Predigt zum Requiem P. Alois Bachinger (Phil 2, 5-11; Lk 22, 14-20)

Wer die Sehnsucht hat, Gott zu lieben, liebt ihn bereits

Diese Abschiedsszene Jesu und die Worte, die er anlässlich seines bevorstehenden Todes zu seinen Jüngern sprach, berühren mich in besonderer Weise, wenn ich an den Abschied unseres P. Alois denke, den er bei vollem und klaren Bewusstsein im Hinblick auf die Aussichtslosigkeit auf ein weiteres Leben vollzog. Die niederschmetternde Nachricht der unheilbaren Krankheit traf Alois als einen das Leben liebenden, gegenwartsbezogenen, beweglichen und scharf denkenden Menschen sicherlich genauso wie Jesus, der sich das Sterben auch nicht zu diesem Zeitpunkt seines Lebens aussuchte, von dem er aber wusste, dass er ihm nicht entrinnen konnte. Der Abschied stand nahe bevor, Jesus versammelte seine Jünger um sich zum letzten Abendmahl, bei denen er ihnen das Vermächtnis seines Lebens, sein Leben selbst in den Zeichen von Brot und Wein schenkte. „Denn von nun an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt.“ Wenn Jesu Abschied in diesem letzten Abendmahl wie ein punktuelles Ereignis ausschaut, so wissen wir aus dem Evangelium, dass für Jesus dieser Abschied durchaus nicht spontan und unvorbereitet auf ihn zukam und dass er auch mit diesem Abschied rang und zu Gott betete, er möge ihn doch verhindern. Das Abschiednehmen von Alois war für ihn und für uns auch nicht spontan oder unvorbereitet, sondern ein stiller und sehr bewegender Prozess. Er wollte noch nicht von dieser Welt gehen, das merkten wir alle, auch wenn er schon ein sattes Alter erreicht hatte. Aber er hatte noch so viele Interessen und auch Freuden: an seinem seelsorgerlichen Dienst, am Leben in der Ordensgemeinschaft, am priesterlichen Dienst, an den Menschen mit ihren Schicksalen. Er genoss es, wenn ihn Menschen besuchten, die er schon lange oder noch nicht so lange kannte. Seine angenehme und unkomplizierte Art der Begegnung und des Gespräches machte es einem nicht schwer, ihm zu begegnen, mit ihm zu plaudern. Es gab genug Themen, die ihn umtrieben und über die er sich gerne austauschte. Die Krankheit mit ihrer unbarmherzigen Wahrheit erreichte ihn da – für sein Empfinden – sicher zu früh. Ihm, der letztlich dem Altwerden immer wieder versuchte zu trotzen! Da half ihm wohl seine nüchterne Art, wie er sie selbst immer wieder beschrieb, mit der er dieser Wirklichkeit letztlich dann begegnen konnte und sie auch anzunehmen lernte. Ich denke, das war auch seine Art, uns mit dieser Realität vertraut zu machen und Abschied nehmen zu lernen von einem wichtigen Begleiter, Freund, Mitbruder, Priester – von einer großen Persönlichkeit.

Als „Bachinger-Jünger“, so wie im Orden meine Generation immer wieder genannt wird, ist er für mich von Gott für lange Zeit auf den Weg meiner Berufung gestellt worden. Er war mein Novizenmeister, mein Scholastikatsleiter, mein Oberer und schließlich 12 Jahre auch noch mein Provinzial. In so einer langen Zeit, in der man nicht nur nebenbei, sondern wesentlich miteinander zu tun hat, lernt man sich eigentlich mehr als kennen. Man lernt sich schätzen und zu achten und trotz des Generationsunterschiedes als Freund zu sehen. Die Jahre der Ausbildung sind für das Ordensleben wohl das wichtigste Fundament, auf das sich alles Weitere aufbaut. Es war seine eigene Berufung und seine persönlichen Glaubenskriterien und nicht nur Theorie, die uns Alois als Ausbildner vermittelte. Es war sein Stehen mitten im Leben, seine sportlichen Interessen, sein natürlicher Zugang zur Freizeit, zum Fußballspielen, zum Schifahren, zum Wandern und Segeln am Attersee, zum Schwimmen, zum Radfahren (auch noch mit 80!), es war sein handwerkliches Geschick (Hauselektriker vom Rosental), seine Liebe zur Kunst und zur Musik und vieles mehr, was er uns als Mitbruder und Mensch mitgab. Es war seine theologische Wachheit und Suche, seine klare und absolute Solidarität mit dem Orden, sein Daheim sein im Orden, das er uns mitgab. Seine gesellige Art war es, die ihn sowohl mit den jungen Menschen wie mit den älteren verbunden hat und sie mit ihm. Ob als Hochschulpfarrer in Eichstätt oder in der Ordensausbildung, als Provinzial oder als Präses der KAB in Eichstätt. Was war sein Geheimnis, was war der Schlüssel, der ihn so sehr als Mensch unter den Menschen hat sein lassen? Schon als Jugendlicher im Konvikt St. Josef lernte er das Zusammensein in Gemeinschaft schätzen, das er dann in der Wahl zum Ordensleben noch einmal als sein Lebensmodell wählte. Franz von Sales mit seiner lebensnahen und lebensbejahenden Spiritualität war für ihn als jungen suchenden Christen eine Offenbarung. Weg von der verbissenen und verkrampften Askese der vorkonziliaren Zeit hin zu einer frohen und freudvollen menschenfreundlichen Nachfolge Christi, die geerdet ist in den Wurzeln der eigenen Lebensgeschichte, die die Begabungen und Leidenschaften bejaht und nicht verdrängt. Die sich zur eigenen Wahrheit und Wahrhaftigkeit bekennt und nicht zwanghaft, sondern mit Liebe und liebevoller Annahme – selbst der eigenen Schwächen und Fehler – die Einzigartigkeit des Menschen, so wie ihn Gott geschaffen hat, unterstreicht. Das war genug für ihn, um seinen Dienst in der Nachfolge Jesu auch als sinnvoll zu betrachten. Große spirituelle Höhenflüge oder große religiöse Erlebnisse waren nicht das seine. Es war vielmehr die Treue zu den kleinen und großen Aufgaben, zu der Verantwortung der Ämter, die ihm anvertraut wurden. Er selbst zitierte gerne das Wort des hl. Franz von Sales: Wer die Sehnsucht hat, Gott zu lieben, liebt ihn bereits. Das genügte ihm als Zeichen, auf dem richtigen Weg zu sein: es gab ihm Mut und Vertrauen in seine Berufung als Ordensmann und Priester. Alois war ein klarer Bekenner und Vertreter der Spiritualität von unten, die er oft und oft in seinen spirituellen Impulsen oder in seinen Predigten beschrieb. Es ist ein Wahrnehmen und vor allem ein Annehmen der eigenen Geschichte mit all ihren Licht- und Schattenseiten. Es ist ein Annehmen der eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten, ein Versöhnen mit den Wunden und Verletzungen, vor denen kein Mensch verschont bleibt, ein Umgehen Lernen mit der eigenen Ohnmacht und dem Scheitern. Demut heißt, das, was ist, zu lieben, und nicht das, was sein soll! Es zu lieben, damit es erlöst und versöhnt werden kann. Diese Spiritualität von unten hielt unseren Lois auch im Alter fest im Sattel. Durch diese Liebe zur Wahrheit und zur Erdhaftigkeit fand er eine besondere Beziehung zu diesem Jesus, von dem wir in der Lesung aus dem Philipperbrief gehört haben: Er war Gott gleicht, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein. … Sein Leben war das eines Menschen. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Diese Selbsthingabe Jesu hat P. Alois sein ganzes Leben beeindruckt. Sie ist das tiefe Geheimnis der Eucharistie, die Alois als Priester wohl tausende Male gefeiert hat und die ihn wohl existentiell zutiefst geprägt und getragen hat.

Jesu Gehorsam bis zum Tod am Kreuz wurde für ihn wohl auch noch durch die todbringende Krankheit zur besonderen Herausforderung und Erfahrung. Mit hellem und wachem Geist musste er das Schwinden seiner Kräfte beobachten und letztlich auch die Aussichtslosigkeit auf Heilung annehmen lernen. Ich bin sehr dankbar, dass es ihm ermöglicht werden konnte, diese harte Schule des Kreuzes (wenigstens) in seiner vertrauten Umgebung in St. Anna mit vertrauten Menschen ertragen zu lernen. Und ich möchte einen besonderen Dank an alle die aussprechen, die sich gerade in dieser letzten Phase seiner Ergebung die Zeit genommen haben, ihm beizustehen, zu helfen und zu begleiten mit ihrer Freundschaft und Geschwisterlichkeit.

Alois hat sich bei seinem 80. Geburtstag in Karl Rahner wiedergefunden, der anlässlich seines 80. Geburtstages gefragt wurde, warum er denn Jesuit geworden sei. Dieser antwortete mit einem Vergleich: Es sei wie bei einem Mann, den man nach 60 Jahren Ehe fragte, warum er denn die Berta und nicht die Andrea geheiratet habe. So gehe es auch ihm. Er könne es einfach nicht mehr genau sagen. Das Leben in einem Orden, so fügte er kritisch bei, sei von Sand und Asche, von Unzulänglichkeit und Enttäuschung bedeckt. Letztlich seien alle möglichen Leben, wenn man sie vergleicht, etwas mühsam und enttäuschend. Er selbst habe im Grunde genommen gar nicht ein Leben „geführt“, sondern schlicht und einfach Tag für Tag seine Pflicht getan. In dieser „üblichen Banalität“ habe er versucht, Gott zu dienen.

Alois, wir danken dir, dass du versucht hast, Gott zu dienen – du hast uns dadurch viel mitgegeben und geschenkt, uns bereichert. Gott, den du versucht hast, dein Leben lang zu dienen, möge dir die ewige Heimat sein. Amen

P. Provinzial Thomas Vanek OSFS

 

Fest Dreifaltigkeit  11.6.2017 Salesianum

ABSCHIED von ALOIS

 

Predigt zum Gedenkgottesdienst für P. Alois Bachinger OSFS im Salesianum Rosental, Eichstätt, Bayern, am Dreifaltigkeitssonntag, 11. Juni 2017

In Oberösterreich, im „Hoamatland“, wo Alois aufgewachsen ist, steht eine Kirche, in der das Fest Dreifaltigkeit anschaulich erlebt wird: eine Kirche in drei Kapellen (Stadl Paura). Dreimal im (Kirchen-)Jahr werden die Bände umgestellt – in Richtung Altar, in Richtung Gott-Vater, Gott-Sohn, Gott-Heiliger Geist.

In unserer Kapelle sitzen und stehen wir in Richtung Altarbild: Der Auferstandene geht auf Franz von Sales zu. Ein Bild vor uns, ein Vor-Bild für uns: Der Auferstandene geht auf jede/n von uns zu. In ihm Gott, sein und unser Vater. In ihm Gottes Heiliger Geist, sein und unser Geist. GOTT in ihm – GOTT in uns – GOTT zwischen uns.

Alois Bachinger ist wie unsere Verstorbenen in den Raum des dreifaltigen Gottes gerufen. Er darf Gott sehen, wie Er ist. Er darf im Lebensraum Gottes zuhause sein.

In seinem Leben war er unterwegs in Richtung Gott. Was er geglaubt hat, leuchtet auf. Was er gehofft hat, erfüllt sich. Was er geliebt hat, vollendet sich in Gottes dreifaltiger Liebe.

Auf seinem Weg hat er viele begleitet, ihnen Wege zu Gott eröffnet. Ein Beispiel für seine lebensnahe Verkündigung, ein Werk, in dem er weiterlebt:

Jesus leben in der Welt. Salesianische Spiritualität für den Alltag. 12 Anregungen, in die er sein Herz hineingelegt hat. In seinen Worten, zwischen den Zeilen können wir ihn entdecken, ihn uns zu erzHerzHerzen gehen lassen.

12 x die Überschrift: Jesus leben in der Welt.

12 x eine Zielgruppe, wen er vor Augen hat, wem er helfen will im Alltag salesianische Spiritualität zu leben:

1 … jenen helfen, die viel Arbeit und wenig Zeit haben …

2 … jenen helfen, die Gott lieben wollen …

3 … jenen helfen, die um die Liebe zu Gott ringen …

4 … jenen helfen, die Gemeinschaft mit Gott suchen …

5 … jenen helfen, die Christsein in der Welt umsetzen wollen …

6 … jenen helfen, die die rechte Einstellung zu Gott suchen …

7 … jenen helfen, die nach einem rechten Umgang

mit den Anderen und mit sich selbst suchen …

8 … jenen helfen, die Liebe zu Gott und Freude am Leben zu verbinden suchen …

9 … jenen helfen, die Geduld mit sich und den anderen nötig haben …

10 …jenen helfen, die mit dem Wohlstand zurecht kommen wollen …

11 …jenen helfen, die fair miteinander umgehen wollen …

12 …jenen helfen, die ernsthaft nach einem Weg suchen …

Zum Abschied von Alois möchte ich Alois im Originalton erklingen lassen,

im Blick auf den dreifaltigen Gott und uns, die wir zu Ihm unterwegs sind.

GOTT

Mit Franz von Sales hat er die Beziehung zu Gott als Freundschaft beschrieben: „von Herz zu Herz“. „eine beherzte Öffnung für Gott“ (B 3) eröffnet den Raum natürlicher Gottesliebe. Franz von Sales sagt: “Jene, die Gott lieben, können nicht aufhören, an ihn zu denken.“ (DASal 1,87)

Ein Aspekt war für ihn Gottes Schönheit. Er hat dazu im Jahrbuch für salesianische Studien einen Beitrag geschrieben und bei der letzten Tagung, an der er teilnahm, dazu referiert: Alois Bachinger, “Nur die Wahrheit, die als Schönheit aufleuchtet, entfaltet ihre Kraft (Carlo Maria Martini), in: JbsalSp34,109-114.

„Franz von Sales erfährt selbst Gott als überaus schön und anziehend und er möchte den Menschen durch die Vermittlung dieser Erfahrung den Zugang zu Gott und zum Leben mit ihm vermitteln.“ (114)

Gotteserfahrung als persönliche Erfahrung – als Novize

„An einem schönen Wintertag wollte ich nun einmal Schi fahren. Der Novizenmeister erlaubte es. Ich hatte großes Vergnügen. Da tauchte bei mir die Frage auf, wie viel  mein Vergnügen vor Gott wert sein würde. Bin ich beim Schifahren auch zu Gott unterwegs? Oder ist das zwar eine vergnügliche Zeit, aber vor Gott ohne Wert?

Da fiel mir ein Zitat von Guy de Larigaudie ein:

„Man kann immer mit Gott reden. Ja man kann auch dann mit ihm reden, wenn man am Strand unter der Sonne vor lauter Freude tanzt oder auf den Skiern über den Schnee gleitet. Gott immer neben sich haben, wie einen Gefährten, dem man sich restlos anvertraut.“

Dieser Gedanke hat mir sehr geholfen. Meine Freude beim Schifahren hat sich verdoppelt, als mir aufging, dass Gott Freude hat an meinem Spaß.“ (B 8,2)

„Gott neben sich haben wie einen Gefährten“. Für den salesianischen Weg ist das innere Zusammensein mit Gott im Alltag wichtig. Hier liegt der Schwerpunkt seines geistlichen Weges. Das Innere, das Herz, sollen wir von Jesus besetzen lassen.“ (B 4,3f.)

Leitwort Franz von Sales – Sales-Oblaten: VJ Vivat Jesus! Es lebe Jesus!

JESUS

„Jedes Flugzeug hat eine Funkverbindung zur nächsten Flugleitstelle. Nur so kann der Pilot feststellen, wo er sich befindet und ob sein Kurs richtig ist. Durch die „Funkverbindung“ mit Jesus können wir unseren inneren Kurs feststellen und – falls notwendig – korrigieren.“ (B 4)

Ein Lieblingsgedanke, seine Leitworte: „Karriere nach unten“ „Spiritualität von unten“

„Der Weg Jesu wird „Karriere nach unten“ genannt. Jesus hat nicht aufgetrumpft und ist nicht sensationell aufgetreten. Er ist auf der Seite der kleinen Leute und Verachteten zu finden. … Gott sagt in der Auferweckung Jesu: Dieser Weg der „Karriere nach unten“ gilt.“ (B 6)

Predigt beim 50jährigen Priesterjubiläum über den „Abschied von Hochwürden“.

(Erinnerung von Prof. Schleißheimer)

HEILIGER GEIST

Spiritualität: Leben im Heiligen Geist, Leben im Geist des hl. Franz von Sales.

Als Sales-Oblate hat P. Bachinger salesianische Spiritualität gelebt, geliebt, gelehrt.

Er hat lebensnahe „salesianischen Spiritualität für den Alltag“ vermittelt. Lebensnah, nahe bei den Leuten, nicht abgehoben, auf dem Boden der Wirklichkeit, wo und wie Menschen leben. Überzeugt, überzeugend

CHRIST SEIN

im Menschsein war sein Lebensthema. Kein „Du mußt Christ werden!“, vielmehr „Du darfst Christ sein!“

„Der Beginn des Christseins heißt nicht: „Du musst!“, sondern „Schau auf Gott und antworte!“ (B 2,5)

„Das ist ein Christsein mit angezogener Handbremse.“ (B 3, 2f.)

„Die Christen sind in der Welt sind nicht dazu verurteilt, „Amateure“ des christlichen Lebens zu bleiben. Sie können genauso intensiv und vollkommen Jesus nachfolgen, wie Priester, Ordensfrauen oder Ordensmänner.“ (B 1,4).

„Du sehnst dich nach Frömmigkeit …“ (DA 1,33). Das klingt zunächst ein bisschen lächerlich, ist es aber nicht. Das Gleiche meint nämlich auch die jüdische Schriftstellerin Nelly Sachs (1892-1970), jedoch mit anderen Wort“en. Sie schreibt: „Alles beginnt mit der Sehnsucht!“

Frage zum Nachdenken:

Weiß ich, dass Christwerden ein lebenslanger Prozess ist? (B 3,6)

Wer Gott, den Schöpfer des Lebens, liebt, wer in Seinem schöpferischen Geist lebt, ist eingeladen „schöpferisches Gutsein“ zu leben (B 3,6).“

Christliches Leben besteht „nicht einem umzäunten Brav-sein, im Einhalten von Verbotsgrenzen, sondern vor allem im schöpferischen Gutsein, das Fülle, Kraft und Leben entfaltet, aus Gott gespeist wird und das Gute neu und ursprünglich in die Welt trägt.“ (B 3,6).

Eine Geschichte,

die für ihn eine Schlüssel-Geschichte war, bringt sein Anliegen anschaulich zum Ausdruck. Bei Hochzeiten und auch beim Jubiläum unserer Gemeinde St. Matthäus in München hat Alois diese Geschichte erzähl. Dazu hat zwei lange Holzlöffel mitgebracht, sie dem Brautpaar bzw. der Gemeinde geschenkt. Wegweiser zum Teilen von dem, was sie empfangen.

(Hochzeits-)Geschichte: Die langen Löffel (in: Hofsümmer, Kurzgeschichten 1, 253).

Miteinander teilen: Leben, Liebe. Im Teilen zu Abbildern Gottes werden, in dem Gott- Vater, Gott-Sohn, Gott-Heiliger Geist einander mitteilen, miteinander teilen: Leben, Liebe, Licht. In Gottes Leben, in Seine Liebe gehen unsere Verstorbenen ein. „Das ewige Licht leuchte ihnen“ beten wir.

Leben in Gott, mit Gott: ein Fest ohne Ende (Roger Schutz).

WIEDERSEHEN

Schwester Lea Ackermann erzählt ihren berührenden Abschied von P. Fritz Köster SAC, der ähnlich wie P. Bachinger in seiner Krankheit seinem Tod entgegen ging. Im Pfarrhaus haben sie „Gespräche am Küchentisch“ geführt, nahe am Leben der Leute gelebt. Am letzten Abend seines Lebens haben sie nochmals mit Sekt „auf das Leben“ angestoßen. Der Sterbende zur Schwester: „Die Party kann beginnen.“ Sein Abschiedswort – ein Schlüssel-Wort zum Fest im neuen Leben mit Gott, in der Gemeinschaft des dreifaltig liebenden Gottes, in der Gemeinschaft miteinander mit Gott.

Ein Abschiedswort – eine Einladung zum Wiedersehen: „Sollte es in einem neuen Leben so etwas wie ein Wiedersehn mit vertrauten Menschen geben: Alois möchte ich dann auf jeden Fall wieder begegnen.“ (N.N. zum Abschied von Alois)

Ein Abschiedswort von Alois – Rückblick auf sein Leben, Vorausblick auf sein neues Leben. Ähnlich wie Bischof Pedro Casaldáliga in Brasilien:

Das Herz voll Namen

Am Ende des Weges

wird man mich fragen:

Hast du gelebt?

Hast du geliebt?

 

Und ich werde,

ohne etwas zu sagen,

das Herz auftun,

voll von Namen.

 

„I steh wia a Kerschbam

In ewiger Blüa.“

Franz Stelzhamer

 

P. Johannes Haas OSFS

 

Predigt zum Gedenkgottesdienst für P. Alois Bachinger in Pramet, Oberösterreich, 9. Juli 2017

Wenn ich heute hier die Ansprache halten darf, so liegt der Grund in meiner langen Bekanntschaft mit ihm: 1948 lernten wir uns im Konvikt St. Josef in Ried i. Innkreis kennen, die letzten acht Jahre lebten wir gemeinsam in St. Anna in Wien.

Anlässlich seines 80. Geburtstages 2013 beschrieb P. Alois Bachinger sein Leben in einer Ansprache selbst: „Ich habe ein gutes Temperament mitbekommen mit Optimismus und gutem Immunsystem seelisch und körperlich … So möchte ich zuerst Gott Dank sagen, dann meinen Eltern, der Familie, den Leuten in Pramet.. Obwohl ich Jahrzehnte von meiner Heimat in Pramet und Ried entfernt bin, habe ich zur Heimat bis heute eine gute Beziehung.   Ja Pramet hat ihn zum Ehrenbürger ernannt. Dann mündet mein Weg bereits zu den Oblaten des hl. Franz von Sales. Mit 13 Jahren im Konvikt St. Josef.

Nach fünf Jahren Studium bin ich 1958 zum Priester geweiht worden. Rückblickend darf ich sagen, dass ich ein schönes Leben mit verantwortungsvollen Aufgaben hatte. Ich bin weit in der Welt herumgekommen aufgrund der Aufgaben im Orden. Seine Wirkungsstätten waren Eichstätt, Pleystein, Wien.  Er war Erzieher und Religionslehrer, Ausbildungsleiter des Ordensnachwuchses, Hochschulpfarrer, Rektor und Ökonom, Provinzial, Generalrat, Generalassistent und schließlich geistlicher Begleiter vieler Menschen in verschiedenen kirchlichen Bereichen. Seine Innviertler Wurzeln waren sein menschliches, der hl. Franz von Sales sein geistliches Fundament.

Als Provinzial habe ich ihn in Fockenfeld, unserer Spätberufenenschule erlebt. Da zeigte er  sich ganz sportlich: Zum Schulschluss spielten die Schüler gegen die Lehrer. Heute verliert ihr 10:0  meinten sie.  Ausgegangen ist es 0: 1 für die Lehrer. Unser Siegestor schoss unser Provinzial P. Bachinger.

Pater Alois hatte durch seine lange und schwere Krankheit eine lange Zeit der Vorbereitung auf den Tod. Meist scheuen wir uns, mit einem Schwerkranken über den Tod zu sprechen. Doch eines Tages sagte er selbst: „Ich habe mir gar nicht vorgestellt, dass das Sterben eine so große Sache ist.“ Aber er kannte sicher den Brief seines Namenspatrons, des hl. Aloisius, der ja schon mit 23 Jahren gestorben ist. Er schrieb an seine Mutter: „Erlauchte Frau, jetzt gilt es endlich dem Himmel nahe zu kommen, um den ewigen Gott  im Land der Lebendigen zu lieben. Erlauchte Frau Mutter, Ihr müsst Freude daraus schöpfen, dass der himmlische Vater mir die wahre Freude und Gewissheit gibt, dass ich nicht zu fürchten brauche, ihn jemals zu verlieren.  Von dort aus kann ich euch noch weit mehr helfen als in diesem vergänglichen Leben. Die Trennung dauert nicht lange, im Himmel sehen wir uns wieder.“

Jetzt weiß P. Alois, was Jesus uns verheißt, wenn er im heutigen Evangelium sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr geplagt und beladen seid. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“

Und oft hat er bei Franz von Sales gelesen. „Der Todestag ist unserer Seele größter Feiertag, denn sie kommt zu dem, der sie am meisten liebt.“

Wenn wir jetzt Eucharistie feiern, große Danksagung, dann lasst uns dem Herrn danken, dass er uns Pater Alois so lange geschenkt hat und ihn bitten, er möge ihm die volle Vollendung schenken. Amen.

P. Maximilian Hofinger OSFS