Predigt zum Aschermittwoch (Mt 6,1-6. 16-18)
Erntezeit
Für den heiligen Franz von Sales, der in die Kirchengeschichte als großer Lehrer der Liebe eingegangen ist, ist die Fastenzeit oder österliche Bußzeit keine verlorene Zeit, in der es nur Mühsal und Verzicht gibt … ganz im Gegenteil: für ihn ist die Fastenzeit die „Erntezeit der Seele“. In dieser Zeit kann ich durch Fasten, Gebet und Almosengeben, wovon das heutige Evangelium berichtet, Früchte sammeln für mein Leben, damit ich das Ziel erreiche, für das ich erschaffen bin, das ewige Leben in der liebenden Gegenwart Gottes.
Die Frage, die uns das Symbol der Asche stellt, die heute auf unsere Häupter ausgeteilt wird, lautet also: Mensch, willst du das überhaupt? Steht die Liebe Gottes wirklich im Mittelpunkt deines Lebens? Sollte ich bei diesen Fragen auf Hindernisse stoßen, die mich von der Liebe Gottes ablenken oder gar wegführen, dann erinnert mich die Asche daran, umzukehren und meine Liebe zu Gott wieder zu erneuern.
„Bedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehren willst“, wird der der Austeilung der Asche gesagt, oder auch „Bekehre dich und glaube an das Evangelium“. Beide Aussagen haben das gleiche Ziel: Die Botschaft des Evangeliums, die Botschaft Jesu ist die Botschaft der Liebe Gottes zu uns Menschen und das soll mir wieder bewusst werden, damit ich darauf meine Antwort gebe. Sage ich wieder neu JA zu Gott und seiner Liebe, nehme ich mir vor, Gott wieder ins Zentrum meines Lebens zu stellen, dann werde ich dafür überreich beschenkt … dann werden die Wochen der österlichen Bußzeit tatsächlich zu einer reichen Erntezeit.
So wollen wir nun die Asche segnen, die uns heute ausgeteilt wird …
P. Herbert Winklehner OSFS