Predigt zum Fronleichnamsfest (Mk 14,12-16.22-26)

Friedensdemonstration

Wir leben in einer Zeit, die immer unfriedlicher wird. Die Kriege in der Ukraine und in Israel sind leider nur zwei Beispiele von vielen Krisenherden in unserer Welt. Dazu kommen Terroranschläge, Extremismus in alle Richtungen sowohl in der Politik als auch unter den Religionen, und die Zunahme an Gewaltverbrechen vor allem gegen Frauen. Papst Franziskus hat es daher gewagt, von einem „Dritten Weltkrieg in Teilen“ zu sprechen, in dem wir uns mittlerweile befinden.

Wenn wir heute das Fronleichnamsfest feiern, dann wollen wir dies daher mit dem Anliegen verbinden, Gott zu bitten, uns dabei zu helfen, den Frieden in unserer Welt zu leben und zu erhalten. Und das hat einen bestimmten Grund: die Feier der Eucharistie, die Heilige Messe, die Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu, das Geschenk seines Leibes und Blutes, das wir zu seinem Gedächtnis feiern sollen, diese Feier ist in wesentlichen Teilen vor allem ein Gebet für den Frieden – in uns, um uns herum und in der Welt.

Das beginnt mit dem Schuldbekenntnis und den Kyrierufen, setzt sich fort in den Fürbitten, im Hochgebet und schließlich im Friedensgebet nach dem Vaterunser und vor dem Kommunionempfang. „Erlöse uns Herr von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen“ beten wir nach dem Vater unser. „Der Friede des Herrn sei alle Zeit mit euch!“ – Diesem Wunsch folgt die Aufforderung an alle: „Gebt einander ein Zeichen des Friedens“. Und das „Lamm Gottes“ endet mit den Worten: „Gib uns deinen Frieden“. Am Ende der Heiligen Messe schließlich, nach dem Segen, heißt es „Gehet hin in Frieden“. Das bedeutet: jede und jeder, der die Heilige Messe mitgefeiert hat, wird gesegnet und gesendet, hinauszugehen in die Welt, um dort, wo er lebt, den Menschen, denen er begegnet, den Frieden zu bringen, um den er in der Heiligen Messe gebetet und von Jesus Christus durch den Empfang der Heiligen Kommunion erhalten hat.

Es ist also keine Übertreibung, wenn gesagt wird, dass die Heilige Messe, das Sakrament der Eucharistie die christliche Art und Weise darstellt, für den Frieden in uns, um uns und in der Welt zu demonstrieren. Und das tut die Kirche von Anfang an und in der ganzen Welt. Rund um die Uhr, also zu jeder Zeit, wird irgendwo auf der Welt Eucharistie gefeiert, von Australien bis Alaska, von Südafrika bis China. Und jedes Mal wird um den Frieden gebetet und der Mensch aufgefordert, den Frieden, den uns Jesus Christus durch sein Fleisch und Blut geschenkt hat, in die Welt hinauszutragen und diesen Frieden zu leben.

Vielleicht wird uns ja unter diesem Aspekt wieder einmal so richtig bewusst, wie wichtig und wesentlich die Heilige Messe und das Sakrament der Eucharistie für uns selbst aber auch für unsere Welt ist, und dass die Frage der Teilnahme an einer Heiligen Messe auch eine Frage ist, ob ich etwas für den Frieden in unserer Welt tun möchte oder nicht.

Der heilige Franz von Sales lebte in einer sehr friedlosen Zeit der Religionskriege zwischen Reformation und Gegenreformation. Seine Waffe gegen den Krieg war die Feier der Eucharistie, die er als die Sonne der geistlichen Übungen bezeichnete, das tiefste Geheimnis, dass die Größe und Herrlichkeit und die Tiefe des Reichtums der Liebe Gottes zu uns Menschen deutlich macht. Wer das begreift, der legt alle Waffen nieder, beendet jeden Konflikt, und ist bereit zur Versöhnung, zum Frieden, zur Liebe, die er durch den Empfang des Leibes Christi geschenkt bekam. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS