Predigt zum 21. Sonntag im Jahreskreis (Mt 16,13-20)

Wer ist Jesus für Dich?

Wer ist Jesus Christus?

Diese Frage bewegt die Menschheit seit 2000 Jahren. Ein Beweis dafür ist das heutige Evangelium.

Die Antworten, die die Jünger geben, sind unterschiedlich, sie entsprechen dem Wissensstand und der Kultur ihrer Zeit.

Elija ist im Judentum jener Profet, der im Laufe der Geschichte immer wieder einmal auftaucht, um den Menschen eine wichtige Botschaft Gottes zu vermitteln. Daher hielten viele Menschen Jesus für den Profeten Elija.

Johannes der Täufer war gerade von Herodes hingerichtet worden. Seine Botschaft aber ähnelte sehr der von Jesus: Kehrt um, die Zeit ist nahe, der Messias kommt. Viele Menschen hielten daher Jesus für den neuen Täufer.

Und schließlich die Antwort des Petrus. Er wagt das auszusprechen, wonach sich die Juden bis heute sehnen, nach der Ankunft des Messias: „Du bist der Messias – der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“.

Seit dieser Zeit bleibt aber die Frage nach Jesus weiter bestehen. Es wurde über diese Frage gestritten, diskutiert, geforscht, gefragt, um Jesus auf die Spur zu kommen. Geeinigt hat man sich auf das, was wir noch heute im Glaubensbekenntnis beten und alle Christen, egal welcher Konfession bekennen:

„Wir glauben an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“

Sonntag für Sonntag beten wir dieses Bekenntnis an Jesus Christus.

Das so genannte „Große Glaubensbekenntnis“ beschreibt Jesus Christus noch ausführlicher: Jesus Christus ist „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.“

Selbstverständlich hat sich auch der heilige Franz von Sales mit Jesus Christus beschäftigt. Seine zentralen Aussagen zielen alle darauf, dass in Jesus Christus die Liebe Gottes zu uns Menschen sichtbar und spürbar geworden ist. Wörtlich schrieb er einmal: „Jesus Christus ist unsere Liebe und unsere Liebe ist das Leben unserer Seele“, (DASal 4,51). Diese Liebe Jesu zu jedem einzelnen Menschen, die so groß ist, dass er sogar sein Leben hingab, sollen wir unserer Seele tief einprägen (vgl. DASal 1,257).

Was bei all diesen Antworten, theologischen, philosophischen und historischen Deutungen jedoch das Wichtigste ist, das bringt im heutigen Evangelium Jesus selbst zum Ausdruck, wenn er die Jünger fragt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“

Diese Frage richtet sich an jeden Menschen, also auch an jeden einzelnen von uns, egal, ob er Theologie studiert hat oder nicht: Jesus fragt jeden einzelnen ganz persönlich: Für wen hältst du mich? Wer bin ich für dich?

Und Jesus möchte, dass wir ihm ganz persönlich antworten. Er möchte wissen, was in unserem Herzen vor sich geht, er möchte unser persönliches Bekenntnis und nicht irgendeine Formel, die wir einmal gelernt haben, sondern das, was aus unserem Herzen kommt: Wer bin ich für dich?

Dazu sind wir heute aufgerufen: darüber nachzudenken, wer Jesus für mich ganz persönlich ist. Lassen wir uns von Jesus direkt ansprechen: „Und du: wer bin ich für dich?“ Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS