Predigt zum Fest Erscheinung des Herrn (Mt 2,1-12)

Unterwegs

„Pilger der Hoffnung“, so lautet das Motto des Heiligen Jahres 2025, das Papst Franziskus am Weihnachtsfest eröffnete. Heute feiern wir solche Pilger der Hoffnung, von denen wir für unseren eigenen Weg durch das Leben lernen können.

Die Sterndeuter aus dem Osten sehen einen Stern aufgehen und fragen sich: „Was hat dieser Stern zu bedeuten?“

Es gilt also, unser Leben im Blick zu halten und zu fragen, was die einzelnen Ereignisse bedeuten können. Gibt es einen Stern, der uns lenken und leiten will. Das muss nichts Besonderes sein. Gerade die kleinen Dinge des Lebens können uns die Richtung weisen. Wir müssen uns nur fragen, was sie bedeuten. Wir müssen neugierig bleiben, dass Gott selbst in Kleinigkeiten zu uns sprechen will.

Und dann müssen wir natürlich aufbrechen, losgehen, etwas tun. Wer von Gott berührt wird, kommt in Bewegung. Er möchte mehr wissen und macht sich auf die Suche nach diesem Mehr.

Bei diesem Suchen und Unterwegssein kann man auch mal falsch abbiegen. Die Sterndeuter sind überzeugt, dass ihr Ziel Jerusalem ist, aber da haben sie sich getäuscht. So kann es uns auf unserem Glaubensweg auch ergehen. Wir meinen, es passt alles, ich bin gut unterwegs, eine gute Christin, ein guter Christ, dennoch bin ich bloß in Jerusalem gelandet, aber noch nicht am Ziel. Der Stern, dem ich folge, der treibt mich weiter. Mein Suchen und Fragen bleiben. Meine Hoffnung ist noch nicht in Erfüllung gegangen. Da ist noch etwas, das ich nicht gefunden habe. Und dabei kann es notwendig sein, völlig neue Wege zu gehen, in Richtungen, an die ich gar nicht dachte … Betlehem, nicht Jerusalem. Ich suche keinen großartigen König, sondern ein unscheinbares Kind.

Die Sterndeuter lassen sich nicht aufhalten, sondern brechen erneut auf, folgen unbeirrt dem Stern und gelangen schließlich zum Ziel. Und dort fallen sie auf die Knie, dort geben sie ihre Geschenke ab, Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Auch das gehört zu unserem Unterwegssein als Hoffnungspilger dazu: Immer wieder aufbrechen, unbeirrt weitersuchen – und wenn ich Gott gefunden habe, auf die Knie fallen und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe schenken: den Lobpreis, die Anbetung und die Hingabe: „Dein Wille geschehe – auch wenn ich ihn nicht verstehe.“

Niemand, nicht einmal die Sterndeuter, können sich zu hundert Prozent sicher sein, dass sie den neugeborenen König und Retter der Welt gefunden haben. Dennoch ist ihre Freude groß – aber es ist nicht das Happy End, es geht weiter, es geht zurück in das Leben, auf anderen Wegen, aber getragen von der Gewissheit, Jesus gefunden zu haben.

Lernen wir für unseren Lebens- und Glaubensweg von den Sterndeutern. Bleiben wir in unserer Gottesbeziehung wachsam und neugierig. Suchen wir den Stern, der uns die Richtung weist, sind wir nicht gleich zufrieden damit, wenn wir glauben, unser Ziel erreicht zu haben, vielleicht möchte sich Gott ganz anderswo finden lassen. Bleiben wir unruhig und vor allem, vergessen wir nicht auf Gold, Weihrauch und Myrrhe, auf den Lobpreis, die Anbetung und die Hingabe. Lassen wir uns von Gott und seiner Unbegreiflichkeit immer wieder überraschen und seien wir sicher, dass die Hoffnung, die wir auf ihn setzen, wirklich trägt, durch alle Wüsten, Täler, Städte und Dörfer, die wir in unserem Leben durchwandern müssen.

Das meint auch der heilige Franz von Sales, der uns versichert: „Es ist besser, auf den Herrn seine Hoffnung zu setzen. Denn die auf den Herrn vertrauen, erhalten Flügel wie die Adler, sie fliegen und gehen nicht zugrunde“ (12,26). Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS