Predigt zum Weihnachtsfest (Lk 2,1-14)

Hoffnung

Im Petersdom in Rom gibt es eine Tür, die eigentlich immer verschlossen ist. Es ist die so genannte „Heilige Pforte“, die nur für ein „Heiliges Jahr“ geöffnet wird … und heute, vor Beginn der Christmette im Petersdom wurde sie von Papst Franziskus geöffnet und durchschritten, um das Heilige Jahr 2025 zu beginnen. Dieses Heilige Jahr steht unter dem Thema „Pilger der Hoffnung“. Uns Christinnen und Christen soll dadurch bewusst werden, dass wir mit einer Hoffnung unterwegs sind, nämlich mit Jesus Christus, dem menschgewordenen Sohn Gottes, der uns durch sein Leben, seine Botschaft, durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung eine Hoffnung geschenkt hat, die uns trägt. Ganz egal, wie unser Leben gerade aussieht, was das Leben auch bringt: Wir sind unterwegs mit einer Hoffnung und daher werden wir nicht verloren gehen, sondern unser Ziel erreichen, die ewige Vollendung in der Gegenwart unseres Gottes, der die Liebe ist. „Non excidet“ hat sich deshalb der heilige Bischof und Kirchenlehrer Franz von Sales bei seiner Bischofsweihe kurz vor dem Weihnachtsfest 1602 als Motto auf sein Bischofswappen schreiben lassen: „Er wird nicht verloren gehen“. Die Hoffnung und das Gottvertrauen werden ihn das Ziel erreichen lassen.

Wenn wir heute, am Beginn dieses Heiligen Jahres 2025, das Weihnachtsfest feiern und uns an die Geburt unseres Herrn und Gottes Jesus Christus erinnern, dann tun wir das genau mit dieser Hoffnung, die uns sagen will: Gott lässt uns nicht im Stich, er begleitet unser Leben. Er ist „Immanuel“ – „Gott mit uns“. Er will bei uns sein, uns Orientierung geben, Halt und Stütze. Genau deshalb ist Gott Mensch geworden, damit wir seine Liebe noch besser spüren können.

Das wehrlose Kind in der Krippe, das ist unser Gott. Geboren in einem Stall, in einem unbedeutenden Winkel der Erde. Nichts deutet darauf hin, was die Engel verkünden, und doch ist es so: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“

Getragen von dieser Hoffnung sind wir Christinnen und Christen seither dazu aufgerufen, für die Welt Hoffnung zu sein. Papst Franziskus nennt in seiner Botschaft zum Heiligen Jahr 2025 dafür einige konkrete Beispiele:

Wir sollen Zeichen der Hoffnung sein für die Gefangenen, indem wir uns für die Achtung der Menschenrechte und die Abschaffung der Todesstrafe einsetzen; für die Kranken durch liebevolle Fürsorge und ein funktionierendes Gesundheitssystem; für die jungen Menschen, damit auch sie noch eine gute Zukunft in dieser Welt vor sich haben; für die Flüchtlinge, dass sie eine Heimat finden, die sie leben lässt; für die älteren Menschen, dass ihre Lebenserfahrung gewürdigt wird und sie Halt erfahren in unseren Familien und in der Gesellschaft; und schließlich für die Milliarden Armen, die es in unserer Welt gibt. „Es ist nötig“, so Papst Franziskus, „dass diejenigen, die Reichtümer besitzen, großzügig werden und die Gesichter ihrer Geschwister in Not wahrnehmen.“

Es geht nicht darum, alle Probleme auf einmal zu lösen, es geht vielmehr darum, die anderen nicht zu übersehen und sensibel zu bleiben für die Nöte der Menschen und der Schöpfung. Und es geht um die kleinen Schritte der Hoffnung, die jede und jeder jeden Tag von Neuem setzen kann. Im Blick auf das Kind von Betlehem macht Gott uns genau das deutlich: es ist ein Kind, das die Welt bis heute verändert hat. Für uns bedeutet das: selbst der kleinste, unscheinbarste Beitrag kann Großes bewirken. Das ist eigentlich die hoffnungsvollste Botschaft, die wir vom Weihnachtsfest mit in den Alltag nehmen können: die kleinsten Schritte der Hoffnung sind nicht sinnlos, sondern können die Welt verändern, so wie das Kind von Betlehem.

Nutzen wir dieses Heilige Jahr 2025 um in uns die Hoffnung zu stärken, von der wir getragen sind. Erneuern wir unsere Beziehung zu Jesus Christus, unserem Retter und Herrn – und seien wir kreativ in den kleinen Schritten, die den Menschen Hoffnung geben.

„Begegne dem, was auf dich zukommt“, so sagt Franz von Sales, „nicht mit Furcht, sondern mit Hoffnung. Halte dich nur recht an der Hand Gottes fest, er wird dir beistehen und dich tragen“ (DASal 6,271). Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS