Predigt zum 28. Sonntag im Jahreskreis (Mt 22,1-14)

Eingeladen zum Fest

Das klingt doch schon mal sehr gut, was der Prophet Jesaja heute berichtet:

ein Festmahl ist hergerichtet … mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen … und alle Völker sind dazu eingeladen, also auch wir.

Das klingt jedenfalls viel besser als irgendwelche Drohbotschaften, die man auch immer wieder mal zu hören bekommt, wenn es um den wahren Glauben und das echte christliche Leben geht.

Und das Evangelium von heute geht ja in die gleiche Richtung: Im Himmelreich ist ein königliches Hochzeitsfest bereitet – Ochs und Mastvieh sind hergerichtet, und wir sind dazu eingeladen, völlig gratis unverdient, ohne Vorleistung, einfach so.

Unser Papst Franziskus hat uns in seiner ersten Botschaft an die Welt aufgetragen, dass wir die Freude des Evangeliums in den Mittelpunkt unserer Verkündigung stellen sollen … Heute ist das wirklich nicht schwer. Ein jeder von uns weiß, was ein Fest ist, und natürlich wissen wir auch, welche Ehre es ist, wenn man zu einem solchen Fest, ja zu einer königlichen Hochzeit eingeladen ist.

Das trifft auf uns alle zu – Gott lädt dich und mich ein. Und er bietet alles auf, um uns diese Einladung schmackhaft zu machen: Mastkalb und Ochse, erlesenen Wein … und ich bin mir sicher, für all jene, die lieber Bier haben wollen, die bekommen auch ihre Maß oder ihr Weizen.

Interessant an der ganzen Geschichte ist jedoch, dass es tatsächlich Leute gibt, die diese Einladung nicht annehmen. Das ist eigentlich nicht zu begreifen.

Dahinter steckt die persönliche Erfahrung, die Jesus machen musste. Obwohl er mit allen möglichen Mitteln versuchte, den Menschen seine Botschaft schmackhaft zu machen, gab es trotzdem genug Menschen, die ihn ablehnten und nichts von ihm wissen wollten.

Das ist ja bis heute so … manchmal liegt es an uns Priestern oder Bischöfen, weil wir es einfach nicht hinkriegen, den Menschen klar zu machen, wie wertvoll und schön dieser Glaube an Jesus Christus ist. Manchmal liegt’s aber auch einfach daran, dass einem dieser Glaube tatsächlich völlig egal ist.

Und jetzt kommt eigentlich das Schönste an unserem Glauben überhaupt zum Vorschein, nämlich die Freiheit. Die Einladung Gottes an die Menschen steht und wird immer stehen. Das Fest ist bereitet, das Mastkalb und die Ochsen braten, der Wein ist angerichtet … es wird jedoch niemand gezwungen, diese Einladung anzunehmen. Einem jeden Menschen steht es absolut frei, zu Gott und seiner Einladung JA zu sagen oder Nein. Weil’s nämlich gar nicht anders funktionieren kann. Liebe ist nur in Freiheit möglich – und Gott, der die Liebe ist, will vom Menschen keine erzwungene Liebeserklärung, sondern eine echte – und eine echte Liebeserklärung ist nur dann möglich, wenn ich in aller Freiheit Ja dazu sagen kann.

Der „freie Entschluss“ ist die erste Voraussetzung für eine gültig geschlossene Ehe. Jeder äußere Zwang, und sei dieser noch so klein, macht eine Ehe nichtig. Und was bei den Menschen gilt, dass gilt natürlich umso mehr bei Gott. Er liebt uns so sehr, dass er den Menschen die bedingungslose Freiheit schenkt, Ja zu ihm zu sagen oder Nein.

„Die Freiheit ist der kostbarste Teil des Menschen“ – sagt daher auch der heilige Franz von Sales, weil Liebe nur in Freiheit möglich ist. Und auch unser Ordensgründer, der selige Louis Brisson, dessen Gedenktag wir am 12. Oktober feiern, hat diesen salesianischen Gedanken gerade im 19. Jahrhundert in den Mittelpunkt gestellt, wo die Kirche den Menschen durch ihren Rigorismus und moralischen Druck allen möglichen Ängsten und Zwängen ausgesetzt hat. Und diese Gefahr existiert leider auch heute immer noch. Es ist ja auch viel leichter, den Menschen dadurch auf Linie zu bringen, in dem man ihm alles Mögliche androht an Strafen und Sanktionen … für seine Liebe zu werben, damit der Mensch aus freien Stücken Ja sagt, das ist viel anstrengender und das Risiko, dass der Mensch Nein sagt, ungleich höher.

Und trotzdem ist Jesus dieses Risiko eingegangen. Und was es gebracht hat, das wissen wir natürlich auch: er wurde dafür gekreuzigt. Seine Botschaft der Liebe in Freiheit wurde damit allerdings auf ewig und unverbrüchlich in die Menschen eingepflanzt.

„Auf dem Prinzip der Liebe besteht all unser Tun“, sagte der selige Louis Brisson ganz im Sinne des heiligen Franz von Sales. Wenn wir dieses Prinzip nicht achten, dann missachten wir all das, wofür Gott seinen Sohn auf die Welt gesandt hat, damit jedem Menschen klar ist, dass er zum königlichen Hochzeitsmahl eingeladen ist, zum Festmahl aller Völker und Nationen, aller Rassen, Religionen und Geschlechter.

„Du bist eingeladen …“ das ist die frohe Botschaft des heutigen Sonntages. Und Gott bittet dich, dass du ihm aus freien Stücken mitteilst, ob du diese Einladung annimmst, oder nicht. Die Einladung steht, was fehlt ist meine Rückantwort: mein Ja – oder mein Nein. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS