Predigt zum Fest Heilige Familie (Mt 2,13-15.19-23)
Familienmensch
Im Rahmen von Beerdigungen höre ich immer wieder einmal, dass der oder die Verstorbene in ihrem Leben ein Familienmensch war. Das heißt: Die Familie stand im Mittelpunkt, für die Familie hat er oder so alles getan, dafür hatte er oder sie immer Zeit. Nicht der berufliche Erfolg oder eigene Hobbies waren das Wichtigste, sondern das Wohl der Familie. Und all das wird von den Angehörigen durchaus immer mit Stolz und großer Dankbarkeit erzählt.
Ähnliches könnte man auch von Josef und Maria sagen: Sie waren durch und durch Familienmenschen. Für die Familie taten sie alles. Nicht nur in den Zeiten, als die Sterndeuter zu ihnen kamen und Geschenke brachten, sondern auch in den schwierigen Zeiten der Flucht oder dann im ganz normalen Alltagsleben in Nazaret oder bei Familienfesten, an denen der Wein auszugehen drohte.
Obwohl der heilige Franz von Sales Priester und dann Bischof wurde, war er trotzdem auch ein Familienmensch. Er war der Älteste von 13 Kindern und fühlte sich als ältester Sohn stets für das Wohl seiner Familie verantwortlich – in guten Zeiten, wenn Feste gefeiert wurden, aber auch in schwierigen Situationen, als etwa einer seiner Brüder unschuldig im Gefängnis saß oder wenn jemand aus seiner Familie verstarb. Diesen Familiensinn, also das Zusammenhalten in guten wie in schlechten Zeiten, lebte er auch als Priester oder Bischof. Das Karriere-Angebot, den lukrativen Posten als Kardinal von Paris zu erhalten, lehnte er zum Beispiel mit der Begründung ab, dass er sich mit seiner Diözese in Annecy zu sehr verbunden fühlt und sie daher nicht verlassen könne. Und der Ordensgemeinschaft, die er gründete, den Schwestern der Heimsuchung Mariens, vermittelte er, dass ihr Gemeinschaftsleben so sein soll, wie das verborgene Leben der Heiligen Familie in Nazareth: das Miteinander soll im Vordergrund stehen, denn die Liebe ist das Band der Vollkommenheit.
Vielleicht können wir ja von diesen Familienmenschen lernen, von Maria und Josef genauso, wie vom heiligen Franz von Sales.
Merken wir uns: Der Zusammenhalt ist wichtig, vor allem in schwierigen Zeiten. In diesem Miteinander hat die Heilige Familie die Flucht nach Ägypten überstanden und Franz von Sales einige Familienkrisen lösen können.
Ein Zweites: Zeit haben füreinander ist wichtig, sich miteinander freuen, sich füreinander interessieren. Josef lehrte Jesus das Zimmermannshandwerk, Maria bewahrte alles in ihrem Herzen. Franz von Sales ließ es sich nicht nehmen, trotz seiner zahlreichen Amtsgeschäfte wenigstens brieflich mit seiner Familie in Kontakt zu sein. Immer galt: Das Wohl der Familie ist wichtiger als die eigene Interessen.
Ein letzter, aber sicherlich der wichtigste Punkt, den wir von der Heiligen Familie und auch vom heiligen Franz von Sales lernen können, ist das gelebte Vertrauen auf die Gegenwart Gottes. In diesem Vertrauen nahm Josef das Kind und seine Mutter und brachte es nach Ägypten, weil ihm dies ein Engel des Herrn befahl, aus dem gleichen Vertrauen heraus kam er zurück nach Nazaret, damit sich erfüllt, was die Propheten verheißen haben. Der heilige Franz von Sales bemühte sich ein Leben lang, den Menschen die Gegenwart Gottes in ihrem Leben deutlich zu machen. Gott ist da, wie die Luft, die wir atmen. Wir können sie nicht sehen, aber ohne sie ist Leben unmöglich. Dieses Vertrauen hilft uns, Herausforderungen zu meistern. Stellt also Gott in die Mitte eures Lebens, lasst ihn teilhaben am Leben eurer Familien, an den guten wie den schlechten Tag. Diese Gegenwart ist heilsam und erfüllt. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS

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