Predigt zum Hochfest des heiligen Josef (Mt 1,16.18–21.24a)

Ein Mann der Tat, nicht der Worte

Der heilige Josef ist der Schutzpatron der ganzen katholischen Kirche, sowie der Länder Mexiko, Philippinen, Kanada, China, Böhmen, Bayern, Peru, Russland, Vietnam und Österreich, und da besonders von Tirol, der Steiermark, Kärnten und Vorarlberg.

Außerdem ist er der Schutzpatron der Ehepaare und Familien, Kinder, Jugendlichen und Waisen; der Arbeiter, Handwerker, Zimmerleute, Holzarbeiter, Tischler, der Totengräber, Ingenieure, Erzieher, der Reisenden und Flüchtlinge und der Sterbenden.

Er wird um Hilfe gebeten bei Augenleiden; in Versuchungen und Verzweiflung; bei Wohnungsnot und für einen guten Tod, für eine gute Sterbestunde.

Diese Auflistung, die nicht einmal vollständig ist, mag zeigen, welche Bedeutung der heilige Josef in der christlichen Tradition und Volksfrömmigkeit bis heute hat, und genau deshalb ist sein Fest ja auch kein gewöhnlicher Heiligengedenktag, sondern ein Hochfest ersten Grades, wie es in der liturgischen Fachsprache heißt.

Normalerweise heißt es ja, hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Beim heiligen Josef könnte man das umdrehen: Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein starker Mann. Maria konnte ihr Leben nur deshalb so leben, wie wir es kennen, weil Josef ihr den Rücken gestärkt und freigehalten hat. „Josef, der ein gerechter Mann war“, so erzählt uns das Evangelium, verließ Maria nicht, sondern tat, „was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte.“ Und das tat er bis zu seinem Tod an der Seite Marias und an der Seite Jesu.

Was bewunderte der heilige Franz von Sales am heiligen Josef? Was beeindruckte ihn so sehr, dass er seine Ordensgemeinschaft, die Schwestern der Heimsuchung Mariens, unter den Schutz des heiligen Josef stellte und sogar vorschrieb, dass jedes Kloster der Salesianerinnen dem heiligen Josef geweiht werden soll … eine Tradition, die sich später auch in anderen salesianischen Gemeinschaften fortsetzte?

Vor allem beeindruckte Franz von Sales, dass Josef ein Mann der Tat war, und nicht der Worte. Von Josef wird in der Heiligen Schrift keine einzige Aussage überliefert, nur Taten: Er nimmt Maria und das Kind zu sich. Er begleitet Maria nach Betlehem, nach Ägypten, nach Jerusalem. Er diskutiert nicht, fragt nicht, tut einfach. Franz von Sales wörtlich: Josef „sagt kein Wort … und tut alles, was ihm der Engel aufgetragen“ hat (DASal 2,54).

Das Zweite, das Franz von Sales bewunderte, war, dass der heilige Josef Gott voll und ganz vertraute, selbst dann, wenn er ihn nicht verstand. Das Vertrauen in die oft unbegreiflichen Pläne Gottes macht uns den heiligen Josef zum Vorbild. Wir müssen Gott nicht verstehen, aber immer vertrauen. Wir sollen, so meint der heilige Franz von Sales, wie der heilige Josef, „die Sorge um uns und unsere Angelegenheiten ganz dem Herrn überlassen, ohne Wenn und Aber, ohne Angst vor dem, was vielleicht noch alles passieren könnte“ (DASal 2,60).

Und schließlich das Dritte, was Franz von Sales am heiligen Josef faszinierte: In allem erweist sich Josef als Meister der Demut durch seinen stillen Dienst und seine Bodenständigkeit. Er ist der Handwerker, der seine Aufgaben macht, in aller Ruhe, Ausdauer und Treue, ohne große Worte, ohne großes Aufsehen. „O, ganz gewiss“, so meint Franz von Sales, „werden die Engel, von Staunen hingerissen, in Scharen herbeigeeilt sein, um die Demut des heiligen Josef zu bewundern, wenn er das teure Kind bei sich in der ärmlichen Werkstatt hatte, wo er sein Handwerk ausübte, um für den Sohn und dessen Mutter, die da bei ihm waren, Brot zu beschaffen!“ (DASal 2,296).

Das also könnten wir vom heiligen Josef auch für uns lernen: Nicht viel reden, sondern tun, Gott voll und ganz vertrauen, auch wenn ich seine Pläne nicht verstehe, und die Demut, die uns bodenständig sein lässt und den Menschen dient. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS