Predigt zum Karfreitag (Joh 18,1 – 19,42)

Zu Füßen des Kreuzes

„Blühe, wo Gott dich hingepflanzt hat“ – Jede Christin und jeden Christen, egal, wo er lebt, was er tut, welche Fähigkeiten er besitzt, hat Gott – davon ist Franz von Sales überzeugt – vor allem zu Füßen des Kreuzes hingepflanzt. Deshalb empfiehlt er uns auch:

„Halten wir uns ganz zu Füßen des Kreuzes, überfroh, wenn nur irgendein Balsamtropfen, der diesem Kreuz überall entquillt, auf unser Herz fällt und wir eines dieser niedrigen Gräser pflücken können, die im Umkreis des Kreuzes wachsen.“ (DASal 5,221).

Diese „niedrigen Gräser“ sind die kleinen Tugenden, die in unserem Leben so wertvoll und brauchbar sind: Geduld, Sanftmut, Demut, Beharrlichkeit und Ausdauer, Humor und Herzlichkeit, Gottvertrauen, Zuversicht, Optimismus … und noch viele andere mehr.

All diese Tugenden wachsen für Franz von Sales zu Füßen des Kreuzes. Wenn ich sie also für mein Leben pflücken will, dann muss ich Christus, den Gekreuzigten, betrachten. Im Blick auf den Gekreuzigten erkennen wir eben, wie groß die Liebe Gottes zu uns Menschen ist, und diese Liebe ist es, die unser Leben trägt.

Zu Füßen des Kreuzes verläuft daher „der sicherste Weg der Frömmigkeit.“ (DASal 6,102)

Zu Füßen des Kreuzes „mildern sich alle unsere Bitterkeiten“ (DASal 6,235), unser Kummer und unsere Sorgen.

Zu Füßen des Kreuzes finden wir „einen starken Trost“ (DASal 6,299) – dort werden wir „zweifellos gestärkt und wieder aufgerichtet“ (DASal 6,58).

Und schließlich meint Franz von Sales: „Heften Sie Ihr Herz an den Fuß des Kreuzes und lassen Sie es dort in seiner Liebe ruhen. Seien Sie recht froh, dass Sie einzig durch die Barmherzigkeit Gottes, Ihres Erlösers gerettet sind“ (DASal 12,363). Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS