Predigt zum Fest Allerheiligen (Mt 5,1-12a)

Die Schönheit des Himmels

welche Bilder verwenden wir eigentlich, wenn wir das Schönste vom Schönsten beschreiben wollen?

Der heilige Franz von Sales hat das einmal versucht und Folgendes geschrieben:

„Denke an eine schöne, helle Nacht. Wie herrlich ist der Himmel mit seinen funkelnden Sternen! Zu dieser Pracht füge die eines strahlenden Tages, aber so, dass der Glanz der Sonne nicht den der Sterne und des Mondes überstrahle.“

Und nachdem er diese Bilder der sternenklaren Nacht und des strahlenden Sommertages zusammengefügt hatte, meinte er: „All diese Schönheit zusammengenommen ist nichts gegen die Herrlichkeit des Himmels“ (DASal 1,55), die uns nach unserem Tod erwartet.

Genau deshalb feiern wir das Fest Allerheiligen, damit wir das nicht vergessen: Unser Ziel, auf das hin wir unterwegs sind, ist unendlich weit mehr als das Schönste vom Schönsten, das wir uns überhaupt vorstellen können.

In den Seligpreisungen der Bergpredigt macht Jesus das ähnlich: „Freut euch und jubelt, denn euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ Er sagt das gerade jenen Menschen, denen es im Leben nicht so gut geht, den Armen und Traurigen, den Hungrigen und Durstigen, jenen, die verfolgt und verspottet werden, aber auch den Sanftmütigen und Barmherzigen und jenen, die ein reines Herz haben. Sie alle werden diese Herrlichkeit des Himmels erleben, also das Schönste vom Schönsten, das es überhaupt gibt, und das unendlich viel schöner ist, als wir es mit menschlichen Worten überhaupt beschreiben können.

Allerheiligen ist also kein Trauertag, sondern ein Fest des Jubels und der Freude, denn auch wir, die wir Christus nachfolgen, sind mit dieser Verheißung der glückseligen Herrlichkeit, für die es keine Worte gibt, beschenkt.

Nehmen wir also den heutigen Festtag zum Anlass, unser Leben von unserem Ziel her zu betrachtet. Natürlich, wie das alles ganz genau sein wird, wissen wir nicht. Es wird eine Überraschung sein, aber keine böse, sondern eine unglaublich Gute und Schöne. Wir werden Gott von Angesicht zu Angesicht begegnen und seiner überströmenden ewigen Liebe.

All das ist keine Vertröstung, wie es den Christinnen und Christen manchmal vorgeworfen wird, es ist kein Opium, damit das Volk ruhiggestellt wird, ganz im Gegenteil: Mit diesem Ziel möchte Jesus Christus den Menschen Mut machen und Kraft schenken, um den Herausforderungen des irdischen Lebens begegnen zu können. All eure Anstrengungen auf dieser Welt sind nicht sinnlos, nein: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Freut euch daher, jubelt und lasst euch nicht unterkriegen.

Auf die Seligpreisungen folgt ja die Bergpredigt, das Evangelium im Evangelium, die Zusammenfassung all dessen, worauf es Jesus ankommt. Und da ist vom Licht der Welt die Rede, und vom Salz der Erde, von der Feindesliebe, dem richtigen Beten, Richten, Urteilen und Verzeihen. Da findet man die „Goldene Regel“: „Behandle den anderen so, wie du selbst behandelt werden willst.“ All diese Handlungsanweisungen wollen ganz und gar nicht einschläfern oder ruhigstellen, sie wollen vielmehr Ansporn dafür sein, dass wir zusammen mit Jesus Christus am Aufbau des Reiches Gottes mitarbeiten, das jetzt schon begonnen hat und sich am Ende der Zeiten vollenden wird. Die Herrlichkeit des Himmels gibt uns die Kraft, diesen Weg mit Jesus Christus zu gehen. Jede und jeder von uns ist dazu berufen, dort wo wir leben, mit jenen Fähigkeiten, die uns Gott geschenkt hat. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS