Predigt zum 2. Fastensonntag (Mk 9,2-10)

Von den Toten auferstehen

Drei der Jünger Jesu – Petrus, Jakobus und Johannes – erleben Großartiges. Den verherrlichten, strahlend weißen Christus, umrahmt von bedeutenden Gestalten der jüdischen Geschichte, Mose und Elija. Und sie hören die mächtige Stimme Gottes aus der Wolke: „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“

Dass bei diesem Erlebnis die drei Jünger vor Furcht ganz benommen sind, ist verständlich, auch, dass sie nicht wissen, was sie sagen sollen und dem Petrus nur einfällt, drei Hütten zu bauen. Nach diesem wunderbaren Ereignis gäbe es sicher eine Menge Fragen zu stellen, zu besprechen und zu diskutieren: Was ist da gerade passiert? Warum und worüber hast du dich mit Mose und Elija unterhalten? Wer war die Stimme aus der Wolke und was bedeutet das, dass du der geliebte Sohn bist, auf den wir hören sollen? Und natürlich: Warum dürfen wir von diesem Erlebnis niemandem erzählen? Das Interessante ist jedoch, dass die drei Jünger danach nur beschäftigt, „was das sei: von den Toten auferstehen?“

Und ja, das ist das tatsächlich die entscheidende Frage, mit der wir uns beschäftigen sollen. Was bedeutet Auferstehung von den Toten? Denn genau das unterscheidet uns von allen anderen Religionen: Wir Christen glauben daran, dass Jesus auferstanden ist, nachdem er am Kreuz getötet wurde. Deshalb ist ja auch das Osterfest, also das Fest der Auferstehung, auf das wir uns gerade vorbereiten, das größte und bedeutendste christliche Fest des Jahres.

Etwas von der Bedeutung dieser Auferstehung haben die Jünger auf diesem hohen Berg erfahren dürfen, wovon sie nur in Bildern stammeln können: nämlich die alles überstrahlende Gegenwart Gottes. Das zeitlose, ewige Sein in Gott, das kein Ende hat und in der die gesamte Geschichte der Menschheit nicht nur aufgehoben, sondern lebendig ist. Das Sein in Gott, wo sich jeder und jede als unendlich und einzigartig geliebtes Geschöpf erfahren darf.

„Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben …“ beten wir daher auch am Ende des apostolischen Glaubensbekenntnisses. Das beten wir nicht nur an Sonntagen oder großen Festen im Kirchenjahr, sondern auch dort, wo dieser Glaube ganz besonders in Frage gestellt wird, nämlich bei einer Beerdigung am offenen Grab. Und wahrscheinlich geht es uns an diesem Ort genauso wie unseren drei Jüngern: Wir fragen, was das sei, von den Toten auferstehen.

Der heutige Sonntag schenkt uns mit dem Verklärungserlebnis auf dem hohen Berg einen Ausblick auf das Osterfest, aber nicht nur das, sondern auch einen Ausblick auf unsere eigene Zukunft, von der unser christlicher Glaube wesentlich geprägt ist. Glaube ich an die Auferstehung der Toten? Ja, das ist tatsächlich die entscheidende Frage, die uns beschäftigen sollte. Denn, so sagte bereits der Apostel Paulus: „Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube“ (1 Kor 15,13).

Der heilige Franz von Sales empfiehlt daher, dass wir uns jeden Tag in der Früh beim Aufwachen an die Auferstehung der Toten erinnern sollen. „Trachten Sie,“ so meint er, „dass sich Ihre Seele beim Erwachen ganz in Gott versenkt durch einige heilige Worte wie diese: Wie der Schlaf das Bild des Todes ist, so ist das Erwachen das Bild der Auferstehung … Sie können … hinzufügen: Ich glaube, dass mein Erlöser lebt und dass ich am Jüngsten Tag auferstehen werde“ (DASal 12,194).

Lassen wir uns also vom heutigen Evangelium besonders darin bestärken, dass es eine Auferstehung und ein ewiges Leben gibt …, dass auch wir einmal in der ewigen, liebenden Gegenwart Gottes zusammen mit allen Engeln und Heiligen unsere Vollendung finden werden. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS