Predigt zum Hochfest der Gottesmutter Maria – Neujahr (Lk 2,16-21)

Jesus: Staunen – Bewahren – Preisen

Der erste Tag des neuen Jahres ist der Gottesmutter Maria gewidmet, sie, die wie damals bei der Hochzeit von Kana auch uns zuruft: „Was mein Sohn Jesus euch sagt, das tut!“

Schauen wir also auf das Evangelium und darauf, was uns da heute gesagt wird, damit wir erkennen, was wir tun sollen.

Im heutigen Evangelium kehren wir noch einmal zurück zum Stall von Betlehem mit dem neugeborenen Jesus, mit Maria und Josef, und mit den Hirten, die gerade vom Feld gekommen sind.

Das erste Wort, das mir dabei besonders auffällt, ist das Wort „staunen“: „Alle staunten über das, was erzählt wurde.“ Staunen gehört also zu den Grundtugenden unseres Glaubens, das Staunen über die frohe Botschaft der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, das Staunen über die unendlich große Liebe, mit der uns Gott damit beschenkt. Dieses Staunen sollten wir in unserem Glauben nicht verlernen. So sagt uns auch der heilige Franz von Sales: „Staune über Gottes Güte: Wie gut ist doch Gott! Wie gut ist er! Wie reich an Erbarmen …! Wie freigebig an Güte!“ (DASal 1,49).

Das zweite Wort, das mich im heutigen Evangelium anspricht, ist die Aussage, dass Maria alles in ihrem Herzen bewahrte. Das ist viel mehr als nur sich erinnern oder nicht vergessen. Im Herzen bewahren trifft unser Innerstes, unser Wesen. Und genau das soll mit der Botschaft Gottes geschehen. Wir sollen unseren Glauben im Herzen bewahren. Glaube ist nicht bloß Kopfsache, sondern eine Herzensangelegenheit. Die christliche Botschaft soll uns zu Herzen gehen und wir sollen sie so wie Maria im Herzen, in unserem Inneren bewahren. „Wie glücklich werden Sie sein,“ meint daher auch der heilige Franz von Sales, „wenn Sie sich mitten in der Welt Jesus Christus in Ihrem Herzen bewahren!“ (DASal 6,43)

Schließlich das Dritte: Die Hirten kehren zurück und preisen Gott. Genauso wichtig wie das Staunen und das im Herzen Bewahren ist also der Lobpreis Gottes, nicht nur in der Kirche, wenn wir das Gloria oder das Sanctus beten, sondern vor allem dann, wenn wir wie die Hirten in unseren Alltag zurückkehren. „Alles zum Ruhme und Lobpreis unseres Herrn Jesus Christus“ (DASal 2,186), empfiehlt daher auch der heilige Franz von Sales.

Und über all dem Staunen, Bewahren und Preisen steht der Name JESUS. Das ist nicht irgendein Name, sondern eine neue Offenbarung Gottes. Dem Mose offenbarte sich Gott als JAHWE. Das bedeutet schlicht und einfach: Ich bin, der ich bin. Also: Gott ist, er existiert. Nun offenbart sich Gott als JESUS. Dieser Name bedeutet Gott RETTET: Ich bin euer Retter, euer Heiland und Erlöser. Darüber sollen wir staunen, deshalb sollen wir Gott loben und preisen, und vor allem sollen wir alles in unseren Herzen bewahren.

Welche Wirkung das hat, beschreibt der heilige Franz von Sales in seinem Buch „Anleitung zum frommen Leben – Philothea“ folgendermaßen:

„Ja, wahrhaftig, wer Jesus in seinem Herzen trägt, gleicht ihm bald in all seinen äußeren Handlungen. Darum möchte ich vor allem das erhabene und heilige Wort ‚Es lebe Jesus!‘ in dein Herz schreiben. … Wie der geliebte Jesus in deinem Herzen lebt, so wird er auch in deinen Handlungen lebendig sein, wird sein Name geschrieben stehen auf deinen Augen, auf deinem Mund, auf deinen Händen, … und du wirst mit dem hl. Paulus sagen können: ‚Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Jesus Christus lebt in mir‘ (Gal 2,20)“ (DASal 1,164).

So möge uns Gott im kommenden Jahr helfen, dass wir über seine Worte staunen können, dass wir ihn loben und preisen und seinen Namen in unserem Herzen bewahren. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS