Predigt zum Hochfest Maria Empfängnis (Lk 1,26-38)

Maria: Zeichen der Hoffnung

Der verstorbene Papst Franziskus hat in seiner Botschaft, in der er das Heilige Jahr 2025 unter das Thema „Hoffnung“ stellte, selbstverständlich auch auf die Gottesmutter Maria hingewiesen und sie als Hoffnungsgestalt beschrieben. Wörtlich schrieb er:

„Ich lade [in diesem Heiligen Jahr der Hoffnung alle] ein, … die Jungfrau Maria zu verehren und ihren Schutz zu erflehen. Ich bin zuversichtlich, dass alle, vor allem die Leidenden und Bedrängten, die Nähe der liebevollsten aller Mütter erfahren können, die ihre Kinder niemals verlässt, die für das heilige Volk Gottes ein Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes ist.“

In unseren Kirchen brennen eigentlich vor den Marienstatuen immer Kerzen. Sie machen deutlich, dass hier Menschen hergekommen sind, um vor Maria ihre Sorgen und Probleme abzuladen und um Hilfe zu bitten. Das ist eine jahrhunderte- ja jahrtausende alte Tradition, die uns tatsächlich zeigt, dass Maria ein sicheres Zeichen der Hoffnung und des Trostes ist.

Das heutige Fest „Maria Empfängnis“ bei der das Dogma der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria im Mittelpunkt steht, macht uns das ebenfalls wieder deutlich.

Vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an war Maria dazu auserwählt, die Mutter Gottes zu werden. Das bedeutet: Gott hat einen Plan und er tut alles, um diesen Plan zu verwirklichen. Er will Mensch werden und erwählt Maria zu seiner Mutter, die ihn gebären soll. Und wir brauchen nicht zu meinen, dass diese Gnade, dieses göttliche Geschenk für Maria einfach war. Das Evangelium erzählt, dass sie darüber erschrocken ist, dass sie zweifelte, wie das überhaupt geschehen soll, dass sie sich aber schließlich doch dazu durchrang, dem völlig unverständlichen Willen Gottes zu vertrauen und zuzustimmen: „Mir geschehe, wie du gesagt. Ich bin die Magd des Herrn, sein Wille geschehe.“

Der heilige Franz von Sales ist in seinem langen und schwierigen Nachdenken über den Willen Gottes zu dem Schluss gekommen, dass wir in unserem Leben die größte Freiheit erreichen, wenn wir unseren Willen voll und ganz unter den Willen Gottes stellen, gerade dann, wenn wir ihn nicht verstehen. „Unser freier Wille ist nie so frei,“ schreibt Franz von Sales, „als wenn er ein Sklave des Willens Gottes ist.“ Verstehbar ist eine solche Aussage nur, wenn wir daran glauben, dass Gott nichts als Liebe ist und sein Wille immer die Konsequenz seiner Liebe darstellt.

Denke wir an das Schicksal Marias: Ihr Ja zum Willen Gottes hatte einschneidende Konsequenzen. Der greise Simeon im Tempel hat es vorausgesagt: „Ein Schwert wird deine Seele durchbohren“. Maria hat aber selbst in ihren dunkelsten Stunden ihres Lebens an Gott festgehalten. Sie hat nicht gesagt, wie kannst du das nur zulassen, einen Gott, der hier nichts unternimmt, dem glaub ich nicht, den gibt es nicht … nein, sie hat vertraut und gehofft: „Was er euch sagt, das tut“.

Für viele Menschen ist gerade jene Darstellung, in der Maria ihren toten, gekreuzigten und geschundenen Sohn im Schoß trägt, ein Zeichen der ganz besonderen Hoffnung und des Trostes. Hier ist jemand, der meine Sorgen, mein Leid versteht, und hier ist jemand, der dennoch nicht aufgegeben hat, sondern weiter vertraute und hoffte: Ja, Gott, mir geschehe, wie du gesagt, dein Wille geschehe.

Lassen wir uns am heutigen Fest vom Beispiel der Gottesmutter Maria unsere Hoffnung stärken und sagen wir vertrauensvoll: Gott ist Liebe, nichts, was seinem Willen entspricht, kann anderes bedeuten als diese Liebe, auch wenn es seine Pläne und sein Vorgehen überhaupt nicht verstehe. Trotzdem sage ich: Dein Wille geschehe. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS