Predigt zum Weihnachtsfest (Lk 2,1-14)

Gott liebt mich

Lasst uns ein wenig über Weihnachten nachdenken … dieses Fest, das in der ganzen Welt gefeiert wird, egal ob man an einen Gott glaubt oder nicht.

Das ist ein Phänomen, das beachtenswert ist. Natürlich spielt dabei das Geld eine wesentliche Rolle. Weihnachten lohnt sich eben für die Wirtschaft und daher wird dieses Fest auch gefördert, genauso wie Halloween, Silvester oder der Fasching, Olympische Spiele, Fußballweltmeisterschaften oder Formel1-Rennen.

Bei Weihnachten geht es aber auch um ein besonderes Gefühl. Friedlich soll es sein, stimmungsvoll … daher wird überall ähnlich dekoriert: der beleuchtete Christbaum, Sterne, Lichterketten, und natürlich die berühmten Weihnachtslieder, die Seele und Herz erfreuen … die man nach dem Fest dann gar nicht mehr hören kann.

Wie passt nun zu all dem noch unser Glaube hinein, also jenes Ereignis, das überhaupt dazu geführt hat, dass es Weihnachten gibt?

Das ist die Herausforderung, der wir Christinnen und Christen uns jedes Jahr zu stellen haben. Inmitten von all dem, was uns die Welt rund um Weihnachten bietet, das wirklich Wesentliche und Entscheidende dieses Festes nicht zu übersehen: Jesus Christus, der wunderbare Ratgeber, der Friedensfürst, der Retter, der Herr, wie es die biblischen Texte heute mit großer Freude verkünden.

Und ja, dabei geht es vor allem auch um das Gefühl, das Herz, die Seele. Das, was uns das Weihnachtsfest aus christlich-biblischer Sicht jedes Jahr vermittelt, soll nicht bloß unser Gehirn beschäftigen … also ob das tatsächlich so war oder ob das nicht alles schöne, aber doch erfundene Geschichten sind, die uns da präsentiert werden. Nein, diese Botschaft sollte jedes Jahr neu unser Herz treffen, unsere Seele: der große, allmächtige, unbegreifliche Gott wird Mensch, einer von uns, weil er bei uns sein will, so nahe und so gewöhnlich und unscheinbar wie es nur geht. Und warum will Gott das? Darauf gibt es nur eine Antwort: Weil Gott uns liebt.

Diese einfache Satz: Gott liebt mich … ist nicht nur der Urknall, der das Weihnachtsfest möglich machte … es ist auch die Antwort auf alle Fragen, die uns Christinnen und Christen eventuell gestellt werden. Glaubst du das wirklich alles? Ja, weil Gott mich liebt. Warum gibt es Weihnachten? Weil Gott mich liebt. Warum gehen wir so oft in die Kirche? Weil Gott mich liebt. Warum beschenken wir uns und wünschen uns frohe Weihnachten? Weil Gott mich liebt. Und so weiter. Auf jede Frage, die uns an unseren Glauben gestellt wird, können wir diese Antwort geben: Weil Gott mich liebt.

Natürlich kann man die Antwort auch etwas komplizierter formulieren, wenn man will. Zweitausend Jahre Kirchen- und Theologiegeschichte haben dafür genug Antworten formuliert. Franz von Sales zum Beispiel meinte:

„Wir wollen unseren Erlöser betrachten, der in seiner heiligen Geburt zu uns kommt, so dass wir zu Weihnachten froh singen können: Emmanuel – Gott mit uns.“ Franz von Sales (DASal 5,215)

Und dann gibt er uns die Antwort darauf, was diese Liebeserklärung Gottes an den Menschen für uns bedeutet:

„Bei Jesus Christus müssen wir ein Leben lang ausharren, um die Liebe zu betrachten, die er zu uns hegt, damit wir durch seine Liebe und in seiner Liebe leben.“ (DASal 12,314)

All diese Aussagen können in diese ganz einfachen drei Worte zusammengefasst werden: Gott liebt mich!

Nachdenken über Weihnachten bedeutet für uns Christinnen und Christen daher nichts anderes, als über die Liebe Gottes nachzudenken, und zwar nicht nur in unserem Kopf, sondern bis ins Herz hinein. Gott hat Ja gesagt zum Menschen, zu allen und zu jedem. Zu mir. Gott liebt uns und er wartet auf unsere Liebe. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS