Am Dienstag, 20. Dezember 2022, verstarb unser Mitbruder Pater Franz Sonntag OSFS in Eichstätt, Bayern, im 88. Lebensjahr, im 65. Profess- und im 60. Priesterjahr. >>>mehr…
Das Begräbnis fand am Mittwoch, 28. Dezember 2022, auf dem Ordensfriedhof der Sales-Oblaten im Rosental, 85072 Eichstätt, Bayern statt. Im Anschluss daran wurde das Requiem in der Kapelle des Salesianums Rosental gefeiert.
P. Franz Sonntag wurde 1935 in Dortmund-Mengede, Nordrhein-Westfalen, geboren. 1957 trat er bei den Sales-Oblaten ein. 1958 versprach er in Paderborn seine erste, und 1961 seine Ewige Profess. 1963 wurde er in Haus Overbach bei Jülich zum Priester geweiht. Von 1973 bis 2008 war er Missionar in Namibia und Südafrika. Seit 2020 lebte er im Ruhestand im Salesianum Rosental in Eichstätt, Bayern.
Nachruf auf einen, der würdig ist, „Pater“ – „Vater“ genannt zu werden
von Petronella Masabane, Stellvertretende Direktorin im Gesundheitsministerium von Namibia
23. Dezember 2022
Mein Name ist Petronella Masabane, geborene Coetzee, und ich schreibe dies zu Ehren eines Mannes, der eine entscheidende Rolle in meiner Ausbildung und Karriere gespielt und die Prinzipien, die mir im Leben wichtig sind, beeinflusst und geprägt hat.
Als ich vom Tod von Pater Sonntag erfuhr, wurden mein Geist und meine Gedanken von Erinnerungen an unsere Begegnungen überflutet, seit dem Tag, an dem er mich als 10-jährige Schulabbrecherin von einer Farm in der Gegend der Maltahohe in das katholische Internat und die Schule in Mariental brachte. Als ich in Mariental mit so gut wie nichts ankam, bat er die Nonnen, mich mit Kleidung aus dem Wohltätigkeitsladen („aalmoes“) zu versorgen und mir Schulkleidung, Schuhe und Hygieneartikel zu kaufen.
So begannen meine Ausbildung, meine persönliche Entwicklung und mein Übertritt zum katholischen Glauben unter seinem wachsamen Auge, seiner Unterstützung und Motivation, aber auch unter seiner strengen Disziplin. Er übertrug mir schon in jungen Jahren große Verantwortung und förderte meine Führungsqualitäten, indem er mich immer wieder anspornte, mein Bestes zu geben, das Beste zu tun und in allem, was ich tue, gerecht und rechtschaffen zu sein. Die finanzielle Unterstützung für meine Ausbildung dauerte an, bis ich das Abitur (Klasse 12) an der Suiderlig High School in Keetmanshoop ablegte.
Ich bewarb mich um ein Stipendium für ein Studium in Südafrika, und obwohl ich in der Schule immer sehr gut war, lehnte das Amt für Farbige meinen Antrag ab, weil ich als zu lautstark in Fragen der ungerechten Besetzung unseres Landes und der Menschenrechtsverletzungen angesehen wurde. In meinem Abiturjahr habe ich mich gegen eine Entscheidung der Verwaltung aufgelehnt und wurde daraufhin zur Zielscheibe von Schikanen.
Wieder einmal sprang Pater Sonntag ein, ohne dass ich mich wie ein Bettler fühlte, und versprach, bei seinen Freunden und seiner Familie in Deutschland Geld zu beschaffen, um mich bei der Aufnahme meines Studiums zu unterstützen.
Obwohl es mir schließlich gelang, ein Stipendium vom Amt für Farbige zu erhalten, nachdem ich die Rechtsabteilung der University of Western Cape eingeschaltet hatte, um die Entscheidung des Amtes anzufechten, erhielt ich weiterhin vierteljährliche Zuschüsse für Studienbücher, Reisen und persönliche Ausgaben, die ich wiederum mit meiner Mutter teilte, um meine Geschwister zu ernähren und in der Schule zu halten.
Aber es ging nicht nur um Geld. Wir tauschten lange Briefe aus, in denen wir über das Leben, die Ungerechtigkeiten und Menschenrechte des Apartheidsystems und die Kolonialisierung unseres Landes philosophierten. Wir teilten zwar nicht immer die gleichen Ansichten, aber wir führten respektvolle Gespräche und hatten auch Meinungsverschiedenheiten. Und wir sprachen über Gott und Religion, was mir half, den Glauben, den ich gewählt habe, besser zu verstehen. Er ermutigte mich auch, immer für das zu kämpfen, was richtig und gerecht ist, vor allem für die Armen und Schwachen. Er hat die Werte, die mir meine Mutter beigebracht hat, immer wieder bekräftigt. Da ich ohne Vater aufgewachsen bin, kann ich wirklich sagen, dass Pater Sonntag diese Rolle in meinem Leben erfüllt hat, und dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.
Als ich in einen beinahe tödlichen Autounfall verwickelt war, erhielt ich von ihm enorme Unterstützung, einschließlich der Ermutigung, die Heilung und das Leben nicht aufzugeben. Bei jedem wichtigen Ereignis in meinem früheren Leben stand er mir als Stütze, Inspiration und Ratgeber zur Seite, immer und ohne zu zögern.
Als ich 1988 kurz vor dem Abschluss meines Studiums als Sozialarbeiterin an der University of the Western Cape stand, schrieb ich Pater Sonntag über meine Bedenken, für das Amt für Farbige zu arbeiten, da es gegen meine Prinzipien und Überzeugungen war, in einer so genannten Regierung zu arbeiten, die ich nicht als legitim anerkannte. Ich teilte ihm sogar meine Überlegungen mit, ins Exil zu gehen, um für die Unabhängigkeit Namibias zu kämpfen.
Prompt schrieb er mir zurück und ermutigte mich, nach Namibia zurückzukehren und von dort aus für Veränderungen im Land zu arbeiten und meine Mutter zu unterstützen, die in ihrem Leben viele Grausamkeiten und Entbehrungen ertragen musste. Ich traute meinen Augen nicht, als er mir eine Stelle als Sozialarbeiterin bei der Kirche anbot. Es handelte sich um eine Arbeitsstelle, die es in der Diözese des Südens (Keetmanshoop) noch nicht gab, aber er sagte mir, ich solle kommen, und gemeinsam würden wir dafür ein Konzept aufstellen und die Mittel dafür aufbringen!
Als das Amt für Farbige von mir verlangte, dass ich die Stipendiengebühren zurückzahle, weil ich mich weigerte, für sie zu arbeiten, sagte er mir, ich solle mir keine Sorgen machen, er werde mit dem Bischof sprechen, um mir bei der Rückzahlung des vierjährigen Stipendiums zu helfen.
Das tat er, und ein paar Tage später holte ich den Scheck ab und übergab ihn mit großer Erleichterung an das Amt für Farbige. Ich war frei von einem drohenden Rechtsstreit!
Ich schrieb einen Projektvorschlag und wir bekamen Mittel von Caritas International. Ich arbeitete drei Jahre lang für die katholische Kirche als Sozialarbeiterin, von Rehoboth bis zu den südlichen Grenzen des Landes. Während dieser Zeit hatten wir lange und interessante Diskussionen über die Geschehnisse in der Welt und in Namibia. Wir tauschten Ideen über meine Arbeit aus, und manchmal hatten wir heftige Meinungsverschiedenheiten über unsere unterschiedlichen Ansätze, so dass wir tagelang nicht mehr miteinander sprachen!
Aber trotz dieser Meinungsverschiedenheiten respektierte er meine professionelle Meinung, und ich schätzte seine allgemeine Weisheit und sein enormes Allgemeinwissen sehr. Immer, wenn er interessante Neuigkeiten erfuhr, kam er zu mir ins Büro, makellos gepflegt von Kopf bis Fuß und in seinem charakteristischen weißen Hemd, um mir die Neuigkeiten mitzuteilen, Witze zu reißen oder einfach über ein Thema zu diskutieren.
Als ich meine Arbeit bei der Kirche aufgab, um in die neu gewählte Regierung eines unabhängigen Namibias einzutreten, fragte ich Pater Sonntag, wie ich seine Freundlichkeit, Fürsorge und Unterstützung über so viele Jahre hinweg zurückzahlen kann. Und wie ich ihm das Geld zurückzahlen kann, das er in meine Ausbildung investiert hat. Er sagte mir, dass es nie darum ging, Gelder zurückzuzahlen, sondern vielmehr darum, „das Geld weiterzugeben“ und in andere Menschen in Not zu investieren (Das ist meine Definition von „Geld weiterzugeben“: auf die Großzügigkeit einer Person zu mir so reagieren, dass ich zu anderen großzügig bin). Das war schon immer mein Lebensziel, und ich kann in aller Bescheidenheit gestehen, dass ich immer danach gestrebt habe, „Gelder weiterzugeben“, und dadurch das Leben vieler, vieler Menschen verändert habe.
Liebe Trauernde und diejenigen, deren Leben Pater Sonntag auf die eine oder andere Weise beeinflusst hat: Ein Mann mit Prinzipien, ein Diener des Volkes im Dienste des Herrn, ein Fels, aber vor allem ein Pater, ein Vater im wahrsten Sinne des Wortes, hat uns verlassen, um zu seinem himmlischen Vater zu gehen, kurz vor der Geburt unseres Erlösers. Danken wir für ein Leben, das er dem Dienst an den Völkern weit weg von seinem Geburtsland gewidmet hat. Jenen, die er Gutes getan hat, mögen dieses Gute „weitergeben“, und jene, bei denen er geirrt hat, denn kein Mensch ist fehlerfrei, mögen ihm vergeben.
Himmlischer Vater, nimm deinen Sohn auf, umarme ihn und lass ihn zu deinen Füßen ruhen, denn er hat deinen Willen und dein Werk auf Erden nach besten Kräften getan.
Pater Sonntag, ruhe in Frieden! Salute Grootman! (Auf Wiedersehen, Großer Mann)