Predigt zum 2. Sonntag der Weihnachtszeit (Joh 1,1-18)

Das Licht kam in die Welt

Die Weihnachtszeit ist noch nicht vorbei! Sie dauert in diesem Jahr sogar relativ lange, bis zum Fest der Taufe des Herrn am nächsten Sonntag.

Der Johannesprolog – also der Anfang des Johannesevangeliums –, den wir gerade gehört haben, macht uns das noch einmal sehr eindrucksvoll deutlich. Er verwendet dafür das Symbol des Lichtes, das uns ja seit der Adventzeit begleitet. Zuerst haben wir Kerze für Kerze am Adventkranz entzündet, dann den Christbaum hell erleuchten lassen und der auch heute noch hell erleuchtet ist. Diese Symbolik sagt: „Das Licht leuchtet in der Finsternis …“ Es ist das „Leben und das Licht für die Menschen“, es ist Jesus Christus, für den Johannes der Täufer Zeugnis ablegt.

Das Heilige Jahr, in dem wir uns gerade befinden, möchte uns ebenfalls daran erinnern: Dieses Licht, der Mensch gewordene Sohn Gottes, Jesus Christus, ist unsere Hoffnung, die uns durch das Leben trägt.

Und diese Hoffnung brauchen wir dringend. Die Dunkelheiten und Finsternisse nehmen leider zu: nicht der Friede, sondern der Krieg hat plötzlich wieder das Sagen. Der Klimawandel samt den damit einhergehenden Naturkatastrophen machen uns zunehmend zu schaffen. Die Radikalisierungen in Politik und Gesellschaft steigen, auch angeheizt durch unzählige populistische Fehlinformationen, die nicht informieren, sondern nur mundtot machen und Gegner ausschalten wollen.

Papst Franziskus setzt in dieser dunkler werdenden Zeit auf die Hoffnung, die in Jesus Christus und seiner frohen Botschaft des Friedens, der Menschenwürde, der Gottes- und Nächstenliebe begründet ist. Wie Johannes der Täufer legt er Zeugnis für Jesus Christus ab: „Aus seiner Fülle haben wir empfangen Gnade über Gnade … durch Jesus Christus haben wir Gnade und Wahrheit empfangen.“

Ähnliches können wir auch vom Heiligen Franz von Sales lesen. Einmal schrieb er: „Jesus, der Herr und Erlöser meiner Seele … auf diese einzige Grundlage stütze ich meine Hoffnung“ (DASal 1,62).

Dass dieses fleischgewordene Licht, diese Hoffnung in unserer Welt nicht erlischt, darauf zu achten ist unsere Aufgabe als Christinnen und Christen. „Er kam in sein Eigentum“, sagt das Evangelium, „aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“. Es geht also darum, Christus in unser Leben aufzunehmen, sein Licht in uns nicht zu löschen, sondern zum Leuchten zu bringen. Schieben wir ihn nicht an den Rand, sondern lassen wir ihn unser Leben gestalten, lassen wir sein Licht in unseren Herzen leuchten und dieses Licht in die Welt tragen. Die Sternsinger machen uns das ja gerade in diesen Tagen vor. Wer, wenn nicht wir Christinnen und Christen, sind dazu berufen, die wir daran glauben, dass durch Jesus Christus Licht in die Welt kam. Bei der Taufe ist uns dieses Licht geschenkt worden. Die Taufkerze wurde an der Osterkerze entzündet und begleitet seither unser Leben.

„Erheben wir die Augen zu diesem ewigen Licht,“ so meint der heilige Franz von Sales, „damit es uns mit seinem Geist erleuchtet, auf dass wir … erkennen können, was wir kennen müssen; damit es ihm gefalle, uns sehend zu machen, auf dass wir … glaubend darauf hoffen und in der Hoffnung lieben, so dass auf diese Weise wahrhaft Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist“. (DASal 9,68). Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS