Predigt zum Fest Taufe des Herrn (Lk 3,15-16.21-22)
Mit Heiligem Geist und mit Feuer
„Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, … er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit dem Feuer taufen“. So kündigt Johannes der Täufer in der Wüste am Jordan Jesus Christus an. Er erklärt damit auch, was bei jeder christlichen Taufe passiert: Wir werden mit Heiligem Geist und mit Feuer getauft.
Was das bedeutet, beschreibt uns Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Heiligen Jahr 2025. Dort heißt es:
„Es ist der Heilige Geist, der mit seiner beständigen Gegenwart in der pilgernden Kirche das Licht der Hoffnung in den Gläubigen verbreitet. Er lässt es brennen wie eine Fackel, die nie erlischt, um unserem Leben Halt und Kraft zu geben.“
„Gott will“, so meint Franz von Sales, „dass in unserem Herzen immerfort das Feuer seiner Liebe lodert“ (DASal 2,89).
In der Feier des Sakramentes der Taufe wird dies deutlich durch das Entzünden der Taufkerze an der Osterkerze, dem Symbol des auferstandenen Herrn Jesus Christus. Sein Licht wird dem Täufling geschenkt. Jesus Christus soll von nun an im Leben des Getauften leuchten und er soll es an die Menschen weitergeben.
Wenn wir heute das Fest der Taufe des Herrn feiern, dann sollten wir also auch wieder einmal darüber nachdenken, dass auch wir durch die Taufe das Feuer des Heiligen Geistes in uns tragen und dass Gott auch zu uns sagt, dass wir von ihm geliebt sind. Brennt dieses Feuer noch in uns, und sind wir bereit, dieses Feuer weiterzugeben, so wie es auch eine Liedstrophe formuliert: „Kleiner Funke Hoffnung, mir umsonst geschenkt: werde ich dich nähren, dass du überspringst, dass du wirst zur Flamme, die uns leuchten kann, Feuer schlägt in allen, allen, die im Finstern sind.“
Als der heilige Franz von Sales getauft wurde, war keinesfalls klar, ob er noch lange leben wird. Er war eine Frühgeburt und Brutkästen gab es damals noch nicht. Es gab nur seine resolute Großmutter, die für eine rasche Nottaufe sorgte und dafür das Taufpatenamt übernahm. Dann nahm sie den Neugeborenen zu sich, weil die junge Mutter völlig überfordert war. Franz von Sales überlebte und sein Licht brennt in der Kirche bis heute. Einmal wäre dieses Licht fast erloschen, als er seine große Glaubenskrise hatte. Also auch das kann einem Getauften im Leben passieren: kein Feuer mehr, das brennt, kein Heiliger Geist, der spürbar ist. Auch in solchen Situationen können wir vom heiligen Franz von Sales lernen. Er trat nämlich nicht aus der Kirche aus, ganz im Gegenteil, er schleppte sich mit letzter Kraft in eine Kirche hinein und kniete sich vor eine Marienstatue nieder und betete. Und genau in dieser dunkelsten Stunde seines Lebens, wo er sich von Gott ganz verlassen meinte, genau da entfachte Gott in ihm das Feuer neu, das sein Leben veränderte. Er begriff: Gott ist Liebe. Ganz egal, was in meinem Leben auch geschieht, ihm kann ich voll und ganz vertrauen, er verlässt mich nicht, auch wenn ich meine, von ihm verlassen zu sein. Trotzdem sagt er jeden Augenblick zu mir: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden. Gib also nicht auf, steh wieder auf, mein Heiliger Geist begleitet dich. Vertrau mir einfach. Bis zu seinem Lebensende hat Franz von Sales dieses Gottvertrauen nicht mehr verloren und unzählige Menschen mit diesem Licht der Liebe Gottes angesteckt, und dieses Feuer brennt sogar noch heute vierhundert Jahre nach seinem Tod.
Nehmen wir also das heutige Fest der Taufe des Herrn zum Anlass, uns an unsere Taufe zu erinnern, in der Gott uns mit dem Heiligen Geist und mit seinem Feuer beschenkte. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS