Überall dort, wo wir leben, sind wir Missionare, Zeuginnen und Zeugen der frohen Botschaft Jesu Christi.

Auf Messe.de können wir übrigens Folgendes lesen:

„Messen sind unsere Leidenschaft.“ Das wäre doch auch einmal eine Botschaft für unsere Sendung als Christen in dieser Welt: Wir sind gesendet, von Jesus Christus persönlich. An uns und unserer Leidenschaft liegt es, ob das, was Jesus Christus verkündete, auch weiterhin lebendig bleibt. Entscheidend ist, ob wir diese Sendung auch jeden Tag neu zu unserer Lieblingssendung erwählen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS