Predigt zum 21. Sonntag im Jahreskreis (Joh 6,60-69)

Wollt auch ihr gehen?

Eine härtere Kritik als die, die Jesus im heutigen Evangelium zu hören bekommt, ist eigentlich kaum möglich: „Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?“

Seit dieser Zeit haben wir Christen mit solcherart Kritik immer zu rechnen: Was die Kirche sagt ist unerträglich – wer kann das anhören?

Jüngstes Beispiel ist die Abschaffung der Todesstrafe durch Papst Franziskus. Die Reaktion darauf kam prompt … sogar aus den eigenen Reihen. Theologen aus den USA meinten: Was der Papst da beschloss, ist unerträglich – wer kann das anhören. Sie werfen dem Papst sogar Bibelfälschung vor.

Es gäbe sicher noch viele weitere solcher Beispiele, die deutlich machen, dass all jene, die Jesus Christus folgen wollen, mit einer solchen Kritik konfrontiert werden. Was die Kirche sagt, ist unerträglich – wer kann das anhören. Und diese Kritik kommt nicht nur von außen, sondern auch aus den eigenen Reihen, so wie damals aus den Reihen der Apostel und Jünger, die einst so begeistert Jesus folgten.

Wer Jesus nachfolgt, hat eben bestimmte Wahrheiten und Werte zu verteidigen, die keinesfalls von allen Menschen vertreten werden. In solchen Situation ist dann eben eine Entscheidung notwendig und das Zeugnis: Ja, ich bin Christ – ich will Jesus nachfolgen, ob gelegen oder ungelegen, ob mir das nun einen Vorteil bringt oder nicht. Ich glaube daran, was Jesus sagt. Seine Worte sind Geist und Leben, es sind Worte des ewigen Lebens. Christus ist der Heilige Gottes.

Der heilige Franz von Sales schrieb einmal in einem Brief eine  Satz, der das zusammenfasst: „Wenn die Welt sich […] damit nicht zufriedengibt, dann lassen Sie sie schreien und Lärm schlagen, soviel sie will, denn der neue Bräutigam kümmert sich nicht um das Zeugnis der Welt.“ (DASal 6,173).

Es wird also immer wieder von neuem erforderlich sein, was auch Jesus Christus seinen Jüngern damals abverlangte: „Wollt auch ihr gehen?“

Wir leben mittlerweile in einer Umgebung, in der immer mehr Menschen dem Christentum den Rücken kehren. Die Volkskirche gibt es schon längst nicht mehr. Wer sich als Christ bekennt, hat keinen Vorteil mehr, ganz im Gegenteil: die Chance, dafür ausgelacht und verspottet zu werden, wird immer größer. Es fordert wieder Mut, sich als Christ zu bekennen und öffentlich für die christlichen Werte und Wahrheiten einzutreten. Bei uns ist ein solches Bekenntnis zwar noch nicht lebensbedrohlich, in anderen Ländern aber sehr wohl.

In der Mitte des heutigen Evangeliums steht die Aussage Jesu: „Der Geist ist es, der lebendig macht – Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe sind Geist und Leben.“

Diese Sätze wollen uns Mut machen, uns auch dann zu Jesus Christus zu bekennen, wenn wir auf Widerstand stoßen. Jesus Christus lässt uns in unserem christlichen Zeugnis nicht allein. Er hat uns den Heiligen Geist geschenkt, der uns Mut, Kraft und Stärke gibt, und uns auch gegen Spott, Kritik und Zweifel bekennen lässt, dass dieser Jesus Christus Worte des Ewigen Lebens hat, weil er der Heilige Gottes ist.

Ja, die Kirche steckt in einer Dauerkrise … aber nicht so, wie sich das jetzt vielleicht anhört. Das Wort Krise kommt vom griechischen Wort „krinein“ … und dieses Wort bedeutet „entscheiden“. Jeden Tag von neuem – dort, wo wir leben und arbeiten – haben wir Christen uns dauerhaft zu entscheiden, ob wir Zeugnis ablegen wollen für Jesus Christus, ob wir bei ihm bleiben wollen, ob wir seine Wahrheiten und seine Werte annehmen und bekennen, egal ob wir dafür gelobt werden oder ausgelacht.

Jesusnachfolge ist kein Selbstläufer. Die Frage, ob ich durch mein Leben, in meinem Alltag, in meinem Engagement, in meinem Reden und Tun die christlichen Grundwerte und Grundwahrheiten auch gegen Widerstände vertrete, wird immer drängender. Habe ich durch mein Reden und Tun Zeugnis gegeben für die Frohe Botschaft, die Jesus verkündet? Bitten wir den Heiligen Geist, dass er uns jeden Tag von neuem die Kraft und den Mut gibt, damit wir diese Frage mit Ja beantworten können. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS