Predigt zum Osterfest (Mk 16,1-7)

Zeuginnen der Auferstehung

Ostern ist ein Fest der Frauen. So schildert es uns jedenfalls das Osterevangelium des Evangelisten Markus, das wir soeben gehört haben. Es sind die Frauen, die unter dem Kreuz standen und es sind die Frauen, die nach der Sabbatruhe, noch bevor die Sonne aufging, zum Grab gehen: Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome. Diese Frauen sind die ersten, die erleben und erfahren: Jesus ist nicht hier, er ist auferstanden … und sie sind es, die den Auftrag erhalten, die Auferstehung Jesu zu verkünden: „Nun aber geht und sagt es den Jüngern und dem Petrus!“

All das ist umso erstaunlicher, da zur damaligen Zeit das Zeugnis einer Frau keine Bedeutung hatte. Vor Gericht wurden nur Männer als Zeugen zugelassen, Frauen konnten sagen, was sie wollten, es zählte nicht. Der „junge Mann im weißen Gewand“, der im leeren Grab sitzt, macht diese Frauen dennoch zu den Verkünderinnen der frohen Botschaft: „Jesus lebt!“ Er ist nicht hier, er ist auferstanden.

1600 Jahre später tat der heilige Franz von Sales übrigens Ähnliches. Er schickte drei Frauen los in ein neu gegründetes Kloster. Sie hatten Angst, weil sie nicht wussten, was sie dort in der Fremde und in einer ganz neuen Umgebung erwarten wird. Ihnen sagte er nicht einfach: Nur Mut, habt Vertrauen, es wird alles gut gehen … Nein, er gibt ihnen einen ganz besonderen – und noch heute sehr erstaunlichen Auftrag. Er sagt zu ihnen: „Ihr seid zum Apostelamt befähigt … ihr könnt … ebenso viel zur Verherrlichung Gottes beitragen, wie die Apostel. … Gott erwartet von euch dasselbe, was er auch von seinen Aposteln verlangt.“ (DASal 2,88).

Der heilige Franz von Sales tut also genau das, was auch am Ostermorgen geschieht: er beauftragt die Frauen, Apostel zu sein, also Boten der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus: Der Stein ist weg, das Grab ist leer, Jesus ist nicht tot, er ist auferstanden, er lebt.

Das genau ist die zentrale Botschaft unseres Glaubens: Jesus ist nicht tot, er lebt. Der Apostel Paulus wird später in einem Brief schreiben: „Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube“ (1 Kor 15,14). Das gilt bis heute. Und umso unruhiger müssten wir Christinnen und Christen werden, wenn dieser Glaube an die Auferstehung Jesu immer weniger wird. Nicht die Kirchenaustritte sollten uns schrecken, sondern der Verlust des Auferstehungsglaubens. Ich merke das bei fast jeder Beerdigung. Die Worte: „Der Tod ist nicht das Ende, da kommt noch etwas, das ewige Leben, das Leben in Gottes liebender Gegenwart“ … diese Botschaft kommt kaum noch an. Da ist der Sarg, die Urne … sie kommt ins Grab und Ende und Aus. Nichts mehr. Und dann kommt so einer daher und sagt: Nein, wir glauben an Jesus Christus, wir glauben, dass er auferstanden ist und lebt und dass wir alle mit ihm ewiges Leben haben.

Aber genau das ist unser Auftrag an die Welt. Wir alle, die wir als Christinnen und Christen an Jesus Christus glauben, Frauen und Männer, sind dazu berufen, dorthin zu gehen, wo wir leben und arbeiten und den Menschen wie Apostel zu verkünden: Ja, ich glaube an ein Leben nach dem Tod, weil ich an die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus glaube. Diesen Glauben wollen wir jetzt miteinander erneuern, in dem wir das Osterwasser segnen und uns an unser Taufversprechen erinnern, damit wir wie Maria von Magdala, wie Maria, die Mutter des Jakobus und wie Salome die Botschaft des auferstandenen Herrn Jesus Christus in unserer Welt mit ganzer Kraft verkünden. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS