Predigt zum Christkönigssonntag (Joh 18,33b-37)

Das Königtum Jesu

Das Christkönigsfest hat durchaus auch politische Bedeutung. Dieses Fest ist ja gerade einmal 99 Jahre alt. Es wurde von Papst Pius XI. im Rahmen des Heiligen Jahres 1925 eingeführt. Es war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Viele Könige wurden abgesetzt, viele Demokratien waren noch nicht gefestigt, radikale Kräfte von Links und Rechts – der Kommunismus und der Nationalsozialismus – drängten mit Revolutionen an die Macht. In dieser Zeit des Umbruchs wollte der Papst ein Zeichen setzen und lenkte den Blick der Christenheit auf den König Jesus Christus. Und das Evangelium des heutigen Sonntags macht uns deutlich, wie wir uns dieses Königtum vorzustellen haben.

Jesus steht als Angeklagter vor Pilatus, dem Repräsentanten des damals alles beherrschenden römischen Reiches mit einem Kaiser an der Spitze, der von seinen Untertanen als Gott gleich verehrt werden will. Dieser Pilatus fragt Jesus: Bist du der König der Juden?

Die Antwort Jesu auf diese Frage ist bedeutsam. Er sagt: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ – Und: „Meine Aufgabe ist es, von der Wahrheit Zeugnis abzulegen.“

Das Christkönigsfest macht uns also deutlich, dass der Blick auf das Irdische allein nicht genügt. Unser Handeln, egal ob im privaten oder öffentlichen Umfeld, soll immer den Bereich des Göttlichen miteinbeziehen. Die Welt ist weit mehr als das bloße Mess- und Zählbare, also das, was wir sehen und angreifen können. Es gibt eine Transzendenz, auf die wir nicht vergessen sollten. Unser König Jesus Christus macht uns mit seinem ganzen Wesen darauf aufmerksam, dass unsere Welt nicht alles ist, sondern dass wir unterwegs sind zum Reich Gottes, das hier auf Erden bereits begonnen hat. Das meint auch der heilige Franz von Sales, wenn er uns darauf hinweist, dass „unsere Sorge“ darin bestehen soll, „dass der Übergang ins Jenseits ein glücklicher sei.“ (DASal 1,51).

Und noch etwas wird deutlich: Jesus ist gekommen, um Zeugnis abzulegen für die Wahrheit. Gerade heute wird diese Wahrheit durch die Möglichkeiten der Computertechnik oft genug völlig entstellt, nicht nur durch die so genannten „sozialen Medien“, sondern ebenso durch die „Künstliche Intelligenz“. Man weiß kaum noch, was man jetzt wirklich glauben soll. Stimmt das, was in diesen neuen Medien steht, oder nicht? Wie wird Wahrheit missbraucht, um die eigene Macht zu sichern oder um Macht zu bekommen? Hier sagt uns der Christuskönig: Ich bin die Wahrheit – und davon gebe ich Zeugnis, auch wenn das bedeutet, dass du – Pilatus – mich gleich zum Tod verurteilen wirst. Diese Wahrheit habe ich überall verkündet, sie ist keine Geheimbotschaft, sondern die frohe Botschaft vom Reich Gottes, das durch mich angebrochen ist – ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, ohne Krieg, Angst, Terror und Gewalt, ein Reich der Liebe, in der jedes Geschöpf seine einzigartige, von Gott geschenkte Würde besitzt, die ihm niemand nehmen kann. Aus diesem Grund kann auch der heilige Franz von Sales in einem Brief schreiben: „Wie glücklich werden Sie sein, wenn Sie sich mitten in der Welt Jesus Christus in Ihrem Herzen bewahren!“ (DASal 6,43)

Bitten wir Christus, dass er uns auch heute beisteht und vor allem jenen Halt und jene Orientierung gibt, wofür sein Königsfest eingesetzt wurde. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS