Predigt zum 13. Sonntag im Jahreskreis (Mt 10,37-42)

Wenn es zu Schwierigkeiten kommt …

um diese Jesus-Worte aus dem Abschnitt des Matthäus-Evangeliums, die wir gerade gehört haben, etwas besser zu verstehen, muss man als Erstes beachten, dass Jesus hier nicht zum ganzen Volk, sondern nur zu seinen Aposteln redet, also zu seinem engsten Mitarbeiterkreis.

Außerdem muss man sich bewusst machen, dass sich Jesus Christus zu diesem Zeitpunkt bereits sehr deutlich klar ist, dass seine Botschaft auf große Widerstände stößt, die Verfolgung und Tod bedeuten können.

In dieser Situation bringt Jesus nun seinem engsten Jüngerkreis Folgendes bei: Wer sich auf mich einlässt, wer mir nachfolgt, der muss mit sehr schwierigen Konsequenzen rechnen. Es kann sein, dass er sich gegen seine eigenen Eltern entscheiden muss, weil diese den Weg Jesu ablehnen. Gleiches gilt für die eigenen Kinder. Und es kann sein, dass ich für meine Entscheidung, Jünger Jesu zu sein, gekreuzigt und getötet werde.

Jesus verspricht allerdings allen, die sich trotz dieser Schwierigkeiten für ihn entscheiden, dass sie das Leben nicht verlieren, sondern finden werden. Und er verspricht allen, die seine Jüngerinnen und Jünger aufnehmen und ihnen Gutes tun, und sei es nur einen Becher frischen Wassers, dafür belohnt werden.

Das war die Situation, in der sich das Jesus-Projekt befand. Der erste große Erfolg, den Jesus mit seinen spektakulären Wundern erzielte und Massen an Menschen anzog und zu Begeisterungsstürmen hinriss, war verebbt. Die kritischen Stimmen wurden immer lauter und selbst seine Apostel fragten sich: Wohin wir das alles führen? Worauf haben wir uns da nur eingelassen?

Jesus versucht jetzt nicht, diese Situation zu verharmlosen und die Apostel zu beruhigen. Er sagt ihnen klar und deutlich, was auf dem Spiel steht.

Sich zu Jesus Christus zu bekennen, kann also auch unangenehme Folgen haben. Christentum ist weder eine Kuschelgruppe noch eine Wohlfühl-Religion, in der alles immer nur lieb und nett ist. Wer sich zu Christus bekennt, der kann dadurch eben auch das Kreuz erfahren: Kritik, Spott, Hohn, Ablehnung, Martyrium.

Jesus macht klar: Es wird im Leben eines jeden Christen der Moment kommen, in dem er sich die Frage stellen muss: Was ist mir Jesus Christus wirklich wert? Was bin ich bereit, für ihn aufzugeben oder auf mich zu nehmen?

Was ist, wenn mir der christliche Glaube keine Vorteile mehr bringt? Wenn es nicht mehr nur schön und angenehm ist, den Glauben zu leben? Wenn die Kritik an der Kirche nicht mehr abreißt, die Kirchenaustritte immer mehr, die Kirchen immer leerer werden? Wie gehe ich mit all dem um?

„Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Wer das Leben findet, wird es verlieren, wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“

Bin ich bereit, diese Jesus-Worte anzunehmen?

Der Apostel Paulus, der einige Jahre später schon einige dieser Konsequenzen am eigenen Leib erleiden musste, erinnert die Gemeinde in Rom ebenso an den Ernst der Christusnachfolge: „Wir, die wir auch Christus Jesus getauft sind, sind auf seinen Tod getauft“. Er fügt aber ganz im Sinne Jesu hinzu: „Sind wir mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.“

Damit das Ganze jetzt nicht zu dramatisch wird, noch ein Hinweis des heiligen Franz von Sales, der ja in einer sehr schwierigen Phase der Kirche lebte, zu keinem Zeitpunkt aber den Mut und die Hoffnung verlor. In der Gewissheit, Gott an seiner Seite zu wissen, konnte er schreiben: „Gott macht alles richtig und ordnet alle Dinge zum Besten“ (DASal 5,158). Und er lädt dazu ein, dass wir immer wieder beten: „Herr Jesus, dein Wille geschehe, vorbehaltlos, ohne Wenn, ohne Aber, ausnahmslos und schrankenlos.“ (DASal 5,159) Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS