Predigt zum Requiem von Diakon Markus Siefermann OSFS

Den Menschen die Frohe Botschaft bringen

Evangelium Lukas 24, 13-31 – Gang nach Emmaus

Liebe Verwandte, Mitbrüder und Freunde von Br. Markus.

Br. Markus war 60 Jahre unser Mitbruder als Ordensmann.

Als solcher war er die meiste Zeit seines Lebens mit Menschen unterwegs, um über Christus, über seine Erfahrungen, über seinen Glauben, seine Hoffnungen und wohl auch über seine Enttäuschungen und Ängste zu sprechen. So wie die beiden Jünger von Emmaus.

Aber er war nicht nur mit Menschen unterwegs, sondern er war Zeit seines Lebens auch mit Christus unterwegs, mit dem er gesprochen hat, zu dem er gebetet hat, dem er vertraut hat, den er geliebt hat und der ihm wahrscheinlich auch immer wieder verschlossen geblieben ist, ein Fremder, der unerkannt mit ihm des Weges ging, den er aber dann auch immer wieder erkannt hat, als er mit ihm zu Tische saß und das Brot mit anderen teilte.

Sein Leben als Ordensmann und Diakon war geprägt vom Wandern entlang dieses salesianischen Weges, auf dem er nicht müde geworden ist, von seiner liebevollen Erfahrung mit Jesus zu erzählen und sich die Gegenwart des lebendigen Gottes immer wieder bewusst zu machen, in seiner Arbeit, in seinen Gesprächen, beim Übersetzen von Texten, beim Kochen und bei allem, was sein Leben ausmachte.

Karlheinz, wie er mit Taufnamen hieß, wurde am 9. Oktober 1943 in Tübingen geboren. Nach seiner Schulzeit machte er eine Bäckerlehre, die er mit der Gesellenprüfung abgeschlossen hat. Auch wenn er als Ordensmann den Beruf als Bäcker nie ausgeübt hat, so hat er doch immer wieder in der Küche gestanden und für Mitbrüder in Brasilien, in Rom oder auch hier in Eichstätt gekocht. Er war ohnehin jemand, dem es nie nur um die geistliche, geistige Nahrung ging, sondern um den ganzen Menschen; der vor allem in seiner Arbeit in Brasilien erfahren hat, dass tröstende Worte für arme Menschen nicht reichen, um wirklich von Hilfe zu sein.

Ich habe nie seine Back- und Kochkünste genossen. Aber ich habe ihn erlebt, wie er selbst gutes Essen zu schätzen wusste und ein Glas Wein genießen konnte; wie er sich Zeit dafür nahm, weil Hektik und Ablenkung einem den Appetit verderben.

1962 trat Markus, wie er als Ordensmann von nun an genannt wurde, bei den Oblaten des heiligen Franz von Sales ein. Er war einer der ersten, der durch die KIM-Bewegung seine Berufung zum Leben für Christus, für die Kirche, den Menschen und für den Orden gefunden hat. Wahrscheinlich entfachte dieser „Kreis junger Missionare“ schon während seiner Ordensausbildung den Wunsch in ihm, einmal in die Mission zu gehen; den Menschen in der größeren Welt zu erzählen, was er selbst erlebt und erfahren hat, und dabei letztlich dem Auftrag Jesu zu folgen, hinauszugehen, um den Menschen die Frohe Botschaft zu bringen.

Mission bedeutete damals, viel an Entbehrungen auf sich zu nehmen, selten nach Hause zu kommen, nur brieflich Verbindung mit seiner Heimat zu haben, und in eine fremde, noch vollkommen unbekannte Welt zu ziehen. Das hielt ihn aber nicht davon ab, 1969 bei einem Vorbereitungskurs für Entwicklungshelfer in Köln teilzunehmen und sich 1970 zu den Sales-Oblaten in den Süden Brasiliens aufzumachen, wo er sich bis 2007 als Katechet, Pastoralhelfer und Erzieher an verschiedenen Orten ganz einbrachte.

Er war der erste Oblate weltweit, der 1974 zum ständigen Diakon geweiht wurde, um fortan das Wort Gottes zu verkünden und den ihm anvertrauten Menschen und Mitbrüdern liebevoll zu dienen.

Der ehemalige Generalobere und brasilianische Mitbruder Pater Aldino Kiesel hat mir vor ein paar Tagen zum Tod von Markus Folgendes geschrieben: „Viele Jahre lang lebte Markus sein Ordensleben hier in unserer Provinz. Er bleibt in Erinnerung als ein respektvoller, fleißiger und engagierter Mensch. Er wird auch immer für seine Gelassenheit, Brüderlichkeit und Weisheit in Erinnerung bleiben. Er war ein bewundernswerter Zeuge des salesianischen Lebens. Er erwies sich als großer Kenner der salesianischen Schriften. Er legte großen Wert auf Gemeinschaft, das Zusammensein mit anderen und das Teilen seines Lebens.“

2007 zog er in das Generalat der Sales-Oblaten nach Rom, wo er als Hausoberer vor allem bei der Betreuung von Gästen und in administrativen Aufgaben mithalf.

Im März 2013 kehrte er dann wieder zurück in das Salesianum nach Eichstätt, wo er seine ersten Jahre als Ordensmann und schließlich seine letzten Jahre im Ruhestand verbrachte. Viele Jahre lang, bis zum letzten Tag, eigentlich bis zu seiner letzten Stunde, widmete er sich der Übersetzung salesianischer Texte vom Deutschen ins Portugiesische und umgekehrt. Er leistete vor allem den Mitgliedern des Säkularinstituts des hl. Franz von Sales viele Jahre lang einen großartigen Dienst, indem er Texte auch aus der Zeitschrift „Licht“ und viel Korrespondenz übersetzte. Er machte das mit viel Liebe, Genauigkeit und Leidenschaft, weil er darin seine Berufung als Ordensmann und Diakon sah, das Wort Gottes zu den Menschen zu bringen. Bei dieser Übersetzungstätigkeit erlitt er am 1. Juli 2023 einen Schlaganfall, von dem er nicht mehr aufwachen sollte.

Der letzte Text, den er übersetzte, stammt von einer Novene zum seligen Louis Brisson, dem Gründer der Oblatinnen und Oblaten des heiligen Franz von Sales. Dieses Gebet lautet:

„Liebender Gott, in deiner Hand liegt all unser Geschick. Nichts geht verloren ohne deinen Willen. Ich vertraue darauf, dass du mein Leben, ja die ganze Welt zu einem guten Ziel führen wirst, egal, wie die Situation gerade ist. In diesem Vertrauen bitte ich dich um deinen Segen, damit ich die Kraft habe, auch jene Dinge anzunehmen, die ich heute noch nicht verstehe.“

Am Sonntag, 2. Juli 2023, hat Gott unseren Mitbruder und Verwandten Markus Siefermann im Klinikum Ingolstadt zu seinem guten Ziel geführt.

Markus wird der Gemeinschaft im Salesianum und in der Provinz fehlen.

Wenn man im Salesianum durchs Haus ging, wusste man sofort, in welchem Zimmer er wohnte, weil ihn die vielen Pflanzen und Dinge vor seiner Tür verraten haben, die im Zimmer keinen Platz mehr hatten.

Seine Gesundheit war in den letzten Jahren sehr fragil, und er verbrachte viel Zeit in einem Rollstuhl. Aber er war kein Jammerer, er war auch keiner, der anderen damit zur Last fallen wollte, sondern er war Diakon und als solcher half er dort mit, wo es ihm sein Körper noch erlaubte. Wenn man ihn fragte, ob er bereit sei, einen Dienst zu übernehmen, so war meist seine Antwort: Verlass dich auf mich, ich bin da.

Bruder Markus war vor allem auch ein treuer Oblate, auf den man sich verlassen konnte, der seine Dienste erfüllte und bei gemeinsamen Gebetszeiten anwesend war.

Er war Ordensbruder, der sein Leben und seine persönliche Berufung lebte und sich deshalb auch von allen anderen etwas unterschieden hat: etwas anders gekleidet mit seinem Halstuch, sprachlich bewandt, der leidenschaftlich sammeln, einkaufen und genießen konnte.

Aber das Wichtigste war ihm sein Glaube, der in seiner letzten Stunde seines Lebens beim Übersetzen eines Gebetes von Louis Brisson eine großartige Zusammenfassung findet:

„Alles für Gott, alles mit Gott, alles in Gott, o mein Herr Jesus Christus!“

Amen.

P. Provinzial Josef Költringer OSFS, 7.7.2023, Salesianum Rosental, Eichstätt