Predigt zum 3. Sonntag im Jahreskreis (Mk 1,14-20)

Nachfolge

was der Evangelist Markus heute über die Nachfolge Jesu erzählt, klingt ja ziemlich einfach. Jesus sagt: „Kommt her, mir nach!“ – Und schon lassen Andreas und Simon, Jakobus und Johannes alles liegen und stehen und folgen Jesus nach.

Meistens geht diese Nachfolge jedoch nicht so einfach. Davon erzählen jedenfalls die Lebensgeschichten vieler Heiliger und Seliger im Laufe der Kirchengeschichte. Ein Beispiel dafür ist auch der heilige Franz von Sales, dessen Gedenktag wir am 24. Jänner feiern. Er musste zuerst einmal durch eine große Glaubenskrise hindurch, in der er Gott entdeckte, der ihn liebt. Dann musste er sich mit Hilfe eines geistlichen Begleiters erst über seinen Weg klar werden. Und schließlich musste er noch seinen Vater überzeugen, der ganz und gar nicht damit einverstanden war, dass sein Sohn Priester werden will. Dieses Ringen um eine klare Entscheidung dafür, Jesus nachzufolgen, dauerte mehr als fünf Jahre und zeigt uns, dass diese Entscheidungsprozess auch sehr mühevoll sein kann.

Zwei Elemente sind allerdings in der Nachfolge Jesu immer zu finden und daher auch für uns bedeutsam, ganz egal, in welcher Form diese Nachfolge geschieht, ob in der Ehe, Familie, im Beruf, in einer Ordensgemeinschaft oder als Priester oder Bischof.

Zum einen spricht uns Jesus Christus immer dort an, wo wir leben und arbeiten. Das alltägliche Leben ist also jener Ort, an dem wir Gott begegnen. Dort geschieht die Verkündigung Jesu, dort geschieht auch Umkehr und dort geschieht Nachfolge. Wir sollten also in unserem alltäglichen Leben immer sensibel und aufmerksam sein, um das Wort Gottes wahrzunehmen. Etwas, das der heilige Franz von Sales den Menschen unbedingt beibringen wollte, war daher auch das Sich-Bewusstmachen der Gegenwart Gottes mitten unter uns. „Vor allem versetze dich in Gottes Gegenwart, bitte ihn um seine Gnade, um dich in seiner Liebe und in seinem heiligen Dienst zu festigen“ (DASal 1,253). Solche und ähnliche Aussagen können wir in seinen Schriften immer wieder finden.

Und das zweite, was immer geschieht, ganz egal in welcher Form wir Jesus nachfolgen: Jesus möchte, dass wir Menschenfischer werden. Das klingt in unseren heutigen Ohren vielleicht etwas komisch, vor allem weil wir alle mittlerweile immer wieder vor sogenannten „Phishing Mails“ gewarnt werden. Menschenfischer sein heißt aber nichts anderes, als dass wir unseren Glauben so leben sollen, dass andere Menschen durch mich erkennen, dass das Leben in der Nachfolge Jesu ein Schatz ist, der mein Leben sinnvoller, wertvoller und glücklicher macht. Ich soll meinen Glauben so leben, dass die Menschen, denen ich begegne, spüren, dass Christsein keine Last bedeutet, sondern Leben in Fülle bedeutet.

Der heilige Franz von Sales tat dies vor allem durch seine Herzlichkeit. Er begegnete allen Menschen liebevoll, sanft, freundlich und herzlich. Dadurch sollten sie erfahren, dass Gott, dem er folgt, ein Gott der Liebe ist. Darin wurde Franz von Sales wahrlich zum Meister, sodass wir ihn heute als den herzlichsten und liebevollsten aller Heiligen bezeichnen. Und vom heiligen Vinzenz von Paul kennen wir die Aussage: „O Gott, wie gut musst du sein, wie gut, wenn schon Franz von Sales, dein Geschöpf, so gut ist.“

Menschenfischen bedeutete für Franz von Sales, den Menschen den Gott der Liebe spürbar und erfahrbar werden zu lassen. Vielleicht können wir, die wir seit unserer Taufe Jesus nachfolgen, auch wieder einmal darüber nachdenken, was wir tun könnten, um unseren Glauben so zu leben, dass er ausstrahlt und jene Menschen, denen ich begegne, merken, dass Jesus folgen keine Last ist, sondern glücklich macht. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS