Predigt zum Fest Taufe des Herrn (Mk 1,7-11)

Immer wieder beginnen

Das Fest Taufe des Herrn steht liturgisch am Übergang zwischen der Weihnachtszeit und der gewöhnlichen Zeit im Jahreskreis. Die weihnachtliche Festzeit, die Ferienzeit, die Urlaubszeit ist also vorbei, der ganz gewöhnliche Alltag beginnt wieder.

Und da passt als Einstieg ein Wort des heiligen Franz von Sales ganz gut, das da lautet: „Man muss immer wieder beginnen und zwar gerne wieder beginnen“ (DASal 5,272). Er schrieb diesen Satz in einem Brief an die heilige Johanna Franziska von Chantal, die er fast zwanzig Jahre lang geistlich begleitete. Sie war eine starke Frau, mit festen Vorsätzen und Plänen, die sie immer auch so schnell wie möglich in die Tat umsetzen wollte. Ihre Stärke war aber gleichzeitig auch ihre Schwäche. Wenn ihr einmal etwas nicht so gelang, wie sie sich das vorgenommen hat, dann meinte sie gleich, sie wäre gescheitert und eigentlich völlig unfähig. Genau in einer solchen Situation schrieb ihr Franz von Sales: Nein, das Leben ist nicht entweder voll gut oder voll schlecht, schwarz oder weiß, super oder katastrophal, das Leben ist vielmehr ein Weg, bei dem man jeden Tag von neuem wieder beginnen muss. Glaubt man am Abend, man hätte alles geschafft und sein Ziel erreicht, man könne sich also in aller Ruhe hinlegen und seinen Erfolg genießen, am nächsten Tag heißt es dann trotzdem wieder aufstehen, neu anfangen, und zwar gerne wieder beginnen … so lange, bis jeder Beginn einmündet in die ewige Vollendung in Gottes liebender Gegenwart.

Und wenn einmal ein Tag völlig misslungen ist, dann gilt das genauso: Übergib alles, was falsch gelaufen ist, der göttlichen Barmherzigkeit. Bitte ihn, er möge das Unvollendete, das du begonnen hast, vollenden … du aber fange wieder an, beginne neu, und beginne gern, Schritt für Schritt, jeden Tag neu und vertraue darauf, dass Gott dich nicht im Stich lässt, sondern an die Hand nimmt und begleitet, und wenn du zu schwach bist, so trägt er dich sogar ein Stück auf seinen Armen.

Warum macht Gott das? Weil er dich genauso liebt wie seinen eigenen Sohn. In der Taufe hat Gott zu dir genau das Gleiche gesagt, wie er es bei der Taufe Jesu zu seinem Sohn sagte, so wie uns das heutige Evangelium berichtete: „Du bist mein geliebter Sohn, Du bist meine geliebte Tochter, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Dieses Wort, das Gott bei meiner Taufe zu mir gesprochen hat, gilt jeden Tag, ja sogar dann, wenn ich einmal von Gott nichts wissen will. Gott ist nämlich treu, er steht zu mir, auch wenn meine Wege einmal in eine ganz andere Richtung laufen sollten, als jene, die dem Willen Gottes entsprechen.

Was hilft mir, immer wieder zu beginnen und zwar gerne wieder zu beginnen? Gott hat uns dafür zwei Geschenke gegeben, die wir immer wieder verwenden dürfen: das eine ist das Sakrament der Eucharistie, die Heilige Messe, die heilige Kommunion, die mich stärkt und nährt für meinen täglichen Lebensweg. Das andere ist das Sakrament der Versöhnung, die heilige Beichte, in der ich all meine Fehler, Schwächen, mein Versagen dem göttlichen Erbarmen übergeben darf, und wo Gott mir durch die Lossprechung die Kraft gibt für einen Neuanfang, damit ich eben wieder beginnen und zwar gerne wieder beginnen kann.

So wünsche ich uns allen einen guten Einstieg in den ganz normalen Alltag mit seinen Freuden und Herausforderungen, mit seinen Routinen und Überraschungen. Und ich wünsche uns allen, dass wir jeden Tag neu beginnen und zwar gerne wieder beginnen, denn das ist der Weg zur christlichen Vollkommenheit – oder modern ausgedrückt: der Weg der optimalen Erfolgsgarantie. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS