Manuela Steffan /pfarrbriefservice.de

Predigt zum Palmsonntag (Lk 19,28-40)

Fest der Trotzdem-Hoffnung

Als die Jüngerinnen und Jünger Jesu zusammen mit ihm in Jerusalem einzogen, da war ihre Hoffnung ungebremst, wie uns der Evangelist Lukas berichtet.

„Mit lauter Stimme und freudig lobten sie Gott, wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe.“

Dieser überschwängliche Jubel war nicht aufzuhalten, so sagt Jesus: „Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.“

Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Leitwort „Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung“. Papst Franziskus ruft uns in diesem Jahr dazu auf, uns der Hoffnung bewusst zu werden, die uns trägt, die uns nicht zugrunde gehen lässt. Die Heilige Woche, die mit dem heutigen Palmsonntag beginnt, also die Kartage und das Osterfest machen uns das ganz besonders deutlich. Wir Christinnen und Christen, so wünscht es sich Papst Franziskus, sollen Zeichen der Hoffnung sein: Hoffnung für die Kinder und Jugendlichen, Hoffnung für die Alten, für die Kranken und Leidenden, für die Verfolgten und für alle, die unter Krieg und Terror leiden.

Daran lässt sich allerdings auch erkennen, dass all das gar nicht so einfach ist. Die Realitäten sprechen oft eine andere Sprache, sodass wir nicht mit Hoffnung in die Zukunft blicken, sondern eher mit Sorge und mit Angst, Skepsis und Pessimismus. Was wird da noch alles auf uns zukommen?

All das klammert unser Glaube nicht aus, ganz im Gegenteil. Der Palmsonntag, ja die gesamte Karwoche machen uns das überdeutlich. Der Jubel und die Begeisterung schlagen sehr bald um. Aus „Hosianna!“ wird „Ans Kreuz mit ihm!“. Plötzlich steht nicht die Hoffnung im Mittelpunkt, sondern Angst, Leid, Gewalt und Tod.

Wir Christinnen und Christen sind hoffnungsvolle Menschen, aber wir sind nicht weltfremd, wir entziehen uns nicht den Realitäten der Welt, setzen eine rosarote Brille auf und meinen, dass eh alles gut ist. Ja, oft genug laufen wir, wie die Jüngerinnen und Jünger davon und sperren uns ein, um ja nichts von der bösen Welt da draußen mitzubekommen. Jesus jedoch lässt uns nicht in Ruhe – und treibt uns immer wieder hinaus, damit wir sein Evangelium, seine Botschaft der Hoffnung trotzdem verkünden. Und diese Hoffnung ist weit mehr als einfacher Optimismus. Es ist die „Trotzdem“-Hoffnung, die uns trägt, eine Hoffnung, die auf Jesus Christus, den Gekreuzigten, zeigt und sagt: Vertrau auf Gott, auch wenn du ihn nicht siehst, vertrau ihm, selbst wenn du dich von ihm im Stich gelassen fühlst. Lass ihn nicht los, denn nach dem Kreuz kommt immer ein Ostermorgen. Oder wie der heilige Franz von Sales sagt: „Das Leiden und der Tod Jesu, des Herrn und Erlösers meiner Seele … auf diese einzige Grundlage stütze ich meine Hoffnung“ (DASal 1,62).

Der Palmsonntag ist der Einstieg in diese vom Gottvertrauen getragene Trotzdem-Hoffnung, die wir und die ganze Welt mehr denn je brauchen. Nützen wir die kommenden Tage dazu, diese Hoffnung in uns zu stärken. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS