Predigt zum Pfingstfest (Joh 20,19-23)

Das beste Bild des Heiligen Geistes ist die Kirche

Wenn man bei einer Geburtstagsfeier eine Rede über das Geburtstagskind hält, dann wird man dabei sicher nicht das Schlechte erzählen, das dieser Mensch in seinem Leben getan hat. Im Gegenteil, man wird auf das Positive hinweisen.

Beim Geburtstagskind Kirche ist das meistens anders. Wer auf das Leben der Kirche in den letzten 2000 Jahren zurückblickt, dem fallen oft die negativen Dinge zuerst ein. Und ich brauche jetzt all das gar nicht aufzählen, das machen andere schon zur Genüge.

Meine Aufgabe ist es, heute, am hohen Pfingstfest, dem Geburtstag der Kirche, an die guten Dinge zu erinnern, die durch die Kirche geschehen sind. Und das Wichtigste, das dabei zu erwähnen ist, dafür kann die Kirche eigentlich gar nichts, es ist Gnade, es ist Geschenk: In der Kirche ist nämlich der Geist Gottes, der Heilige Geist gegenwärtig, egal wie der Weg dieser Kirche durch die Geschichte, Gegenwart und Zukunft auch aussehen mag.

Im heutigen Evangelium haben wir es gehört: Jesus haucht seine Jünger im Abendmahlssaal an – genau diese Jünger, die ihn verraten, verleugnet und verlassen haben, die sich vor lauter Angst eingesperrt haben, genau zu ihnen sagt der Auferstandene: „Empfangt den Heiligen Geist!“

Und 50 Tage später, am Hohen Pfingstfest werden genau diese Jünger vom Sturmbrausen und den Feuerzungen des Heiligen Geistes hinausgetrieben, um die Botschaft des Friedens, der Freude und des Lebens, die Jesus Christus verkündete, in die ganze Welt zu tragen, in allen Sprachen, zu allen Nationen.

Diese positive Energie, diese Würde und Heiligkeit der Kirche, das ist der Heilige Geist, und dieser Heilige Geist ist Geschenk und Gnade. Genau daran erinnert uns das Pfingstfest, genau das feiern wir, wenn wir den Geburtstag der Kirche feiern: das Geschenk des Heiligen Geistes, und damit die einzigartige Würde und Heiligkeit seiner Kirche.

Natürlich, der Heilige Geist weht, wo er will, und oft genug muss er sich Orte außerhalb der Kirche suchen, weil die Kirche zu langsam ist, nicht schnell genug begreift, aber Gott hat sich trotzdem für sein Projekt mit den Menschen und seiner Schöpfung einen konkreten Ort in dieser Welt ausgesucht, und dieser Ort ist und bleibt die Kirche, die „Ecclesia“, die im Namen des Herrn zusammengerufene Gemeinde, also wir alle hier.

Oder wie der heilige Franz von Sales es beschreibt: „Die Kirche ist eine heilige Gesamtheit oder allgemeine Gemeinschaft von Menschen,“ durch den Heiligen Geist zusammengerufen, „geeint und vereinigt im Bekenntnis des einen gleichen christlichen Glaubens“ (DASal 10,41).

Wie soll man sich den Heiligen Geist vorstellen? Als Taube? Als Atem? Als Sturm? Als Feuerzunge? All diese Bilder sind natürlich richtig und werden in der Bibel auch so verwendet. Das beste Bild der Heiligen Geistes aber sind wir, die im Namen Jesu zusammengerufene und versammelte Gemeinde. Der Heilige Geist wird wahrnehmbar, erfahrbar, spürbar in den vielfältigen Talenten und Begabungen all jener, die sich als Kirche versammeln und die Botschaft Jesu hinaus in die Welt tragen.

Das Pfingstfest erinnert uns daher auch daran, dass wir durch die Taufe und Firmung vom Heiligen Geist beschenkt sind. Er lebt und wirkt in uns und durch uns, so wie es der Apostel Paulus in seinem ersten Korintherbrief beschreibt: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen – alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Er bewirkt alles in allem: die Gnadengaben, die verschiedenen Dienste, die verschiedenen Kräfte.“ Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr! Wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“

Freuen wir uns darüber, danken wir Gott für dieses Geschenk seines Geistes und machen wir etwas aus unseren Geistesgaben und Charismen – zur Ehre Gottes. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS