Predigt zum Herz Jesu Fest (Joh 19,31-37)

Herzlichkeit

Das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu geht zurück auf die Visionen der heiligen Margareta Maria Alacoque in Paray-le-Monial, Frankreich. Sie war Ordensschwester der vom heiligen Franz von Sales und der heiligen Johanna Franziska von Chantal gegründeten Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Heimsuchung Mariens, auch Salesianerinnen genannt. Dieser heiligen Margareta Maria erschien Jesus Christus einige Male und bat sie, dafür zu sorgen, dass die so genannten Herz Jesu Freitage – immer der erste Freitag im Monat – und das jährliche Herz Jesu Fest in der katholischen Kirche eingeführt wird.

Wenn man sich Lehre, Werk und Spiritualität des heiligen Franz von Sales anschaut, dann wundert es überhaupt nicht, dass sich Jesus dafür gerade eine eine Salesianerin ausgesucht hat, denn dort war das Thema „Herzlichkeit“ in der Gottesbeziehung und in der Beziehung der Menschen bereits grundlegend lebendig. Und genau darum geht es in der Herz Jesu Verehrung.

Im heutigen Evangelium wird uns der Hauptmann geschildert, der dem gekreuzigten und bereits toten Jesus mit der Lanze das Herz durchbohrt. Für den heiligen Franz von Sales war diese Herzdurchbohrung der größte Beweis der Liebe Gottes zu uns Menschen. Im geöffneten Herzen Jesu erkennen wir, dass Gott uns so sehr liebt, dass er nicht nur bereit war, uns aufgrund seiner Liebe sein Leben zu schenken, sondern sogar sein Herz. Und aus diesem Herzen entströmen Blut und Wasser. Für Franz von Sales war dies die Geburtsstunde der beiden Sakramente Taufe und Eucharistie, in der diese Liebe Gottes zu allen Menschen weiterwirkt. In der Taufe sagt Gott zu uns: „Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Und in der Heiligen Messe, dem Höhepunkt des geistlichen Lebens, erinnern wir uns nicht nur an die liebende Hingabe Jesu am Kreuz, sondern werden jedes Mal mit seinem Leib und seinem Blut gestärkt. Gottesbeziehung war für Franz von Sales daher wesentlich „Herzensbeziehung“, Beziehung von Herz zu Herz. Gott schenkt mir sein Herz, ich schenke ihm mein Herz – der Austausch der geschenkten Herzen – ganz so, wie es unter Liebenden geschieht.

Diese Herz Jesu Verehrung hat aber auch zur Konsequenz, dass wir die Liebe, die Gott uns schenkt, weitergeben an alle, denen wir begegnen. Ein herzlicher Umgang mit den Menschen gehört also zur Herz Jesu Verehrung unbedingt dazu.

„Ich will keine mürrische, melancholische, verärgerte und kopfhängerische Frömmigkeit,“ schrieb Franz von Sales einmal, „wohl aber eine sanftmütige, freundliche, angenehme, friedliche – mit einem Wort eine ganz aufrichtige Frömmigkeit, die von Gott zuerst und dann von den Menschen geliebt wird“ (DASal 6,43).

Ich glaube, dass es gerade deshalb heute so wichtig ist, das Herz Jesu zu verehren, damit wir in unserem Glauben, in unserer Pfarrgemeinde, in unserer Kirche, in unseren Familien, unserem Umfeld, in der ganzen Welt die Herzlichkeit nicht vergessen, und zur Herzlichkeit gehört auch die Barmherzigkeit dazu.

Der Monat Juni ist der Herz Jesu Monat … nutzen wir die kommenden Wochen dazu, ein wenig darüber nachzudenken, wie wir die Herzlichkeit Gottes in dieser Welt spürbar machen können. „Das Herz Gottes“, so meint Franz von Sales, „ist überfließend reich an Liebe“ (DASal 4,207). Schenken wir diese Liebe weiter an die Welt. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS