Predigt zum 14. Sonntag im Jahreskreis (Lk 10,1-9)

Missionar aus Leidenschaft

der heilige Franz von Sales war ein Missionar aus Leidenschaft – und zwar im Vollsinn des Wortes. Von der Liebe angesteckt, die Gott den Menschen geschenkt hat, von der frohen, menschenfreundlichen Botschaft gefesselt, die Jesus Christus in dieser Welt verkündete, wollte er mit seinem ganzen Wesen und mit all seiner Kraft dazu beitragen, dass die Menschen diese Liebe Gottes durch seine Worte erkennen und durch sein Handeln hautnah erfahren und spüren.

Jesus Christus hatte das gleiche Ziel, als er seine Jünger in die Welt sandte, wie wir es im Evangelium gerade hörten. Er sah ganz genau, dass in allen Städten und Ortschaften Menschen sich danach sehnen, die Liebe Gottes zu erfahren. „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter“. Daher sandte er seine Jünger aus „wie Schafe unter die Wölfe“, damit sie die Krankheiten heilen und das Reich Gottes verkünden. Seine Botschaft richtet sich also nicht nur an die Seele oder den Verstand, sondern an den ganzen Menschen. Und die Jünger sollen bei ihrer Aufgabe voll und ganz auf Gott vertrauen, nicht auf den Geldbeutel, nicht auf die Vorratstasche oder die Schuhe, und ihre zentrale Botschaft soll sein: „Der Friede sei mit euch“ – Dieser Friede bedeutet mehr als nur ein Leben ohne Streit und Krieg. Das Wort, das Jesus verwendet, lautet „Shalom“ – und das bedeutet: „Leben in Fülle“, geglücktes Leben für den ganzen Menschen.

Erstaunlich ist, dass Jesus darauf hinweist, dass die Jünger trotz dieser wunderbaren Botschaft Menschen begegnen können, die davon nichts wissen wollen. Das jedoch soll sie nicht beunruhigen. Sie sollen einfach den Staub von ihren Schuhen schütteln und weitergehen.

Franz von Sales hat diesen Auftrag in seiner Zeit hervorragend erfüllt. Menschen, die ihm begegnet sind, sagten später: Durch Franz von Sales, durch seine Herzlichkeit und Güte, seine Worte und sein Zeugnis, haben wir spürbar erlebt, wie Jesus Christus auf dieser Erde mit den Menschen umgegangen ist. Wie haben wirklich und echt durch Franz von Sales erfahren dürfen, dass Gott die Liebe ist. Seine Worte haben uns nicht erdrückt, sondern aufgerichtet, seine Taten haben uns nicht Angst gemacht, sondern Hoffnung. Er hat in uns die Sehnsucht nach Gott geweckt und ist uns mit leuchtendem Beispiel vorangegangen, sodass wir wussten, in welche Richtung wir gehen müssen, um in diesem Labyrinth des Lebens unser Ziel zu erreichen. Natürlich gab es auch Menschen, die nichts von Franz von Sales wissen wollten. Aber auch sie hat er in ihrer Freiheit respektiert, jedoch nie die Hoffnung aufgegeben, dass auch sie einmal erkennen werden, dass das Leben in Fülle nur in Gott und seiner grenzenlosen Liebe gefunden werden kann.

Das Evangelium von heute liefert uns also das Programm, wie Jesus sich unsere Mission, unsere Sendung als Christen in dieser Welt vorstellt. Eine jede und ein jeder von uns ist eingeladen, wieder einmal darüber nachzudenken, wie sie oder er diesen Missionsauftrag dort erfüllen kann, wo er lebt und arbeitet. Wie können Menschen um mich herum spüren und erleben, dass unser Gott ein Gott ist, der uns liebt und das Leben in Fülle verheißt?

Am Schluss einer jeden Messe heißt es „Gehet hin in Frieden“. Das entspricht genau dem, was Jesus seinen Jüngern aufträgt: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!“ Also: Am Ende einer jeden Messe sendet uns Jesus Christus hinaus in die Welt und ruft uns zu: „Geht, und bringt den Menschen den Frieden – bringt ihnen Shalom, das Leben in Fülle.“ Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS