Predigt zum 19. Sonntag im Jahreskreis (Lk 12,35-40)
Wir sind vorbereitet
heute möchte ich uns alle wieder einmal daran erinnern, dass wir uns immer noch im Heiligen Jahr 2025 befinden, das der verstorbene Papst Franziskus unter das Thema „Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung“ stellte.
Hoffnung ist eigentlich auch das Thema des heutigen Evangeliums, in dem uns Jesus sagt: „Seid wie Menschen, die auf den Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkehrt.“
Eine Hochzeit war damals wie heute ein Großereignis. Sie konnte sogar mehrere Tage dauern. Der Bräutigam holte seine Braut mit einem großen Festzug ab und brachte sie mit Musik und Tanz in ihr neues Zuhause. Dort musste man selbstverständlich jederzeit vorbereitet sein, um sofort mit dem Hochzeitsfest beginnen zu können, sobald der Festzug des Bräutigams eintrifft. Dies konnte auch mitten in der Nacht geschehen.
Alle, die diese Erzählung Jesu hörten, wussten genau, was Jesus ihnen damit sagen wollte: Wenn der Bräutigam mit seiner Hochzeitsgesellschaft kommt, muss alles bereit sein für das große Hochzeitsfest. Wäre das nicht der Fall, dann wäre das für die Familie des Bräutigams eine große Schande.
Was diese Geschichte allerdings höchst ungewöhnlich macht und daher auch den entscheidenden Punkt bei dieser Erzählung darstellt, das ist die Aussage, dass der Bräutigam, der noch dazu als Herr bezeichnet wird, seine Knechte am Hochzeitsfest nicht nur teilnehmen lässt, sondern sie sogar bedient, wenn sie auf sein Kommen vorbereitet sind. Das war für die Zuhörerinnen und Zuhörer sicher eine völlige Überraschung, etwas noch nie Gehörtes. Der Knecht wird vom Herrn bedient, so etwas gab es bei einer normalen Hochzeit sicher nicht.
Mit dieser überraschenden Aussage erkennen wir auch, was Jesus den Leuten eigentlich sagen wollte: Ich erzähle euch hier nicht einfach die Geschichte irgendeiner Hochzeit, ich erzähle euch davon, was euch alle im Himmel einmal erwarten wird: ein großes Fest, in dem ihr von keinem Geringeren als Gott selbst bedient werdet, obwohl er der Herr ist und ihr die Knechte seid. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ihr darauf vorbereitet seid, denn niemand weiß den genauen Zeitpunkt, an dem der Herr kommt.
Die Hoffnung, die uns trägt, besteht darin, dass uns im Himmel ein wunderbares Fest erwartet, diese Hoffnung aber soll immer verbunden sein mit unserer Wachsamkeit und unserem Vorbereitetsein.
Als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung, die ihren Lebensweg an Jesus Christus ausrichten, sind wir das. Wir sind vorbereitet vor allem durch die Sakramente, die uns geschenkt sind, vor allem durch die Taufe und natürlich durch das Sakrament der Eucharistie. Wir sind vorbereitet, weil wir als Gemeinschaft, als Pfarrgemeinde unterwegs sind und nicht alleine warten und wachsam sein müssen. Wir sind vorbereitet, weil wir uns von Jesus Christus selbst begleitet wissen dürfen, weil wir in seiner Gegenwart leben in all unserem Tun. Mit dieser Vorbereitung können wir wie der heilige Franz von Sales beten:
„O Herr, Du warst mit mir und hast mich auf dem Weg beschützt, hast mir das Brot Deiner Sakramente als Nahrung gespendet; mit dem hochzeitlichen Gewand der Liebe hast Du mich gekleidet und mich endlich in Dein Haus geführt“ (DASal 3,176).
Natürlich gibt es immer wieder Ablenkungen, die unsere Wachsamkeit stören können, vor allem all das, was uns weis machen möchte, dass es im Leben wichtigere Dinge gibt als Gott und seine Botschaft von Glaube, Hoffnung und Liebe. Hier sollten wir eben besonders aufpassen, dass wir Gott nicht an den Rand schieben und der Glaube in unserem Leben zur Nebensache wird.
„Bedenkt“, so mahnt uns Jesus im heutigen Evangelium mit einem weiteren Vergleich: „Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“
Was muss ich also tun, um stets bereit zu sein für das Hochzeitsmahl des ewigen Lebens. Das wäre die Frage, mit der wir uns doch wieder einmal beschäftigen sollten, gerade im Heiligen Jahr der Hoffnung. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS