Predigt zum Fest Verklärung des Herrn (Mt 17,1-9)
Gottes Größe bezeugen
Diese Erzählung von der Verklärung des Herrn ist voller biblischer Symbolik und macht uns damit deutlich: Hier geschieht jetzt wirklich etwas für uns Wichtiges und Wesentliches.
Das beginnt schon damit, dass die Zeugen dieses Ereignisses die drei Säulen der ersten Christen sind: Petrus, Jakobus und Johannes. Und dieses Ereignis findet auf einem „hohen Berg“ statt – eindeutiges Zeichen dafür, dass hier eine „Schechina“ stattfindet, also eine direkte und unmissverständliche Begegnung mit der Gegenwart Gottes. Unterstrichen wird dies durch die „leuchtende Wolke“ und die „Stimme aus der Wolke“. Das sind ebenfalls Bilder, mit denen die Bibel die göttliche Gegenwart beschreibt. Und es erscheinen Mose und Elija, die diese Gegenwart Gottes genauso erlebten, auf einem Berg – am Sinai oder auf dem Horeb, im leisen Säuseln oder mit mächtiger Stimme aus der Wolke. Diese beiden biblischen Gestalten stehen für das Gesetz und die Propheten und dafür, dass sich nun erfüllt, worauf die Heiligen Schriften, die Thora und die Propheten seit Jahrhunderten hinweisen:
Jesus ist der Messias, der Christus. Er ist der geliebte Sohn Gottes, auf ihn sollen von nun an alle hören.
Deutlich gemacht wird dies außerdem durch das strahlend weiße Licht, das das Gesicht und die Kleider Jesu wie ein Scheinwerfer erleuchtet.
Die Reaktion der Jünger ist eine zweifache: Zum einen wollen sie drei Hütten bauen … sie wollen dieses wunderbare Erlebnis festhalten und ihnen eine bleibende Stätte hier auf Erden errichten. Zum anderen fallen sie auf den Boden und haben Angst. Beiden Reaktionen erteilt Jesus eine Absage: Fürchtet euch nicht und steht auf, wir müssen den Berg hinabsteigen.
Was können wir heute aus all dem lernen?
Das Erste: In der Person Jesus Christus ist all das erfüllt, wonach sich die Menschheit sehnt. Wer Jesus begegnet, begegnet der Herrlichkeit Gottes. Wer auf seine Stimme hört, der hört die Stimme Gottes, wer danach handelt, der ist auf dem richtigen Weg. „Blicke auf zu Jesus“, würde uns der heilige Franz von Sales raten. „Verleugne ihn nicht aus Furcht vor der Welt“ (DASal 1,262). Für uns ist unbedingt notwendig, sich immer und immer wieder von Neuem mit Jesus Christus und seiner Botschaft zu beschäftigen. Ihn aus den Augen verlieren, bedeutet, in die Irre zu gehen.
Das Zweite: Vor Gott und seiner Gegenwart brauchen wir keine Angst zu haben. „Fürchtet euch nicht“ – Das ist die Botschaft Jesu an seine Jünger, so gewaltig, strahlend, übermächtig Gottes Gegenwart auch erscheinen mag. „Lass dich in keiner Weise durch Angst verwirren“ (DASal 1,60), so rät der heilige Franz von Sales. Im Gegenteil: „Halten Sie sich ganz nahe beim Heiland, denn sein Schatten ist heilsam“ (DASal 6,371).
Und schließlich drittens: Gott lässt sich nicht in drei Hütten einsperren, so gerne wir dies auch tun würden. Später schreibt der Apostel Petrus über dieses Ereignis: „Wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt …, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe.“ Darin besteht unsere Aufgabe: Gott nicht klein zu machen und ihn in klugen Geschichten oder schönen Hütten klein zu reden, sondern Zeugnis zu geben für seine Macht und seine Größe. „Gott ist unendlich größer als unser Herz“ (DASal 6,39), so schreibt auch der heilige Franz von Sales. Daran sollten wir immer denken, wenn wir über Gott reden und meinen, ihn erklären oder festhalten zu können. Wir können es nicht … er bleibt der Unendliche und Unbegreifliche. Wir können nur zusammen mit Jesus Christus weitergehen, hinunter in die Täler des alltäglichen Lebens, ohne Angst und in dem Bewusstsein, dass wir dann, wenn wir auf Jesus Christus und seine Botschaft hören, unser Ziel erreichen werden: das Leben in Vollendung. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS