Predigt zum 4. Sonntag der Osterzeit (Joh 10,27-30)
Gut aufgehoben
Das heutige Evangelium ist nur sehr kurz, hat es aber in sich. In wenigen Worten sagt uns nämlich Jesus: Bei mir seid ihr gut aufgehoben, hört auf meine Stimme. Bei mir werdet ihr nicht zugrunde gehen. Ich gebe euch ewiges Leben.
Dieses Evangelium könnte also auch als Überschrift zum Heiligen Jahr 2025 genommen werden, das ja unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ steht. Wer Jesus nachfolgt, wer auf ihn hört, der ist eine Pilgerin, ein Pilger der Hoffnung, sie und er werden das Ziel erreichen, das Ewige Leben in Gottes liebender Gegenwart.
Was bedeuten diese hoffnungsvollen Botschaften für uns konkret? Vor allem geht es um das Gottvertrauen, also um das Vertrauen darauf, dass das, was Jesus sagt, auch wirklich wahr ist. Jesus Christus ist es, der mir in meinem Leben jene Orientierung, jenen Halt gibt, der mich nicht in die Irre gehen lässt, und der mich trägt, wenn ich stolpern oder fallen sollte, so wie es auch der heilige Franz von Sales einmal zum Ausdruck brachte, ein Wort, das auch gut zum heutigen Muttertag passt, weil Franz von Sales da Gott mit einer „besorgten Mutter“ beschreibt:
„Wenn eine besorgte Mutter mit ihrem Kind ausgeht, so hilft sie ihm und stützt es so, wie das Kind es braucht. Auf ebenen, ungefährlichen Wegen lässt sie das Kind einige Schritte allein gehen, dann nimmt sie es wieder an der Hand und hält es fest oder nimmt es auf den Arm und trägt es. Genauso verfährt auch der Herr mit unserer Seele. Unaufhörlich ist er um jene besorgt, die seine Kinder … sind“ (DASal 3,172).
Neben dem Gottvertrauen geht es Jesus natürlich auch um das Hören auf seine Stimme, also darum, dass ich nicht aufhöre, mich immer wieder mit Jesus Christus zu beschäftigen, dass ich mit ihm im Gebet und im Wort der Heiligen Schrift in Verbindung trete, und zwar nicht nur mit dem Kopf, sondern vor allem mit dem Herzen. Die persönliche Beziehung zu Jesus Christus ist wichtig und wesentlich, damit er mich als guter Hirte durch das Leben leiten und lenken kann.
„O Jesus“, betete der heilige Franz von Sales, „o treuer Freund meines Herzens … du bist ganz mein, wann werde ich ganz dein sein?“ (DASal 4,44).
Und schließlich geht es um die Freiheit, also um meine freie Entscheidung, Jesus auch tatsächlich nachfolgen zu wollen. Liebe ist ja nur in Freiheit möglich, und Jesus möchte, dass ich ihm nicht deshalb folge, weil es alle tun, weil es sich so gehört oder ich Angst habe, irgendwann nicht in den Himmel zu kommen, sondern wirklich deshalb, weil ich ihn liebe und davon überzeugt bin, dass das, was er mir im heutigen Evangelium verspricht, auch geschehen wird: Bei ihm bin ich in Gottes Hand, ich werde nicht zugrunde gehen, sondern das Ewige Leben haben.
Vorbild dafür kann uns die Gottesmutter Maria sein, die wir gerade im Monat Mai besonders verehren. Sie hat genau das getan, was Jesus im heutigen Evangelium anspricht: Sie hat auf Gott vertraut, sie hat auf seine Stimme gehört und sie hat in aller Freiheit zu Gott Ja gesagt … und all das, obwohl sie Gott nicht immer verstand. Die wenigen Worte, die von Maria überliefert sind, machen all das deutlich: „Ja, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du gesagt hast“ – oder das Wort auf der Hochzeit von Kana: „Was er euch sagt, das tut.“
Nehmen wir also den heuten Sonntag zum Anlass, um unser Gottvertrauen zu stärken, wieder genauer auf das Wort Gottes und seine Stimme zu hören und uns in aller Freiheit für ihn zu entscheiden und zu sagen: Dir, Jesus, will ich folgen, denn ich weiß, dass ich dir voll und ganz vertrauen kann. Der heilige Franz von Sales hat das so formuliert: „Es lebe Jesus, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist Ehre und Herrlichkeit sei, jetzt und in alle Ewigkeit.“ (DASal 1,262). Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS