Predigt zum 26. Sonntag im Jahreskreis (Mt 21,28-32)

Unser Ja

Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, sich angesichts des heutigen Evangeliums einmal Zeit zu nehmen und darüber nachzudenken, wozu ich eigentlich in meinem Leben Gott gegenüber schon Ja gesagt habe – und wie ich mit diesem Ja dann umgegangen bin.

Bei der Taufe, Erstkommunion oder Firmung verspreche ich, Jesus nachzufolgen, meinen Platz in der Kirche zu finden und dem Bösen abzuschwören. Beim Eheversprechen sage ich nicht nur ja zu meinem Partner, sondern auch Ja zu Gott und dazu, Verantwortung in der religiösen Kindererziehung und für Kirche und Welt zu übernehmen. Jedes Jahr an Ostern und manchmal auch dazwischen, werde ich eingeladen, mein Taufversprechen zu erneuern. Auf diese Weise bekräftige ich mein Ja zu Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist – und ich widersage dem Bösen und allem, was mit meinem Glauben nicht vereinbar ist.

Und wenn ich über all diese Dinge einmal genau nachdenke, zu welchem Ergebnis komme ich dann? Bin ich so wie jener, der zwar Ja sagt, aber dann doch etwas anderes tut. Oder jener, der Nein sagt, und dann doch versucht, den Willen des Vaters zu erfüllen?

Wie verlässlich bin ich eigentlich wirklich und wie ist es tatsächlich um meine Treue zum Willen Gottes bestellt? Gehöre ich mehr zu den Hohepriestern und Ältesten des Volkes zur Zeit Jesu, die zwar Ja sagen, aber dann doch tun, was sie wollen … oder zu den Zöllnern und Dirnen, die immer wieder umkehren, in sich gehen und dann doch das tun, was Gott will, auch wenn dieser Wille nicht immer einfach in die Tat umzusetzen ist?

Letztlich geht es also um unsere Treue gegenüber Gott, zu dem wir Ja gesagt haben. Und dieses Ja gilt nicht nur an einem Tag im Leben, sondern jeden Tag neu. Wir sollten dieses Ja daher auch immer wieder erneuern, vor allem dann, wenn wir merken, dass wir Gott untreu geworden sind.

Für den heiligen Franz von Sales war das selbstverständlich. Es ist keine Kunst, so schreibt er einmal, Gott in den angenehmen Zeiten zu dienen. Echten Mut aber verlangt es, wenn wir unruhige Zeiten erleben oder gar Rückschläge (vgl. DASal 1,239). Treue ist also gerade dann gefordert, wenn es schwerfällt. Dies gilt den Menschen gegenüber genauso wie Gott gegenüber. Es tut einfach gut, sicher sein zu können, dass der andere tun wird, was er versprochen hat. Sehr enttäuschend jedoch ist es, wenn jemand sein Versprechen nicht hält, weil es ihm zu anstrengend oder mühsam wurde.

In einer Predigt sagt der heilige Franz von Sales deshalb: „Wirkt treu in diesem Leben und seid beharrlich bis zu Ende. Das ist es, was ich euch von Herzen wünsche“ (DASal 9,262).

Die Treue beginnt übrigens nicht bei den großen Aufgaben unseres Lebens, in erster Linie geht es um die Kleinigkeiten. Gerade im Kleinen, in den alltäglichen Dingen des Lebens zeigt sich am besten, ob unser Ja auch wirklich ein Ja ist, oder nur ein Ja-Ja, oder gar ein Nein. Der Weinbergbesitzer verlangt von seinen beiden Söhnen nichts besonders Außergewöhnliches. Sie sollen nur ihrer ganz gewöhnlichen Aufgabe nachgehen und im Weinberg arbeiten. Der Alltag, das ganz gewöhnliche Leben ist es also, wo unser Ja ein Ja, und unser Nein zu einem Ja werden soll. Und zwar alle Tage unseres Lebens. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS