Predigt zum Christkönigssonntag (Lk 23,35b-43)
100 Jahre Christkönigsfest
Das Christkönigsfest war und ist noch immer ein hochpolitisches Fest. Eingeführt wurde es vor genau 100 Jahren von Papst Pius XI. zum Abschluss des Heiligen Jahres 1925, das unter dem Motto „Pax Christi in Regno Christi“ stand, zu Deutsch „Der Friede Christi im Reich Christi“.
Nach dem Ersten Weltkrieg lag Vieles in der Welt in Trümmern. Radikal-Extremistische Kräfte von Links (Kommunismus) und Rechts (Faschismus, Nationalismus) versuchten durch Revolutionen an die Macht zu gelangen. Lenin schaffte es in Russland, Mussolini in Italien, Hitler scheiterte – noch – in Deutschland. Gegen diese Entwicklungen wollte Papst Pius XI. ein Zeichen setzen: Jesus Christus ist der wahre König, der wahre Friedensfürst, der wahre Weltenherrscher, der wahre Führer, der allein Frieden und Gerechtigkeit bringen kann.
So wie es auch der heilige Franz von Sales beschrieb, den Pius XI. zum Patron der Journalistinnen und Journalisten erklärte: „Jesus Christus hat uns durch seinen Tod das Leben geschenkt. … Wir dürfen also nicht mehr in uns leben, sondern in ihm, nicht mehr für uns, sondern für ihn.“ (DASal 4,56-57).
Pius XI. rief alle Christinnen und Christen, Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder dazu auf, für Jesus Christus zu leben und für ihn Zeugnis zu geben. Gerade für die katholischen Jugendverbände wurde dann in der Zeit des Nationalsozialismus das Christkönigsfest zu ihrem christlichen Bekenntnisfest, ausgelöst unter anderem auch durch die berühmte Predigt vom Wiener Kardinal Theodor Innitzer im Stephansdom am 7. Oktober 1938, also kurz nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland, wo er 9000 Jugendlichen zurief: „Jetzt müssen wir uns umso standhafter zum Glauben bekennen, zu Christus – unserem Führer“.
Daher kommt es, dass wir in den Diözesen seit 2020 am Christkönigssonntag auch den Weltjugendtag feiern. Dieser Sonntag soll das Zeichen der Jugend sein, Jesus Christus nachzufolgen. Jesus soll die Orientierung unseres Lebens sein, er soll in uns und durch uns leben.
Wenn wir heute im Heiligen Jahr 2025 unter dem Motto „Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung“ das Christkönigsfest zum 100. Mal feiern, dann blicken wir auf 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges zurück, wir sehen aber auch, dass dieser Friede, der damals geschlossen wurde, gehörig wackelt, weil die Mächtigen dieser Welt wieder eher so reagieren, wie die führenden Männer des Volkes und die Soldaten bei der Kreuzigung, als sie Jesus verspotteten, auslachten und ihm Essig statt Wasser zu trinken gaben.
Umso wichtiger wäre es, dass wir uns alle die Worte des anderen Verbrechers zu Herzen nehmen und Jesus bitten: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“
Umso wichtiger ist es, dass wir Jesus Christus und seine Botschaft ins Zentrum unseres Lebens rücken, der seinen Jüngerinnen und Jüngern als Testament die Worte hinterlassen hat: „Der Größte von euch ist der Diener aller.“ „Das ist mein Gebot: Liebt einander so, wie ich euch geliebt habe.“
Papst Leo XIV. schreibt in seine Botschaft zum heutigen Weltjugendtag an alle Jugendlichen:
„Diese Dynamik steht im Mittelpunkt des Weltjugendtags, den wir am Christkönigssonntag begehen und der unter dem Motto steht: »Auch ihr legt Zeugnis ab, weil ihr bei mir seid« (vgl. Joh 15,27). In der Kraft des Heiligen Geistes bereiten wir uns als Pilger der Hoffnung darauf vor, mutige Zeuginnen und Zeugen Christi zu werden.“
Dabei konzentriert sich der Papst auf zwei Aspekte des Zeugnisgebens: auf die Freundschaft mit Jesus und auf das gesellschaftliche Engagement eines jeden als Baumeister des Friedens.
Nehmen wir uns das am heutigen 100. Christkönigssonntag mit in unseren Alltag: seien wir Zeuginnen und Zeugen der Freundschaft mit Jesus, seien wir Baumeisterinnen und Baumeister des Friedens. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS

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