Predigt zum Fest Taufe des Herrn (Mt 3,13-17)
Der Himmel öffnet sich
In der Taufe Jesu am Jordan, so wie sie uns der Evangelist Matthäus schildert, wird uns deutlich gezeigt: Jesus ist der von Gott geliebte Sohn, an dem er Gefallen gefunden hat. Zeichenhaft erklärt wird dies durch die Taube, das Symbol des Heiligen Geistes, der auf Jesus herabkam.
Und noch etwas schildert uns der Evangelist Matthäus: Mit der Taufe Jesu wird die Gerechtigkeit ganz erfüllt und der Himmel öffnet sich. Auch diese beiden Aussagen erinnern uns daran, dass mit Jesus eine neue Qualität der Gegenwart Gottes unter uns Menschen begonnen hat: Durch den geliebten Sohn Gottes erfüllt sich die göttliche Gerechtigkeit und der Himmel öffnet sich.
In meiner ehemaligen Pfarrkirche in Eichstätt, Bayern, einem Kirchenbau der 1960er-Jahre, versuchte der Architekt genau diese Botschaft des Evangeliums architektonisch sichtbar zu machen. Deshalb platzierte er genau über dem Taufbrunnen ein Fenster, damit jedes Kind, das für die Taufe über den Taufbrunnen gehalten wird, den Himmel offen sieht. Jeder Täufling soll dadurch sichtbar erleben, was in der Taufe zwischen Gott und Mensch geschieht. Bei der Taufe öffnet sich für dich der Himmel und du erkennst:
- Gott kennt dich persönlich mit deinem Namen.
- Gott gibt dir mit der Taufpatin, dem Taufpaten eine/n Begleiter/in mit auf deinen Lebensweg.
- Gott nimmt dich auf in die Gemeinschaft der Kirche.
- Gott schenkt dir mit dem Namenspatron einen Fürsprecher/in im Himmel.
- Gott beschützt dich und hält seine Hand über dich.
- Gott reinigt dich und belebt dich.
- Gott ist dein Licht.
- Gott beruft dich in seinen Dienst und stärkt dich.
- Gott ist deine Würde.
- Und Gott sagt zu dir: Es ist gut, dass es dich gibt, ich begleite dich. Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Gefallen gefunden.
Wenn wir das hören, welch tiefe göttliche Botschaft in jeder Taufe steckt, dann können wir sehr gut nachvollziehen, warum auch der heilige Franz von Sales voller Überschwang behauptete: „Am Tag meiner Taufe bin ich ein Kind Gottes geworden. Zu meinem Glück und zu meiner Heiligung wurde ich Ihm geweiht“ (DASal 1,61).
Und so können wir den heutigen Sonntag, an dem wir uns an das Fest der Taufe Jesu erinnern, auch zum Anlass nehmen, um für unsere eigene Taufe wieder einmal Danke zu sagen, in dem wir folgendes Gebet beten:
Guter und barmherziger Gott,
ich danke dir, dass du mich in der Taufe als dein Kind angenommen und in die Gemeinschaft deiner Kirche berufen hast.
Durch die Taufe bin ich reich beschenkt mit der Kraft deiner Liebe und der Fülle deines Segens.
Begleite mein Leben, lass mich deine Nähe spüren und schenke mir jeden Tag neu den Mut, dir treu zu folgen.
Am Ende meines Lebens führe mich zur ewigen Freude in deiner liebenden Gegenwart.
Sei gelobt und gepriesen heute und in alle Ewigkeit. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS