Predigt zum 3. Adventsonntag (Mt 11,2-11)
Freude
„Gott ist ein Gott der Freude“ (DASal 6,89), so schrieb der heilige Franz von Sales in einem Brief. „Handeln wir daher gut, stimmen wir dem Willen Gottes bei; er sei der Stern, auf den sich unsere Augen heften“ (DASal 6,89). Auf ähnliche Weise wird auch der dritte Adventsonntag seid jeher liturgisch eröffnet: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.“ Daher wird dieser Sonntag auch „Sonntag Gaudete“ genannt, also „Sonntag der Freude“.
Der Grund dieser Freude ist natürlich Jesus Christus, in dem sich all das erfüllt, was die Propheten seit Jahrhunderten vorhersagten: Blinden werden die Augen geöffnet, Tauben die Ohren, Lahme springen wie Hirsche und die Zunge des Stummen frohlockt.
Vergessen wir also nicht: Die Botschaft des christlichen Glaubens ist eine frohe Botschaft, ein Eu-angelion, es wird etwas Gutes verkündet, etwas, das dem Leben hilft und die Welt so notwendig braucht, eine Botschaft der Hoffnung, des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe.
Die ersten Jünger konnten es gar nicht glauben. „Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ fragten sie Jesus. Und dieser sagte nicht einfach: Ja, ich bin es. Er zeigt vielmehr auf die Wirkungen seiner Botschaft: Blinde können plötzlich sehen, Lahme gehen, Taube hören. Also: Jesus schärft unseren Blick auf die Wirklichkeit, er macht uns sensibel für das, was wir nicht gerne hören wollen und trotzdem bedeutsam ist, er gibt uns die Kraft, aufzustehen und etwas zu unternehmen.
Christinnen und Christen aller Jahrhunderte haben das getan, um diese frohe Botschaft in die Welt hinauszutragen. Unzählige von ihnen haben das mit ihrem Leben bezahlt, nicht nur in den ersten Jahrhunderten nach Jesus, sondern gerade heute, wo in so vielen Ländern wie niemals zuvor Christinnen und Christen verfolgt werden.
Der Grund dafür ist die revolutionäre Sprengkraft der christlichen Botschaft. Erstmals in der Geschichte der Menschheit heißt es nicht, der Größte und Mächtigste von euch ist der, der die anderen unterdrückt und zu seinen oder ihren Sklavinnen und Sklaven macht. Nein, seid Jesus Christus heißt es: Der Größte von euch ist der, der den anderen dient und groß macht.
Diese „Revolution der Liebe“, wie dies der verstorbene Papst Franziskus nannte, schmeckt den Machthabern dieser Welt bis heute nicht. Eine Christin, ein Christ ist für sämtliche Diktatorinnen und Diktatoren, Autokratinnen und Autokraten, Oligarchinnen und Oligarchen, Multimilliardärinnen und Multimilliardäre in ihren Palästen und Glitzergewändern stets das schlechte Gewissen, das ihnen sagt: Den Weg, den du gehst, dieser Weg ist nicht der Weg Jesu Christi. Schaut euch doch das Evangelium an, schaut euch an, was Jesus sagte und tat – und kehrt um.
Johannes der Täufer war der erste, der dafür ins Gefängnis kam, weil er einem Despoten deutlich machte, dass sein Handeln nicht dem entspricht, was Gott will. Der zweite war Jesus Christus, der in die Fänge religiöser und politischer Machtspiele geriet. Unzählige Christinnen und Christen erleiden heute das gleiche Schicksal.
Auszuhalten ist das nur für den, der an das glaubt, was die Propheten sagten und auch immer wieder in den Evangelien zu lesen ist: „Fürchtet euch nicht. Euer Gott kommt und wird euch retten … Ewige Freude ist auf euren Häuptern, Jubel und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.“
Das letzte Wort hat immer der Gott der Freude. Halten wir an ihm fest mit der ganzen Kraft unserer Hoffnung und leben wir so gut es geht das Evangelium, die gute, die frohe Botschaft der Liebe, des Friedens, der Gerechtigkeit, die den anderen groß sein lässt. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS

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