Predigt zum 3. Adventsonntag (Joh 1,6-8.19-28)

Zeugnis für das Licht

Er war nicht selbst das Licht, er kam nur als Zeuge für das Licht … so beschreibt das heutige Evangelium die Aufgabe des Johannes des Täufers.

Das Licht, von dem hier die Rede ist, das ist natürlich Jesus, der Sohn Gottes, der lang erwartete Christus, von dem Jesaja – wie wir es in der Lesung hörten – sagt, dass er gesandt ist, „den Armen die frohe Botschaft zu bringen, und die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind“.

Die Licht-Symbolik spielt in der Adventszeit eine große Rolle. Das hat natürlich auch mit der dunklen Jahreszeit zu tun, in der wir uns gerade befinden. Viel wesentlicher jedoch ist, dass wir mit all diesen Symbolen auf Jesus Christus hinweisen wollen, auf das Licht, das in die Finsternis dieser Welt kam, um sie zu erleuchten. Da ist der Adventkranz, der von Woche zu Woche heller leuchtet. Drei Kerzen brennen mittlerweile schon, bald werden alle Kerzen brennen, dann erstrahlt an Weihnachten der Lichterbaum.

Seit einer Woche wird in Österreich das Betlehemlicht verteilt, eine Aktion des Österreichischen Rundfunks im Rahmen der Spendenaktion „Licht ins Dunkel“, dem sich auch die Pfadfinder angeschlossen haben, und die helfen, dass dieses „Friedenslicht“ nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern leuchtet.

Gerade in diesem Jahr erhält dieses „Friedenslicht“ eine ganz besondere Aktualität. Gerade dort, wo das Licht der Welt, Jesus Christus, der Fürst des Friedens geboren wurde, gerade in Israel und Palästina herrscht Krieg, so wie in vielen anderen Ländern auch. Dieses „Friedenslicht“ ermahnt uns also an diesem Sonntag mit noch stärkerer Intensität daran, dass Gottes Wille darin besteht, Frieden zu schaffen, in uns, um uns herum und in der ganzen Welt. „Nichts führt Krieg gegen den Menschen, als der Mensch selbst“ (DASal 9,335), sagte schon der heilige Franz von Sales vor vierhundert Jahren, in einer Zeit als die Religionskriege Europa erschütterten. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Gott will keinen Krieg, weder einen gerechten noch einen ungerechten, er will den Frieden. Dafür ist er Mensch geworden, deshalb verkündeten die Engel bei seiner Geburt den Frieden auf Erden.

Zeugnis für dieses Licht zu geben, dazu sind wir Christinnen und Christen täglich aufgefordert. So wie bei Johannes dem Täufer sollen die Menschen, denen wir begegnen, erkennen, dass Jesus Christus unser Lichtbringer ist, der allein diese Welt heller und besser machen kann. Wenn wir das in unserem Umfeld durch kleine Lichtzeichen erfahrbar machen können, dann hat die Adventszeit in diesem Jahr tatsächlich wieder Sinn gehabt. Die Welt ist durch mich wieder etwas heller geworden, und ich habe damit eine wesentlich christliche Aufgabe erfüllt: Zeugin, Zeuge für das Licht Jesu zu sein, dem Mensch gewordenen Sohn Gottes, dem Friedensfürsten.

In einem Brief drückte der heilige Franz von Sales eine Bitte aus, der ich mich gerade heute gerne anschließen möchte. Er schreibt:

„So bitte ich [Jesus Christus,] diese höchste Reinheit und Klarheit, er möge unser Herz mit seinem Licht und seiner Liebe erleuchten, damit es in diesem Licht wandle und in dieser Liebe lebe, so dass alles nur in diesem Licht gesehen, alles nur in dieser Liebe geliebt werde“ (DASal 5,218).

Möge Gott uns diese Bitte erfüllen, damit wir unseren Beitrag für eine hellere Welt leisten können. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS