Predigt zum 2. Adventsonntag (Mt 3,1-12)

Hoffnungs-Botschaften

Gerade der Advent macht uns deutlich, dass wir Christinnen und Christen durch und durch „Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung“ sind, wie das Motto des Heiligen Jahres 2025 lautet, das nun bald zu Ende gehen wird. Es hat uns schon das ganze Jahr über an die Bedeutung der Hoffnung erinnert, eine Hoffnung, die mehr ist als nur Optimismus, eine Hoffnung, deren Fundament Gott selbst ist und die deshalb selbst in den dunkelsten Karfreitagsstunden nicht aufgibt, weil sie weiß, dass es irgendwann einen Ostermorgen gibt.

„Wenn ich mich in der Dunkelheit befinde,“ schrieb einmal der heilige Franz von Sales, „ist der Herr mein Licht; was sollte ich fürchten?“ (DASal 12,386).

Auch der Prophet Jesaja hat uns heute einige Bilder gezeigt, die diese Hoffnung, deren Fundament Gott selbst ist, in uns stärken: Da ist der Baumstumpf Isais, der wieder zu wachsen beginnt und Frucht bringt. Da ist die Geisteskraft Gottes, die wirkt und uns mit seinen Gaben beschenkt: Weisheit, Rat und Stärke, Erkenntnis, Einsicht, Frömmigkeit und Gottesfurcht – wir kennen diese Gaben nur zu gut vom Sakrament der Firmung, jenem Heilsgeschenk Gottes, das uns stärkt für die Herausforderungen des Lebens. Schließlich die wunderbare, ja geradezu phantastische Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit, wo sich Wolf und Lamm, Panther und Böcklein, Kalb und Löwe, Kuh und Bärin nicht mehr gegenseitig fressen, sondern friedlich miteinander leben, und wo der Säugling angstfrei vor der Höhle der Schlange spielen kann.

Wir wissen natürlich, dass all diese Hoffnungsbilder bei weitem noch nicht erfüllt sind. Die Realität ist eine ganz andere. Diese Bilder erinnern uns allerdings daran, zu welchem Ziel wir als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung unterwegs sind, und wofür wir all unsere Kraft und Energie einsetzen sollen.

Darauf macht uns der Prophet Johannes der Täufer aufmerksam, der berühmte adventliche Rufer in der Wüste. Er nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund, sondern nennt die Schlangenbrut beim Namen. Manchmal braucht es eben klare und deutliche Worte, um die Menschheit darauf hinzuweisen, dass sie auf dem falschen Weg ist und so schnell wie möglich umkehren muss, damit sie nicht ins Unglück rennt.

Johannes der Täufer macht uns aber auch auf den letzten und wichtigsten Grund unserer Hoffnung aufmerksam: auf Jesus Christus. Und diese Frage ist eigentlich die wichtigste Frage in jeder Adventzeit: Bin ich bereit auf das Kommen Gottes in meinem Leben? Habe ich mein Leben aufgeräumt, habe ich die Wege geebnet, damit Jesus auch in mir und in meinem Herzen ankommen kann? Wenn nicht, was ist jetzt zum Umkehren notwendig? Welche Gräben muss ich füllen, welche Berge abgraben, damit Jesus Christus freie Bahn hat in mein Herz hinein.

Haben wir keine Angst, wieder einmal darüber nachzudenken, denn wir sind Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung, wir sind mit dem Feuer des Heiligen Geistes getauft, wir haben die Kraft in uns, um aus unserem Leben, aus unserer Welt etwas Gutes hervorzubringen und Gottes Gegenwart spürbar werden zu lassen.

„Seht, Christus kommt uns suchen“ predigte der heilige Franz von Sales einmal im Advent. „Die Kirche lädt uns ein, ihn würdig zu empfangen“ (DASal 9,142). Nehmen wir diese Einladung an, als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung, bereiten wir den Weg des Herrn, machen wir die Straßen gerade, damit in uns und durch uns Gottes Licht in der Dunkelheit zum Leuchten kommt. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS