Predigt zum 20. Sonntag im Jahreskreis (Lk 12,49-53)
Jesus will den Frieden
Jeden Tag erfahren wir aus den Nachrichten von den unterschiedlichsten Grausamkeiten, die in den zahllosen Kriegsgebieten dieser Erde stattfinden. Und was wir da erfahren, ist meist nur die Spitze des kriegerischen Eisberges, der über unsere Welt rollt, die Menschen in Angst versetzt und zigtausende Todesopfer fordert, nicht nur durch die vernichtenden modernen Waffensysteme, sondern ebenso durch die Hungersnöte und Seuchen, die der Krieg hervorbringt. Die Waffenproduzenten freuen sich, denn Kriege füllen ihre Kassen. Die Politiker scheinen mehr und mehr zu glauben, dass Konflikte nur noch mit Waffengewalt und nicht mit Diplomatie gelöst werden können. Die Leidtragenden sind stets diejenigen, die am wenigsten für diese Kriege verantwortlich sind.
Die besondere Tragödie ist, dass bei vielen kriegerischen Auseinandersetzungen auch die Religionen eine Rolle spielen. Sie dienen den Mächtigen dazu, die Bevölkerung zu fanatisieren und auf Schiene zu halten: Es ist ja nicht Macht- oder Geldgier, Rache oder Hass, warum dieser Krieg geführt wird, sondern wir folgen einem Gott, dem wir verpflichtet sind und dessen Ehre wir zu retten haben.
Und nun heißt es im Evangelium von heute auch noch von Jesus selbst: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen … nicht den Frieden bringe ich, sondern Spaltung!“
Tun also die Kriegstreiber dieser Welt genau das, was Jesus will? Ich denke, uns allen ist klar, dass genau das mit den Worten Jesu auf keinen Fall gemeint sein kann, auch wenn diese Worte seit Jahrhunderten dazu benutzt werden, so genannte heilige Kriege und Kreuzzüge zu rechtfertigen.
Das, was Jesus mit seinen Worten meint, ist keine Aufforderung zu Krieg und Zerstörung, sondern der Hinweis darauf, dass sich der Mensch entscheiden muss: für Jesus und seine Botschaft oder gegen ihn. Und eine solche Entscheidung hat Konsequenzen bis in den engsten Familienkreis hinein.
Bei dieser Bibelstelle geht es also nicht um die Frage, Krieg – ja oder nein?, sondern: Jesus – ja oder nein? Und wer sich für Jesus entscheidet, der entscheidet sich so wie er für die Nächstenliebe, für Barmherzigkeit, Vergebung und natürlich für den Frieden, den er uns allen nach seinem Kreuzestod als auferstandener Herr und Gott wünschte: „Der Friede sei mit euch.“ Genau jene Worte also, die auch uns Papst Leo XIV. nach seiner Wahl als erste Botschaft an die Welt richtete und damit deutlich machte, auf welcher Seite das Christentum in unserer von Kriegen geschundenen Welt zu stehen hat: auf der Seite des Friedens.
Der heilige Franz von Sales lebte in einer Zeit heftigster kriegerischer Auseinandersetzungen, in der man überzeugt war, dass Konflikte nur mit der Waffe gelöst werden können. Das Duellieren nach Beleidigungen war ebenso an der Tagesordnung wie gegenseitige Kriegserklärungen der Herrschenden. Ihnen allen sagte Franz von Sales klar und deutlich: „Die wahre Rüstung des Christen ist der Friede“ (DASal 9,336). „Nicht Eisen schlage ich vor, nicht Schwefeldampf, der nach dem Feuerofen der Hölle schmeckt und riecht …“ Sein Vorschlag war immer die Liebe, weil er wusste, dass alles andere nur weiteres Elend, weitere Zerstörung, weiteres Leid erzeugt.
Und das war ganz im Sinne Jesu – und das sollten wir vor allem beim heutigen Evangelium bedenken. Die Worte Jesu sind keine Aufforderung zum Krieg, sondern zur Entscheidung für seine Botschaft der Liebe und des Friedens, für die er am Kreuz gestorben ist. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS