Predigt zum Fest Hl. Stephanus (Mt 10,17-22)

Gottvertrauen und Treue

Der zweite Weihnachtsfeiertag gehört dem ersten christlichen Märtyrer, dem heiligen Stephanus.

Damit macht uns die Kirche deutlich, dass Weihnachten selbst unter den widrigsten Umständen stattfindet.

Gott lässt sich aus unserer Welt nicht vertreiben. Kein Hass, kein Terror, kein Leid, kein Virus, nichts kann Gott daran hindern, den Menschen ganz nahe zu sein, mitten unter uns.

Der geöffnete Himmel, den Stephanus vor seiner Steinigung sieht, will uns das deutlich machen.

Unser Gott ist IMMANUEL – Gott mit uns. Unser Gott ist JAHWE – Ich bin da, und unser Gott ist CHRISTUS, der Messias, der Gesalbte, der Erlöser und Retter.

Davon gibt der erste Märtyrer der Kirchengeschichte, der Diakon Stephanus Zeugnis, so wie nach ihm zigtausende weiterer Märtyrerinnen und Märtyrer bis zum heutigen Tag.

Die erschreckenden Ankündigungen, die wir im heutigen Evangelium gehört haben, sind leider im Laufe der Kirchengeschichte sehr oft zur Realität geworden und in manchen Teilen der Welt ist das ja immer noch so. Christen werden verfolgt, gefoltert und hingerichtet, sehr oft erfahren wir davon in den Medien kaum etwas.

Bei all dieser erschreckenden Realität sollten wir allerdings das, was im Zentrum des heutigen Evangeliums steht und am Schluss nicht übersehen. Der erste Satz lautet: „Macht euch keine Sorgen!“; und der zweite: „Wer standhaft bleibt, der wird gerettet.“

Diese beiden Aussagen, so denke ich, sollten wir uns vom heutigen zweiten Weihnachtsfeiertag mitnehmen, gerade in dieser schwierigen Zeit, in der wir uns befinden. Bei diesen Aussagen geht es um das Gottvertrauen und um die Treue.

Der heilige Kirchenlehrer Franz von Sales betont dieses Gottvertrauen immer wieder. „Gehen Sie immer Ihren Weg im Vertrauen auf Gott;“ schrieb er einmal in einem Brief. „Haben Sie keine Furcht.“ (DASal 7,207). Außerdem sagt er uns: Wer auf Gott vertraut, der wird nicht verloren gehen. Denn: „Das Vertrauen auf Gott erreicht alles.“ (DASal 7,63) Darauf sollten wir bauen und daran festhalten.

Das zweite, das wir heute nicht übersehen sollten, ist die Treue. Es geht darum, Gott die Treue zu halten, nicht nur in den guten, sondern auch in den bösen Tagen, denn „wer bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet werden.“ Es geht also darum, nicht auf Gott zu vergessen, sondern ihm in meinem Leben Platz zu geben, mit ihm trotz allem in Verbindung zu bleiben, ihn mitzunehmen in mein alltägliches Leben, durch Gebet und Gottesdienst, durch Zeichen und Symbole, die mich auf ihn aufmerksam machen.

„Man muss seine Treue in kleinen Dingen erproben,“ schreibt der heilige Franz von Sales, „um die Treue im Großen zu erbitten.“ (DASal 7,213)

Gottvertrauen und Treue sind zwei wichtige Elemente einer tragenden Gottesbeziehung. Sie sind das Fundament unseres Glaubens. Damit wir das nicht vergessen, feiern wir am zweiten Weihnachtsfeiertag jedes Jahr den ersten Märtyrer Stephanus. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS