Predigt zum 1. Adventsonntag (Mt 24,37-44)
Advent bedeutet Hoffnung
Mit dem ersten Advent beginnt nicht nur die jährliche Zeit des Wartens auf das Weihnachtsfest, und damit das Grübeln über die verschiedenen Geschenke, die man noch besorgen muss und wen man dabei ja nicht vergessen darf.
Der Advent ist vor allem eine Zeit der Hoffnung. In diesem Heiligen Jahr 2025, das unter dem Motto „Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung“ steht, werden wir Christinnen und Christen wieder genau daran erinnert. Wir sind durch und durch Menschen der Hoffnung. Wir hoffen nämlich auf das Wiederkommen unseres Herrn Jesus Christus, des menschgewordenen Sohnes Gottes, der mit seinem Licht das Dunkel unserer Welt erhellt.
Und dieses Dunkel hat viele Gesichter, die uns eigentlich jeden Tag in den Nachrichten vor Augen geführt werden. Über sechzig Staaten befinden sich derzeit im Krieg. Immer wieder ist von Naturkatastrophen die Rede, die durch den Klimawandel verstärkt werden, der von immer mehr Staaten einfach ignoriert wird. Die Armut nimmer dramatisch zu, genauso wie der Reichtum einzelner, denen es nur um ihren eigenen maßlosen Luxus geht. Man könnte diese Liste an Ungerechtigkeiten und Menschen- und Naturverachtung noch weiter fortsetzen, die allesamt zeigen, wie wichtig und notwendig Hoffnung geworden ist, Hoffnung auf Rettung, Erlösung, auf einen Heiland, dem es tatsächlich nicht um eigene Macht, eigenen Reichtum geht, sondern um das Wohl der Anderen, um das Wohl der gesamten Schöpfung, der die Strukturen der Sünde und des Bösen durchbricht, unter denen unsere Welt mehr und mehr leidet.
Der Adventkranz, den wir heute erstmals entzündeten, ist das Symbol dieser Hoffnung. Je näher das Kommen Gottes in unserer Welt ist, umso heller wird es. Und Jesus Christus betont im heutigen Evangelium, dass dieses Kommen überraschend sein kann, zu einer Stunde, die wir nicht erwarten. „Begegne dem, was auf dich zukommt“, so ermutigt uns der heilige Franz von Sales, „nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung. Halte dich nur recht an der Hand Gottes fest, er wird dir beistehen und dich tragen.“ (DASal 6,271)
Was bedeutet das konkret für unseren Alltag, was kann unsere Hoffnung in unserem Leben stärken?
Erstens: Machen wir uns die Gegenwart Gottes unter uns wieder bewusst. Nutzen wir die Adventzeit, um uns das wieder deutlich zu machen. Gott ist da, wie die Kerze, die ich am Adventkranz entzünde. Er erhellt mein Leben mit seinem Licht. Dadurch wird mir auch wieder bewusster, dass es da trotz allem einen Gott gibt, dem ich vertrauen darf, der mich trägt, der mir Orientierung gibt.
Ein zweites: Sei Licht für die anderen. Wer von Gott mit seiner Gegenwart und seinem Licht beschenkt wird, soll dieses Licht nicht für sich behalten, sondern weitergeben, vor allem an jene Menschen, in deren Leben es dunkel ist. Achten wir einfach darauf, ob es solche Menschen in meiner Nähe gibt, die das Licht Gottes brauchen, und haben wir den Mut, ein solches Licht zu entzünden.
Und schließlich das Dritte: Seien wir wachsam, so wie es Jesus im Evangelium einfordert. Seien wir sensibel für die Signale Gottes, die uns darauf aufmerksam machen, wo wir unser Leben ändern sollten, damit wir vom Kommen Gottes nicht am falschen Fuß erwischt werden. Vielleicht fällt mir etwas ein, was ich schon lange vor mir herschiebe. Jetzt wäre die Zeit, es zu tun, nicht um mein Leben zu belasten oder unter noch mehr Stress zu setzen, sondern um es zu entlasten und von unnötigem Ballast, der sich angehäuft hat, zu befreien.
Sich Gottes Gegenwart in meinem Leben wieder bewusst machen, Licht sein für andere, und wachsam sein auf das, was ich in meinem Leben ändern soll … dazu möchte uns der Advent anregen, damit die Hoffnung auf das Kommen unseres Herrn Jesus Christus wächst, damit es heller und heller wird in unserem Leben und im Leben der Anderen. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS


