Predigt zum Fest Christi Himmelfahrt (Mk 16,15-20)

Geht hinaus in die ganze Welt

„Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung“. Genau das haben die Jüngerinnen und Jünger Jesu getan, nachdem in Jerusalem der Heilige Geist auf sie herabgekommen war. Missionarinnen und Missionare trugen seither die Frohe Botschaft Jesu in alle Welt. Viele von ihnen taten dabei auch Zeichen und Wunder, viele opferten dafür ihr Leben und leider geschah diese Missionierung immer wieder auch gewaltsam und unter Zwang, da man die Worte Jesu „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden“ viel zu oft dazu missbrauchte, um die eigenen Machtvorstellungen durchzusetzen. Papst Johannes Paul II. hat deshalb im Jahr 2000 die Welt für die unterschiedlichsten Verfehlungen, die durch die Kirche im Namen Jesu geschehen sind, um Vergebung gebeten. „Wir haben auf Methoden zurückgegriffen, die dem Evangelium nicht entsprechen“, heißt es unter anderem in diesen päpstlichen Vergebungsbitten, die gleichzeitig ein Hinweis dafür sind, diese Fehler in Zukunft nicht mehr zu begehen. Hinaus in die Welt und das Evangelium verkünden, ja … aber nicht gewalttätig, sondern immer unter Achtung der freien Entscheidung des Menschen.

Heute nun, so scheint es, ist diese Verkündigung des Evangeliums in die ganze Welt viel leichter geworden. Ein Knopfdruck genügt und die Frohe Botschaft geht „viral“, wie man so schön sagt, sie verbreitet sich in Sekundenschnelle im weltweiten Netz des Internets und der sozialen Medien.

Aber so einfach geht Verkündigung leider nicht. Es geht nämlich nicht bloß um das Drücken eines „Senden“-Knopfes verbunden mit einem Smiley mit Heiligenschein. Das wäre wahrlich viel zu wenig. Der Verkündigungsauftrag Jesu verlangt vielmehr das persönliche Zeugnis durch das eigene Leben. Heute könnte man diesen Auftrag so beschreiben: „Geht hinaus aus dem Kirchengebäude und lebt als Zeuginnen und Zeugen Jesu Christi“ in den Familien, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in dem Umfeld, in dem ich mich aufhalte.

Die große Frage des Festes Christi Himmelfahrt ist also nicht: Wohin ist Jesus eigentlich verschwunden? Wo sitzt er jetzt zur Rechten des Vaters im Himmel, wie wir es im Glaubensbekenntnis beten? Die Frage ist auch nicht: Hat Jesus uns und die Welt allein gelassen mit all unseren Sorgen und Problemen? Nein, die große Frage des heutigen Festes lautet: Habe ich den Mut, unter jenen Menschen, mit denen ich täglich zusammentreffe, zu meinem christlichen Glauben zu stehen und Zeugnis zu geben für Jesus Christus und seiner Kirche, die die Erinnerung an Jesus seit über zweitausend Jahren lebendig erhält, auch wenn das nicht immer mit den richtigen Methoden geschah?

Der heilige Franz von Sales sagte einmal in einer Predigt: „Ihr seid zum Apostelamt befähigt … Gott erwartet von euch dasselbe, was er auch von seinen Aposteln verlangt und wozu er sie in die Welt ausgesandt hat, dasselbe, wozu der Herr selbst in die Welt gekommen ist. Er kam, den Menschen ‚das Leben‘ zu geben (Joh 20,21). Und nicht nur einfach ‚das Leben‘, sondern ein ‚überreiches‘, ein besseres Leben durch die Gnade, die er ihnen schenken will.“ (DASal 2,88-89)

Die Frage ist also: Bin ich durch mein Leben, mein Verhalten, meine Einstellung eine Werbung für das Evangelium Jesu? Lebe ich so, dass die Menschen, denen ich begegne, durch mich spüren, dass Gott uns ein überreiches, vollendetes Leben verheißen hat? Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS