Predigt zum Ostersonntag (Joh 20,1-18)
Er sah und glaubte
„Wer’s glaubt, wird selig“, so sagen wir und drücken damit eigentlich unseren Zweifel und Unglauben über irgendeine Information aus, die wir erhalten haben. Die Osterbotschaft macht uns allerdings deutlich, dass diese Aussage tatsächlich stimmt: Wer an die Auferstehung des gekreuzigten Herrn Jesus Christus glaubt, der wird selig, also glücklich sein. Oder wie es der heilige Franz von Sales einmal formulierte: „Wie glücklich werden Sie sein, wenn Sie sich mitten in der Welt Jesus Christus in Ihrem Herzen bewahren!“ (DASal 6,43)
Das war die Erfahrung des Petrus am Ostermorgen, und die Erfahrung der anderen Jüngerinnen und Jünger, vor allem der Apostelin Maria Magdalena, wahrlich eine der schönsten Szenen der gesamten Bibel.
„Frau, warum weinst du?“ sagt Jesus zu ihr in ihrer abgrundtiefen Traurigkeit und Verzweiflung. Und als Jesus sie mit ihrem Namen Maria anspricht, da erkannte sie ihn und damit änderte sich ihr Leben vollkommen: Sie glaubte und war selig. Sie wurde sogar zur ersten Botin, zur ersten Apostelin, die verkündete: „Ich habe den Herrn gesehen.“
Am Osterfest erneuern wir jedes Jahr unseren Glauben, den wir bei der Taufe geschenkt bekommen haben. Wir glauben an Gott Vater, wir glauben an Gott Sohn, wir glauben an Gott Heiliger Geist, wir glauben an den Schöpfer des Himmels und der Erde, der Mensch wurde und uns durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung erlöste und der in der Kraft des Heiligen Geistes bei uns ist und weiterwirkt bis ans Ende der Welt, wir glauben an seine heilige Kirche, an die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und an das Ewige Leben. Dieser Glaube, der uns in unserer Taufe geschenkt wurde, macht selig. Deshalb feiern wir ja auch das Osterfest als unser höchstes Fest im Kirchenjahr, um Gott danke zu sagen für das Geschenk des Glaubens und dafür, dass er uns so wie Maria Magdalena mit unseren Namen anspricht und wir ihn als unseren Herrn und Meister erkennen.
Freuen wir uns darüber und genießen wir das Osterfest in vollen Zügen. Feiern wir dieses großartige und immerwährende Zeichen der Hoffnung und geben wir diese Hoffnung an die Menschen, denen wir begegnen, so wie Maria Magdalena weiter: „Ich habe den Herrn gesehen, er ist nicht tot, er lebt!“
Papst Franziskus fordert uns in seiner Botschaft zum Heiligen Jahr ebenfalls dazu auf: „Lassen wir uns von der Hoffnung anziehen und lassen wir zu, dass sie durch uns auf jene überspringt, die sich nach ihr sehnen,“ so schreibt er. „Möge unser Leben ihnen sagen: Hoffe auf den Herrn, sei stark und fest sei dein Herz! Und hoffe auf den Herrn. Möge die Kraft der Hoffnung unsere Gegenwart erfüllen, während wir zuversichtlich auf die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus warten, dem jetzt und in aller Zukunft Lob und Herrlichkeit gebührt.“ Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS