Predigt zum Herz Jesu Fest (Mt 11,25-30)
Selig das Herz, das Gott liebt
Woran denken wir, wenn wir irgendwo das Symbol eines Herzens sehen? Die Wahrscheinlichkeit, dass wir da an die Liebe denken, ist sehr hoch, vor allem dann, wenn in dieses Herz auch noch zwei Namen oder Buchstaben hineingeschrieben sind … oder wenn dieses Herz von einem Pfeil durchbohrt ist. Hier haben sich offenbar zwei Menschen verewigt, die einander lieben, ineinander verliebt sind … oder hier hat eine oder einer Liebeskummer bzw. er oder sie fühlt sich vom Liebespfeil getroffen und durchbohrt. Auf alle Fälle macht uns dieses Symbol Herz deutlich: hier geht es um das Gefühl – und es zeigt uns, dass der Mensch sehr wohl eine Sehnsucht nach diesem Gefühl hat.
Natürlich will man das nicht immer zugeben – trotzdem ist es so, dass der Mensch durchaus romantisch veranlagt ist. Liebesfilme, Liebesromane, – so genannte „Schnulzen“ – kommen immer gut an, das Valentinsfest verschafft dem Handel jedes Jahr gute Umsätze. Und wenn Sie sich anschauen, wie Hochzeiten gefeiert werden, dann wird oft genug deutlich, dass die Romantik ganz im Vordergrund steht. Am schönsten ist eine Hochzeit, wenn es dabei auch die Gelegenheit gibt „vor Glück zu weinen“.
All das darf auch in der Gottesbeziehung sein – das jedenfalls macht uns das Herz-Jesu-Fest deutlich. Gottesbeziehung ist keine theologische Kopfsache, Gottesbeziehung ist zutiefst mystische, spirituelle Herzensangelegenheit.
Die Texte aus der Heiligen Schrift, die wir heute gehört haben, wollen uns genau das deutlich machen: Mose sagt: „Euch hat der Herr in sein Herz geschlossen“ (Dtn 7,6-11), nicht weil ihr so toll seid, sondern weil er euch liebt. Das klingt nicht nur wie eine Liebeserklärung, es ist auch eine.
Im ersten Johannesbrief wird das verdeutlicht: „Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat … genau deshalb müssen auch wir einander lieben“ (1 Joh 4,7-16)
Und schließlich Jesus im Evangelium: „Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“.
Gottesbeziehung ist Liebesbeziehung – eine Beziehung von Herz zu Herz, die zu Herzen gehen soll – und die sich auswirken soll auf meine Umgebung durch meine Herzlichkeit und Güte. Das war die ganz große Überzeugung des heiligen Bischofs und Kirchenlehrers Franz von Sales. Diese herzliche, liebevolle Spiritualität hat er eingepflanzt in die Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Heimsuchung Mariens – auch Salesianerinnen genannt – und daher gab es in diesem Orden bereits eine grundlegende Herz Jesu Verehrung, noch bevor eine Mitschwester – nämlich die heilige Margareta Maria Alacoque – ihre Herz Jesu Visionen hatte und den Auftrag erhielt, der Kirche und Welt die Herz-Jesu-Verehrung ans Herz zu legen.
Wenn wir uns die täglichen Nachrichten anschauen, dann merken wir, dass unsere Welt in vielen Teilen ziemlich herzlos ist. Im Vordergrund steht der Kampf um Macht, Einfluss und Geld. Jeder will der größte, stärkste, reichste, beste, berühmteste usw. sein, und er ist bereit, dafür alle Mittel einzusetzen, ohne Rücksicht auf das Wohl des anderen. Hauptsache mir geht es gut.
Jesus Christus, und somit das Christentum, also unser Glaube, geht einen völlig anderen Weg – nämlich den Weg des Herzens: „Ich preise dich, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja Vater, so hat es dir gefallen.“ Das sind Worte, die von Herzen kommen und zu Herzen gehen.
Wie ernst Jesus Christus seine Herzlichkeit meinte, zeigt sich dann in seinem Tod am Kreuz, wo er nicht nur sein Leben opferte, sondern sogar sein Herz, damit wir erkennen, wie groß die Liebe und Herzlichkeit Gottes zu uns Menschen ist – und damit wir diese Liebe und Herzlichkeit auch in unserer Welt verbreiten.
Der heilige Franz von Sales hat sein Leben und sein Werk genau darauf aufgebaut, den Menschen vor allem diese Herzlichkeit und Liebe Gottes deutlich zu machen und spürbar werden zu lassen. So möchte ich auch mit einem Wort von ihm schließen, das all das zusammenfasst. In einem Brief schrieb er einmal:
„Ja, Gott ist gut, und selig das Herz, das ihn liebt.“ (DASal 6,178)
Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS