Predigt zum Hochfest der Gottesmutter Maria – Neujahr (Lk 2,16-21)
Neustart
Vom Computer, Laptop, Notebook oder Handy wird man immer wieder einmal zu einem Neustart aufgefordert. Manchmal, wenn gar nichts mehr geht, dann ist man dazu sogar gezwungen und hofft, dass nach dem Neustart wieder alles funktioniert.
Für manche Menschen ist der Neujahrstag so ein Neustart, an dem man sich das eine oder andere vornimmt, was man wieder oder endlich einmal oder ab jetzt tun will.
Für die Kirche beginnt das neue Jahr mit dem Fest der Gottesmutter Maria. Das heißt, wir stellen das neue Jahr unter ihren Schutz. Wir vertrauen auf ihre Fürbitte bei Gott, dass alles, was in diesem Jahr geschehen wird, mit Gottes Hilfe schließlich und endlich gut wird. „Niemals ist es gehört worden“, so heißt es in einem Mariengebet, dem so genannten Memorare – das „Gedenke o mildreichste Jungfrau Maria“, das auch der heilige Franz von Sales so gerne betete, „niemals ist es gehört worden, dass jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, deine Hilfe anrief und um deine Fürsprache flehte, von dir verlassen worden sei.“
Ganz egal, mit welchen Gefühlen wir heute das neue Jahr beginnen, mit welchen Hoffnungen und Sorgen wir neu starten, wir dürfen auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria vertrauen und vor allem dürfen wir von ihr lernen, zum Beispiel das, was wir heute im Evangelium gehört haben.
Dort heißt es zum Beispiel: Sie staunten über das Kind in der Krippe. Dieses Staunen sollte uns auch im neuen Jahr begleiten, das Staunen über die unendliche Liebe Gottes zu uns Menschen. Er ist in Jesus Christus Mensch geworden, um uns ganz nahe zu sein, um einer von uns zu sein und um uns zu erlösen. Diese Liebe, so ist der heilige Franz von Sales überzeugt, ist „Ziel, Vollendung und Krönung des Weltalls“ (DASal 4,168), ganz egal, was alles in meiner kleinen Welt oder in der großen Welt passiert. Die Liebe Gottes ist das Ziel. Deshalb ist Gott in Jesus Christus Mensch geworden.
Ein zweites, das wir von der Gottesmutter Maria lernen können, ist die Aussage des Evangeliums: Maria bewahrte alle Worte, die sie über Jesus hörte, und erwog sie in ihrem Herzen. Diese Aussage lädt uns zu einer innigen, vertieften Gottesbeziehung ein. Jesus Christus ist nicht zuerst eine Kopfsache, es geht nicht um theologische Logik, es geht um das Herz. Gottesbeziehung, so meint auch der heilige Franz von Sales, ist Herzensbeziehung. Gott möchte nicht in meinem Kopf wohnen, sondern in meinem Herzen. Mit weihnachtlichen Worten ausgedrückt, schrieb Franz von Sales: „Jesus will in uns geboren werden. Er will in uns Gestalt gewinnen“ (DASal 5,51). Wie die Hirten sollen wir in unseren Alltag zurückkehren und dort Gott loben und preisen für die Liebe, die er uns durch seine Menschwerdung erwiesen hat.
Am Ende des heutigen Evangeliums wird uns berichtet, dass das Kind Marias bei seiner Beschneidung den Namen Jesus erhielt, jenen Namen, der ihr vom Engel Gabriel verkündet wurde. Dieser Name bedeutet „Gott rettet“. Jesus ist also Gott, der uns Rettung bringt. Das sollten wir uns gerade am ersten Tag des Jahres bewusst machen: Wir glauben nicht an irgendeinen Gott, sondern an Gott, der rettet, der möchte, dass wir das Leben haben und es in Fülle haben. Mit Maria vertrauen wir unser Leben und unsere Welt dem Retter und Erlöser an. Für den heiligen Franz von Sales bedeutete der Name Jesus nichts anderes als Hoffnung und er betete: „Herr, du mein Gott, wir beugen das Knie vor deinem heiligen Namen; wir bekennen, dass wir in keinem anderen Namen Heil finden können. Jesus ist das Losungswort ins Paradies“ (DASal 9,33). Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS

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